Warum Wasserpolacken keine Polen sind

07.02.2020 | Stand 02.12.2020, 12:01 Uhr

Franken sind gerne mal maulfaul.

Wenn es aber darum geht, kübelweise Spott über die netten Nachbarn auszuschütten, sprudelt und plappert es nur so aus ihnen heraus. Wolfshenker, Nägelsieder, Mauerscheißer - beinahe jede Stadt und jedes Dorf hat irgendwann im Laufe der glorreichen Franken-Geschichte einen bitterbösen Spitznamen abbekommen. Martin Droschke hat sich in seinem neuesten Buch "Von Hundefressern und Zwiebeltretern" (Emons Verlag, 14,95 Euro) der Sache einmal angenommen.

Wer weiß zum Beispiel, wo genau die Vorstadtkakerlaken hausen? Genau. Nicht in Nürnberg, sondern in Fürth. Lustig kann sich der Leser durch die bitterbösen Spitznamen blättern und dabei erfahren warum nicht nur in Gunzenhausen gerne auf die Pflastersteine - man verzeihe den ordinären Fäkalausdruck - geschissen wurde.

Besonders schön, weil besonders rätselhaft, ist der "Kosename", den sich die Erlanger im Schweiße ihrer netten Nachbarn verdient haben: Wasserpolacken. Droschke hat sich auf die Fährte nach der Entstehungsgeschichte dieses fränkischen Spottnamens begeben. Die Lösung liegt in der fränkischen Eigenart, das "P" wie ein "B" auszusprechen. Mit Unterstützung von Fachleuten hat der Autor der empfehlenswerten Schrift herausgefunden, dass rund um den "Po(h)lenplatz" ganz im Gegensatz zu heute viele arme Leute gewohnt haben und man von "polnischen Verhältnissen" sprach. Das Rätsel um das fragliche Wasser konnte Martin Droschke ebenfalls mit viel Fleiß, etwas Glück und noch mehr Können lüften. 1886 wurde auf dem "Polenplatz" ein 222 Meter tiefer Brunnen gebohrt. Am Ende sprudelte nur ein Rinnsal aus der Erlanger Erde und die fränkischen Nachbarn hatten ihren Spaß und die "Wasserpolacken" ihren bitterbösen Spitznamen.

npe