Ingolstadt
Warum Fatih Kayas Tor gegen Dresden regulär gewesen wäre

29.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:07 Uhr
FCI-Stürmer Fatih Kaya. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Nach dem nicht anerkannten Kopfballtor von Thomas Keller in der Partie beim 1. FC Kaiserslautern (1:1) ist auch Fatih Kaya ein regulärer Treffer entgangen.

 

Beim Heimsieg gegen Dynamo Dresden (1:0) am vergangenen Samstag hatte der 20-jährige Angreifer des FC Ingolstadt getroffen - doch der Unparteiische entschied auf Abseits. Ein Fehler, wie der frühere Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati in seiner Analyse auf dem Internetportal liga3-online. de feststellte.

Die Szene: Nachdem Kaya den Ball vor das Tor von Dresden flankte, geriet er über die Torlinie außerhalb des Spielfeldes ins Toraus. Dann köpfte Stefan Kutschke den hereingeflankten Ball auf das Dresdner Tor, Keeper Kevin Broll wehrte ab. Anschließend lief Kaya zurück auf das Spielfeld und schoss den Ball ins lange Eck ins Tor. Der Treffer wird jedoch nicht anerkannt.

Rafatis Analyse: Wenn ein Spieler des angreifenden Teams aus dem Spiel heraus außerhalb des Spielfeldes gerät und noch in der gleichen Spielsituation das Spielfeld wieder betritt und sich am Spiel beteiligt, gilt dieser im Sinne der Abseitsregel als auf der Torlinie stehend. Somit hätte das Tor richtigerweise nicht gezählt.

Da aber bei dieser Aktion gleichzeitig zwei Dresdner ins Toraus gelaufen waren, werden auch diese im Sinne der Abseitsregel so gehandhabt, als wären sie auf der Torlinie postiert. Somit liegt keine Abseitsposition vor, weil diese drei Spieler - zwei Verteidiger und Kaya - auf einer Linie stehen und gleiche Höhe zur Anwendung kommt. Das Tor hätte somit zählen müssen.

Wie komplex diese Szene ist, zeigt auch ein zusätzlicher Sachverhalt. Hätte nur ein Verteidiger außerhalb des Spielfeldes gestanden, wäre Kaya immer noch nicht im Abseits, da zum Zeitpunkt des Abspiels (Kopfball) von Kutschke auch der Fuß des Torhüters auf der Torlinie ist und somit hätten immer noch zwei verteidigende Spieler die Abseitsposition aufgehoben.

Noch ein Aspekt: Dass der Ball vom Gegner kommt - Broll wehrt Kutschkes Kopfball ab - spielt keine Rolle, da es sich um eine Abwehraktion und kein absichtliches/bewusstes Zuspiel zu Kaya handelt. Eine insgesamt sehr interessante Konstellation, die wohl künftig als Lehrbeispiel in der Schiedsrichterausbildung verwendet werden dürfte.

Gottfried Sterner