Pfaffenhofen
Warum die Gelbe Tonne eigentlich grün ist

Im Kreistagswahlkampf setzen die Grünen konsequent auf Umweltthemen

17.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:04 Uhr

Landkreispolitik am Frühstückstisch: Die Grünen setzen vor allem auf Umweltthemen wie Entsorgung oder öffentlichen Nahverkehr - Foto: Paul

Pfaffenhofen (PK) Der Kreiswahlkampf der Grünen soll vor allem von Umweltthemen dominiert werden, darunter Energiewende, Müllentsorgung und ökologische Landwirtschaft. Das wurde bei einem Informationsfrühstück der Partei in Pfaffenhofen deutlich.

Im Fernsehen gibt es diesen Werbespot, wo sich irgendwer – mal sind es die Wikinger, mal die Alten Römer, mal die Amis – damit rühmt, ein Super-Hustenbonbon erfunden zu haben. Und mitten im schönsten Eigenlob taucht dann plötzlich ein empörter kleiner Mann auf, tut den Moglern mal kurz und heftig weh und kräht im empörten Schwyzerdütsch: „Wer hat’s erfunden!“

Vielleicht sollten die Grünen den FDP-Kreisvorsitzenden Josef Postel auch mal heftig an der Krawatte ziehen oder ihm auf die Zehen treten. Denn der Liberale kapert aus ihrer Sicht gerade ein Thema, mit dem die Ökopartei nach eignem Bekunden schon seit fast zwei Jahrzehnten schwanger geht: die Gelbe Tonne für den Landkreis. Mit seinen hunderten gelben Mini-Plastiktönnchen, die Postel derzeit werbewirksam verteilt, okkupiert er die Idee nämlich kongenial.

„Wir haben das Projekt schon in der vorletzten Wahlperiode eingebracht“, berichtet die Ortsvorsitzende der Kreisstadt, Angelika Furtmayr. Viel passiert ist dann freilich nicht mehr, die Mehrheit im Kreistag hatte kein Interesse daran. Von häufigen privaten Aufenthalten in Schleswig-Holstein weiß sie: Woanders funktioniert das Modell wunderbar – viel besser als in Bayern – und es schone obendrein Umwelt und Geldbeutel. So umfasse im Nord-Bundesland der Restmüll pro Vierpersonenhaushalt gerade mal noch 40 Liter, berichtet Furtmayr – und die Bürger dort kämen damit prima aus. Weil eben viel mehr in den Gelben Tonnen entsorgt und recycelt werden dürfe. Aber gut, in Schleswig-Holstein bekommen sie ja auch das mit der Windkraft besser hin als im Freistaat. Da bringt ein Windrad keine Wutbürger auf die Palme.

Die Grünen sind nun aber ganz zuversichtlich, dass die besagten Tonnen bald auch vor den Haustüren des Landkreises aufgestellt werden dürfen, nachdem sich inzwischen auch Landrat Martin Wolf (CSU) und die Freien Wähler dafür stark machen. Eine geplante Bürgerbefragung soll das entsprechende Stimmungsbild aus der Bevölkerung liefern.

Auch anderswo würden sich die Grünen in der Kreispolitik für die nächsten sechs Jahre wieder einen stärkeren Fokus auf die Umweltpolitik wünschen. Dafür sollte zunächst überhaupt mal wieder der Umwelt- und Naturschutzausschuss des Kreistags zusammentreten, was er in den vergangenen sechs Jahren unter den Landräten Josef Schäch (Freie Wähler) und Martin Wolf nämlich nicht tat.

„Dabei gäbe es dort durchaus eine Menge zu bereden“, ist Roland Dörfler, der Co-Spitzenkandidat für die Kreistagswahl, überzeugt. Als Beispiele nennt er die Kieswerke oder die Ausgleichsfläche für das neue Gewerbegebiet in Bruckbach.

Einige Entscheidungen der Vergangenheit hätte man in dem Ausschuss hinsichtlich ihrer ökologischen Sinnhaftigkeit wohl auch noch mal überdenken können. Aus Sicht der Kreisvorsitzenden Kerstin Schnapp gehört dazu unter anderem die Verlegung der Außenstelle des Landratsamtes ausgerechnet nach Vohburg. Die Experten in der Kreisverwaltung hätten nämlich zuvor eher für Manching oder Geisenfeld plädiert.

Aber da sei der Vohburger Bürgermeister Martin Schmid in seiner Eigenschaft als SPD-Fraktionssprecher im Kreistag wohl zur CSU gegangen und habe mit Verweis auf die allgemeine Kooperationsbereitschaft seiner Partei wohl eine entsprechende Entscheidung forciert, mutmaßt Kerstin Schnapp. „Ich hoffe, dass sich da nach der Wahl einiges ändert bei der SPD, mit manchen Leuten dort könne man nicht zusammenarbeiten. „Mir persönlich wäre ein Thomas Herker als Fraktionssprecher lieber“, wirbt sie für den Pfaffenhofener Bürgermeister.

Ein weiteres wichtiges Thema für die Kreis-Grünen in der nächsten Periode ist ihr Projekt zur Gewinnung von Energie aus Bioabfällen. Der Landkreis gäbe rund eine Million Euro im Jahr für die Entsorgung dieses Mülls aus. Selbst wenn eine entsprechende Anlage zur Verwertung also fünf Millionen Euro kosten würde, hätte sich die Investition nach fünf Jahren gelohnt. Obendrein könnte man den gewonnenen Strom verkaufen.

Beim öffentlichen Nahverkehr plädieren die Grünen für eine bessere Anbindung zu den Knotenpunkten, obendrein sollten Bushaltestellen wenigstens mit einer Bank und einem Dach versehen werden. „Die alte Oma nicht stehend im Regen warten lassen – das wäre mal eine praktische Reaktion auf den viel beschworenen demografischen Wandel“, wirbt Kerstin Schnapp.

In der Ilmtalklinik sollte nach dem endgültigen Aus für die Kinderstation nun die Tagespflege ausgebaut werden, fordern die Grünen, und im Landratsamt müsse man mehr Personal einstellen, um angemessen auf die zusätzlichen Aufgaben bei Bildung und Betreuung sowie in der Versorgung der ständig mehr werdenden Asylbewerber reagieren zu können. „Auf Dauer ist das von den Ehrenamtlichen nicht zu bewältigen“, ist Roland Dörfler überzeugt.