Eichstätt
Warnung vor einer "toten Welt"

400 Teilnehmer gingen beim zweiten „Friday for Future“ in Eichstätt auf die Straße

26.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:47 Uhr
Zahlreiche selbstgestaltete Plakate waren dabei. −Foto: Straßer

Eichstätt (EK) Unter dem Motto „Klimakrise stoppen – act now“ hatte ein Bündnis aus Schülern und Studenten zur zweiten „Fridays for Future“- Kundgebung und Demonstration in Eichstätt aufgerufen. Mit rund 400 Teilnehmern war am Freitagmittag trotz der kühlen Witterung und der Osterferien der Marktplatz wieder gut gefüllt.

Seit der ersten Demo vor fünf Wochen habe sich einiges getan, berichtete als erster Redner Jeremia Funk. Gemeinsam mit den „Scientists for Future“ (Wissenschaftler für die Zukunft, Anmerkung der Redaktion), habe die „Fridays for Future“-Bewegung nun konkrete Forderungen für Deutschland formuliert: „Ob die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens,  Kohleausstieg auf Bundesebene bis 2030 oder 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2035 – das sind keine aus der Luft gegriffenen Forderungen, sondern wissenschaftlich begründete und notwendige Maßnahmen.“ 

Noch absurder als die anhaltende Kritik an den Schülerprotesten finde   er, so Jeremia Funk, „die Politiker, die zwar unseren Aktionismus loben, aber dann keine Maßnahmen ergreifen“. Er rief daher alle über 18-Jährigen auf, sich an der Europawahl zu beteiligen. „Und wer noch nicht wählen darf: Geht zu den Infoständen der Parteien und macht denen klar, dass für uns in Europa die Klimapolitik höchste Priorität hat.“ 

Denn, das betonte im Anschluss auch Susi Markert: „Nur, weil viele von uns noch nicht wählen dürfen, ist unsere Stimme nicht weniger wert.“ Auf das Argument so mancher Politiker, ein Kohleausstieg würde zu viele Arbeitsplätze kosten, erwiderte sie:  „Wir sind vielleicht jung, aber wir sind keine Idioten. Wir wissen, dass der Kohleausstieg nicht einfach wird. Aber in einer toten Welt gibt es auch keine Arbeitsplätze.“
Jonathan Bittlmayer bezeichnete in seiner Rede die Demonstrationen der Schüler als eine Art „Bildungsauftrag: Wir müssen den Politikern halt erklären, was sie zu tun haben, wenn sie nicht selbst darauf kommen.“ Ganz konkret forderte  er unter anderem einen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr für Schüler, Studenten und Auszubildende. „Überhaupt müssen Bus und Bahn attraktiver werden, damit sie auch für Arbeitnehmer eine echte Alternative sein können.“ Vor allem in Bayern gelte es zudem, den Flächenverbrauch massiv einzuschränken.


Für das neu gegründete Netzwerk „fairEInt. Initiative nachhaltige Region Eichstätt“ (siehe Artikel Seite 26) warb im Anschluss Ina Limmer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: „Das verfolgt ähnliche Ziele wie Ihr, da könnt Ihr gerne mitdazukommen.“ Sie forderte die Schüler auf, nicht nur Verbote zu fordern, sondern „positive Bilder zu schaffen“, das motiviere ihrer Erfahrung nach stärker zu Veränderungen.


Wie wichtig die   geforderten Veränderungen seien, betonte im Anschluss Moritz Brinkmann: „Das ist kein Appell irgendwelcher Ökospinner, sondern schiere Notwendigkeit.“ Er nannte in diesem Zusammenhang nicht nur Änderungen im Konsumverhalten jedes Einzelnen, sondern auch im Bereich Arbeit und Produktion: „Während wir hier reden, verdienen Konzerne wie RWE weiterhin Millionen, indem sie unser Klima zerstören.“


Lautstark verkündeten die 400 Demonstranten anschließend bei ihrem Marsch durch die Spitalstadt und über Residenz- und Domplatz zurück zum Marktplatz ihre Forderungen. Denn, so fasste es abschließend Amirah Matterstock zusammen: „Der Sinn dieser Veranstaltung ist es nicht allein, den Parteien Druck zu machen. Es geht auch darum, das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen.“ 

Katrin Straßer