Hilpoltstein
Waldbauern reagieren auf Klimawandel

Generationenvertrag für Artenvielfalt und klimatolerante Mischwälder

20.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:15 Uhr
Der Blühtraktor macht Station in Rohr: Manfred Dorner und Ottmar Braun vom Bauernverband; Peter Tretter, AELF Roth; Kreisbäuerin Anette Götz; die Land- und Forstwirte Georg Burger und Karl Fischer sowie Peter Helmstetter vom AELF Roth (von links). −Foto: bbv

Rohr/Hilpoltstein (HK) Die Schleppertour "Bayern blüht auf" durch ganz Bayern hat Station im Landkreis Roth gemacht. Zum vorläufig letzten Mal in Mittelfranken stoppte der Blühtraktor des Bauernverbandes Station in Rohr. Hier wurde das Projekt "Zukunftswald Rohr - Waldumbau ohne Zaun" bereits 2011 gestartet. Die positiven Ergebnisse wurden nun am Montag vorgestellt.

Bereits seit langer Zeit bemühen sich die Waldbesitzer im Landkreis Roth in Zusammenarbeit mit den Forstfachleuten vom Amt für Landwirtschaft und Forsten (AELF) um den Aufbau klimatoleranter Mischbestände und damit auch um die Pflanzen- und Artenvielfalt im Wald. "Reine Nadelholzbestände sollen in klimaangepasste und artenreiche Wälder umgebaut werden", erklärt Projektbetreuer Peter Helmstetter vom AELF in Roth. "Die Notwendigkeit des Waldumbaus wird nicht erst durch die massiven Schäden, vor allem an Kiefern und Fichten deutlich, die aktuell überall in Mittelfranken sichtbar sind."

"Förster und Waldbauern haben schon vor langer Zeit erkannt, dass gerade die an kühle Regionen angepassten Baumarten Fichte und Kiefer durch Klimawandel wenig Aussicht auf Fortbestand haben werden", betont BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt.

Forstexperte Helmstetter weist darauf hin, dass zusätzlich durch den globalen Handel neue Schadorganismen aus Übersee eingeschleppt werden, die heimischen Baumarten bedrohten. Aktuelles Beispiel hierfür sei das Eschentriebsterben, verursacht durch eine aus Ostasien eingeschleppte Pilzkrankheit. Das Eschentriebsterben könne nicht wirkungsvoll bekämpft werden und bedrohe die Existenz der Esche als wertvolle Baumart in Franken.

Deshalb muss laut Helmstetter das Ziel für den Waldumbau aus Sicht der Forstexperten und Waldbauern sein: "Wer streut, der rutscht nicht." Das bedeutet, die neue Waldgeneration müsse artenreicher werden, um letztendlich das Schadens- und Ausfallrisiko ganzer Waldbestände, beispielsweise durch Massenbefall von Insekten, abzusenken, um die Veränderungen im Klimawandel besser ab puffern zu können.

"Waldumbau geht aber nicht von heute auf morgen, sondern ist eine Arbeit über Generationen und muss nachhaltig sein", weiß Waldbesitzer Georg Burger, der mit seinem Wald am Projekt beteiligt ist. Es braucht Zeit, Überzeugungsarbeit und engagierte Waldbäuerinnen und Waldbauern. "Wir privaten Waldbesitzer lassen uns trotz mancher Rückschläge nicht entmutigen", macht Burger deutlich. "Unser Bestreben ist es, für die kommenden Generationen einen Wald zu hinterlassen, der alle Ansprüche an Artenvielfalt, Kohlendioxidabsenkung, Erholungsraum und Rohstofflieferung erfüllen kann."

Deshalb müsse der Umbau von Reinbeständen rechtzeitig in Angriff genommen werden, damit die neue Waldgeneration unter dem Dach des Altbestandes gesichert in den "Startlöchern" steht, so Forstexperten und Waldbesitzer unisono.

B L Ü H T R A K T O R

Die Bauern und der Bayerische Bauernverband (BBV) wollen mit der Schleppertour deutlich machen, wo und wie sie sich für den Erhalt der Artenvielfalt engagieren. Die vielfältigen Projekte starteten bereits lange vor dem Volksbegehren auf freiwilliger Basis.

Der Blühtraktor, der seine Tour Anfang Juni begonnen hat, zeigt zahlreiche Projekte zur Förderung der Biodiversität in allen Regierungsbezirken Bayerns.

Mehr zur Aktion "Bayern blüht auf "unter www.bayerischerbauernverband.de/bayern-blueht-auf und auf www.bayerischerbauernverband.de/bilder-schleppertour; zum Projekt Zukunftswald Rohr unter http://www.aelf-rh.bayern.de/forstwirtschaft/waldbesitzer/083587/index.php.