Karlshuld
Warum der Rudi keine Frau mag

Theatergruppe des Heimat- und Trachtenvereins Dö Birkastoana begeistert mit Stück von Toni Lauerer

09.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Lustiger Auftritt: Rudi (Robert Mattes, 2.v.l.) erträgt zähneknirschend die Lamenti der Eltern Kare und Bertha (Adolf und Margaret Mattes), weil er "koa Wei mog", der nervige und tratschfreudige Witzeerzähler "Hä" (Matthias Köstler, r.) wittert eine Geschichte. - Foto: Hammerl

Karlshuld (SZ) Toni Lauerers Dreiakter "Unser Rudi mog koa Wei" wird von der Theatergruppe des Heimat- und Trachtenvereins Dö Birkastoana mit viel Spielfreude und Engagement auf die Bühne gebracht.

Das G €˜schau sollte er sich patentieren lassen. Einfach brillant die Mimik, die Robert Mattes alias Rudi Zankl aufsetzt, wenn seine Mutter Bertha (Margaret Mattes) schimpft, weil sie die Unterhosen ihres 34-jährigen Sohnes noch immer waschen muss.

Den Akteuren ist anzumerken, dass sie ihre Rollen leben, ob Adolf Mattes als Genickschwacher zweiter Chef vom Hof, Roland Seeger als Junggeselle in mittleren Jahren, Stefan Walter als Rudis Freund Heinz oder Matthias Köstler als Nervensäge "Hä", der seiner Umgebung mit Witzen auf den Geist geht, wo die doch ganz andere Probleme haben. David Heilgemeir ist der geschäftstüchtige Viehhändler ebenso abzunehmen wie Michael Hofstetter, der nicht weniger geschäftstüchtige Pfarrer, der sich ebenfalls auf die Suche nach einer Frau für den oaschichtigen Bayern-Fanclubvorsitzenden Rudi macht, nachdem dessen Papa versprochen hat, bei Erfolg seine Spende für die Kirchenorgel von 200 auf 800 aufzustocken.

Zu den absoluten Höhepunkten des mit gut drei Stunden reiner Spielzeit jede Menge Sitzfleisch erfordernden Stücks gehört die Szene mit Sandra Wagner als Sabine Bergmann, ihres Zeichens Regierungsrätin z. A. aus dem Landratsamt, die das erste Opfer von Rudis Geschertheit wird, die er mit offenem Hosentürl und wilden Bocksprüngen auslebt.

Was heißt denn überhaupt z. A.? Darüber rätseln Bertha und ihr Kare angestrengt, bis er des Rätsels Lösung gefunden hat: "Zum Anschauen, denn sie kommt ja, um das Haus anzuschauen". Wobei der Kare sicher Hintergedanken hegt, denn er wünscht sich gerade eine Schwiegertochter, die auch für ihn was "zum Anschauen" sein soll. Was Bertha wiederum gar nicht taugt. Das zwar klischeehafte, aber dennoch amüsante Geplänkel zwischen den beiden bringt ihnen immer wieder Szenenapplaus ein. Schwieriger haben es die drei Nebendarstellerinnen Martina Richter, Birthe Gruber und Barbara Huber, deren Rollen sie im Wesentlichen auf zwei Emotionen beschränken €” Empörung angesichts der Geschertheit des widerspenstigen Junggesellen und mehr oder weniger dümmliches Lächeln, sobald sich dann doch noch der richtige Deckel für jedes Töpfchen gefunden hat. Hier könnte Spielleiterin Margit Schumann es ihren Akteurinnen etwas leichter machen, indem sie den Rotstift ansetzt. Den ausgefeilten männlichen Charakteren im Stück nähme das kaum etwas weg, den Damen aber ersparte es die ein oder andere Minute, die nur mit gekünsteltem Lächeln bis zur Manieriertheit zu überstehen ist.

Mimisch und schauspielerisch ist die ganze Truppe gut aufgestellt, erweist sich als weitgehend textsicher und agiert mit einem Schwung, der bald ins Publikum überschwappt, das bereitwillig mitgeht. Mit Liebe zum Detail ist die Bauernstube des Bühnenbildes ausgestattet worden, einschließlich Hochzeitsfoto von Rudis Eltern und dem Bauernblattl im Zeitungsständer. Nicht zu vergessen die Fanartikel, mit denen der Karlshulder FCB-Fanclub die Theatergruppe ausgestattet hat und die ihr Teil zur Authentizität beitragen. Wer wissen will, ob sich die drei Junggesellen als standhaft erweisen oder nicht, hat noch weitere Gelegenheiten, die Theatergruppe mit ihrem gelungenen Lustspiel zu erleben.