Neuburg
Warnstreik bei Faurecia kurz nach Mitternacht

Arbeitgeber und IG Metall protestieren gegen "mickriges Angebot" Altersteilzeit soll bleiben

01.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:43 Uhr

Warnstreik auf dem Gelände des Autositzherstellers Faurecia in Neuburg: 200 Beschäftigte der Nachtschicht beteiligten sich an der Forderung nach Lohnerhöhung und Beibehalt der Altersteilzeit. - Foto: IG Metall

Neuburg (r) 200 Beschäftigte des Neuburger Autozulieferers Faurecia demonstrierten am Mittwoch kurz nach Mitternacht für eine angemessene Tariferhöhung und verbesserte Altersteilzeit. Der Warnstreik dauerte 40 Minuten. "Es wird nicht der letzte sein", kündigte IG-Metall-Sekretär Erich Seehars (Ingolstadt) an, "denn das bisherige Angebot der Arbeitgeber ist ein Hohn."

Die Friedenspflicht endete um Mitternacht, deshalb setzte die Gewerkschaft die Warnstreiks kurz danach an. Bei Faurecia beteiligte sich die komplette Dauernachtschicht mit 200 Männern und Frauen. Sie standen auf dem Firmengelände, stärkten sich mit Punsch und diskutierten ihre Forderungen.

Es gab keine Restriktionen. "Die Werkleitung hat den Warnstreik zur Kenntnis genommen", berichtet Erich Seehars, der mit seinen Helfern in Neuburg vor Ort war. Gleichzeitig streikten die Nachtschicht-Mitarbeiter der Firma Ideal vor ihrer Halle im Güterverteilzentrum (GVZ) Ingolstadt. Faurecia im Neuburger Industriegebiet Grünau beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter und liefert "just in time" Autositzgarnituren an das Audiwerk in Ingolstadt.

Die IG Metall verlangt 4,5 Prozent Entgelterhöhung für die Beschäftigten der Branche. Die Arbeitgeber haben bisher 1,4 Prozent zum 1. Juni 2017 und 1,5 Prozent zum 1. Juni 2018 angeboten. Die Gewerkschaft hält die Anhebung für unzureichend, "außerdem sollen die Beschäftigten der Textilindustrie bei diesem Angebot mit vier Monaten ohne Entgelterhöhung abgespeist werden", so Erich Seehars.

Noch wichtiger als die Lohn- und Gehaltserhöhung sieht der Gewerkschaftssekretär die Verlängerung der Altersteilzeit. Bestehende Vereinbarungen für Arbeitnehmer ab 60 behalten ihre Gültigkeit, aber es könnten keine neuen Regelungen getroffen werden. Die Arbeitgeber lehnten die Altersteilzeit ab, "aber wir brauchen dringend einen gleitenden Übergang für ältere Kollegen", so Erich Seehars. Die schwere Arbeit in der Autositzherstellung fordere körperlichen Tribut. Die IG Metall erwarte hier "ein Signal der Arbeitgeberseite".

Die IG Metall verhandelt für rund 50 000 Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Insgesamt arbeiten in der Branche doppelt so viele Menschen. Deshalb will die IG Metall die Tarifrunde auch dazu nutzen, den Anteil der Betriebe mit Tarifvertrag wieder zu erhöhen. In der Hauptverhandlung bezeichnete die Gewerkschaft das Angebot der Arbeitgeber als "mickrig". Am 17. Februar steht die nächste Verhandlungsrunde an. Wenn keine Einigung in Sicht sei, "wird es Streik geben".