Warum der Polder kommt

08.07.2021 | Stand 11.07.2021, 3:34 Uhr

Zum Artikel "Mit Geld lassen sich Kühe nicht füttern", DK vom 6. Juli: Die Argumentation der Poldergegner erinnert mich an den Begriff des "Nachhut-Gefechts".

Vermutlich ist es dem einen oder anderen Gegner klar, dass alle Mühe vergebens sein wird. Und natürlich ist es verständlich, wenn man anschließend sagen kann "Wir haben gekämpft und sind mit wehenden Fahnen untergegangen". Doch eine ganz einfache Rechnung sollte den Gegnern klar machen, dass der Polder nicht zu verhindern ist.

Bertoldsheim hat vermutlich 450 bis 500 Wahlberechtigte. Im günstigsten Fall sind davon 400 gegen den Polder. Von den Wahlberechtigten aus der Großgemeinde Rennertshofen kommen eventuell weitere 1500 Poldergegner. Von Burgheim und dem restlichen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen kommen wohl weitere 1000 Poldergegner Wählerstimmen. Und mit viel Glück kommen aus Restbayern weitere 1100 Wählerstimmen von Sympathisanten der Poldergegner. Recht viel mehr als diese 4000 Poldergegner Wählerstimmen werden es wohl nicht werden.

Dagegen steht ein Wählerpotenzial von Ingolstadt donauabwärts bis Passau von 40000 bis 200000 Stimmen. Ich kann diese Zahl nur schätzen. Welcher Politiker, egal welcher Partei, kann es sich erlauben, vor diesen Zahlen die Augen zu verschließen. Und um ganz klar Stellung zu beziehen: Es ist meine Überzeugung, dass wir den Polder brauchen. Die Gemeinden Rennertshofen, Burgheim und Neuburg brauchen ihn sicher nicht. Aber Ingolstadt wird dankbar sein, wenn im Zuge des fortschreitenden Klimawandels, in fünf oder zehn Jahren die nächste Jahrhundertflut aufläuft. Und es sollte niemand meinen, bei einer gesteuerten Flutung der Lech- und Donau-Stauseen bräuchte man die Polder nicht. Die Gewinnmaximierung der Stauwerksbetreiber steht über allen anderen Überlegungen.

Was mich maßlos ärgert ist, dass die Gemeinde Rennertshofen und die Polderdörfer Riedensheim beziehungsweise Bertoldsheim ohne verbindliche vertragliche Aussagen dastehen, wer für eventuelle Spätfolgen aufkommen muss. Es kann nicht sein, dass Riedensheim, Bertoldsheim, Rennertshofen und Burgheim immer nur die Verlierer sind.

Karl Heinz Steib,
Rennertshofen