Dorferneuerungsprogramm wird heuer 40
Waizenhofen ausgewählt: Eine von bayernweit 40 Linden

25.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:59 Uhr
Über die neue Linde in der Ortsmitte freuen sich stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf, Ortssprecher Helmut Knoll, Gerd Wechsler von der Teilnehmergemeinschaft, Amtsrätin Irene Emmert und ALE-Amtsleiter Gerhard Jörg (von links). −Foto: Karch

Waizenhofen - Ein symbolischer Akt mit durchaus praktischem Nutzen: In Waizenhofen ist am Mittwoch eine der 40 Linden gepflanzt worden, die das Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten spendiert hat. Anlass für diese Spende ist das Jubiläum der Dorferneuerung, die vor 40 Jahren beschlossen worden war. Gepflanzt wurde die Linde nur wenige Meter neben dem Standort der alten Dorflinde, die im August wegen ihres schlechten Zustands gefällt werden musste.

"Waizenhofen hat sich als Standort für diese Jubiläums-Linde angeboten", hob der amtierende Bürgermeister Michael Kreichauf hervor. "Denn hier sieht man schon, was im Zuge der Dorferneuerung passiert ist." Kreichauf verhehlte auch nicht den Stolz der Gemeinde, dass gerade Waizenhofen als einer der 40 Standorte in Bayern ausgewählt worden ist.

Unweit des neu entstandenen Dorfplatzes mit Buswartehäuschen und neuem Feuerwehrhaus steht nun die neue Dorflinde. Bereits fertig sind auch neue Straßen, Parkplätze und vor allem der von den Bürgern sehnlichst gewünschte Gehweg. Wie dringend der gebraucht wird, zeigte sich am Mittwochnachmittag überdeutlich. Ein Auto nach dem anderen, Lastwagen und sogar Mähdrescher fuhren durch den kleinen Ort.

Die qualitative Verbesserung, die der Ort durch die Dorferneuerung erfahren habe, sei deutlich spürbar, hob Kreichauf hervor. Die Dorferneuerung fuße aber auf zwei Säulen. Neben den öffentlichen Maßnahmen nannte er auch die privaten Projekte, für die es hohe Zuschüsse gebe. Die seien auch gut genutzt worden mit dem Ergebnis, dass das Dorf heute viel freundlicher aussehe.

Auch wenn der Kerwatanz künftig nicht mehr unter der Dorflinde stattfinden könne, so doch daneben. Die Linde sei schon von alters her ein Symbol für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Heimat sowie als Platz der Gemeinschaft. Schon Martin Luther habe gesagt: "Wenn wir Reuter sehen unter der Linden halten, wäre das ein Zeichen des Friedens. Denn unter der Linde pflegen wir zu trinken, tanzen, fröhlich sein, denn die Linde ist unser Friede- und Freudebaum." Kreichauf hoffte, dass die neue Dorflinde auch wieder ein Mittelpunkt des Ortes werde.

Die Dorfmitten aufwerten und mit Leben zu erfüllen, ist ein Ziel der Dorferneuerung, wie Gerhard Jörg, der Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung in Mittelfranken, erläuterte. Deshalb hat der Bayerische Landtag dieses Programm vor 40 Jahren beschlossen. Nach vier Jahrzehnten blickt man mit viel Stolz auf das zurück, was erreicht worden ist: "Die Dorferneuerung, die zunächst als Antwort auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft gedacht war, wurde schnell zu einem Schwerpunkt der Arbeit der Ländlichen Entwicklung und zum Herzstück der positiven Entwicklung unserer ländlichen Regionen." Ziel der Dorferneuerung sei es von Anfang gewesen, die Bewohner des ländlichen Raums dabei zu unterstützen, ihr Umfeld, ihr Dorf, ihre Heimat für sich und die nachfolgenden Generationen lebens- und liebenswert zu gestalten. Die Maßnahmen, so ein weiterer Aspekt, bedeuteten auch immer einen großen Schub für die regionale Wirtschaft.

Bisher hätten, so Jörg, zwei Drittel der Gemeinden in Bayern von der Dorferneuerung profitiert. Das Themenfeld sei dabei groß und umfasse die Sicherstellung der Nahversorgung ebenso wie die Infrastruktur, den Erhalt der Biodiversität, den Klimawandel oder den Flächenverbrauch. "Es braucht intelligente Lösungsansätze und Menschen, die etwas bewegen wollen." Schwerpunkte der Dorferneuerung seien heute insbesondere die Innenentwicklung, die soziale Dorferneuerung und die Sicherung der Grundversorgung.

Aktuell laufen in Mittelfranken über 180 Dorferneuerungen, von denen fast 120 Gemeinden mit 400 Ortsteilen und über 70000 Einwohnern profitiere. Im Landkreis Roth bearbeitet das Amt für Ländliche Entwicklung derzeit 31 Dorferneuerungen in zwölf Gemeinden und 64 Orten; bereits abgeschlossen wurden 30 Dorferneuerungen in zehn Gemeinden und mehr als 80 Orten. Beantragt sind weitere elf Dorferneuerungen in sechs Gemeinden.

"In diesen 40 Jahren hat sich viel geändert, aber nicht das Erfolgsrezept - der Dreiklang aus aktiver Einbeziehung der Bürger, Anpassungsfähigkeit und Verlässlichkeit", unterstrich Gerhard Jörg. Von Anfang sei es das Grundprinzip der Dorferneuerung gewesen, dass die Bürger mitreden, mitplanen und mitentscheiden könnten. "Nur so tragen sie die Ergebnisse des Veränderungsprozesses mit."

HK

Andrea Karch