Roth
Wahnsinn bis der Mund weh tut

Monika Gruber setzt sich in der restlos ausverkauften Rother Kulturfabrik wortgewandt in Szene

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Monika Gruber −Foto: Klier (Archivfoto)

Roth (HK) Innerhalb kurzer Zeit waren alle 1200 Karten ausverkauft. Wahnsinn! Und genauso hieß das sechste Bühnenprogramm, das Monika Gruber in der Rother Mehrzweckhalle in einer Veranstaltung der Kulturfabrik wortgewandt und humorvoll in Szene setzte.

Zunächst gibt es ein Vorprogramm mit dem Münchner Sänger und Gitarristen Roland Hefter "zum Aufheizen", wie er sagt. "Zwoa Liedl" hat er mitgebracht: "Es wird scho no" und "Des is jedem scho passiert". Dazu kalauert er am Weltfrauentag über Frauen und Scheidung. Man darf mitklatschen und beim "Refraa" misingen. Das kommt gut an.

Nebel wabert über die Bühne, die Bayernhymne ertönt und geht in eine verjazzte Form über, dazu idyllische Bayernbilder auf den Projektionsflächen. Und da kommt sie auch schon im brausenden Applaus auf die Bühne: Monika Gruber. In kritischen und geistreichen Beiträgen, manchmal derb und hart am Limit, prasselt in den folgenden beiden Stunden eine Wortflut auf die Besucher hernieder. Dass der Humor dabei eine wichtige Rolle spielt und immer wieder Applaus und Lachsalven herausfordert, versteht sich von selbst. Neben Klamauk gibt es aber auch viele philosophische Überlegungen. Oft spricht sie ihrem Publikum aus der Seele.

Vieles sei heute Wahnsinn: das menschliche Verhalten, die Politik, die Technik. Aufregen könnte man sich über jeden Sch . . .! Das Wort Preißn darf man nicht mehr sagen, eher "Deutscher mit teilevangelischem Hintergrund." "Sind Saupreißn da?" Darf man noch Führerschein sagen oder etwa Heilfasten? Das könnte falsch verstanden werden. Ein Gräuel sind die Leute, die nach Bayern aufs Land ziehen und sich über Kuhglocken beschweren. Nachpfeifen ist auch verboten. "Ich fahre nach Italien", sagt sie, "damit mir einer nachpfeift! Hashtag me too, please!" Am besten sollte man sich über alles beschweren. Was ist los mit unserer Welt? "Spinn jetzt ich oder die Anderen?", fragt sie sich. Im Tatort wird genuschelt und wenn man einmal ein Wort verstehen würde, dann wird die Musik laut. Alles muss ein Event sein. Sogar normales Essen ist unmodern. Der Thermomix ist zu einer Religion geworden. Kindergeburtstag wird schon mit einem Jahr groß gefeiert. Früher war Opa die Hüpfburg. Angst vor dem Krampus gibt es nicht mehr, denn vorher dürfen die Kinder sein Gewand anprobieren. "Wenn ich ho, ho ho hören will, fahre ich in die Oberpfalz", lästert sie. Früher sagte man zum Lehrer: "Wenn der Bub nicht spurt, dann schmier‘ns eahm eine. Das kennt er von daheim." "Kinder brauchen Regeln", stellt sie fest, Werte sind wichtig. Ob da die Leitkultur weiterhelfen kann? Da wurde ein islamischer Feiertag gefordert. Wissen wir noch, wo wir sind?

Dann sind Vegetarier und Veganer an der Reihe. "Früher hatte man Angst vor dem Russ‘, heute vor dem Weißmehl. Da kann man nur noch eine vegane Kerze in der Kirche anzünden, für das Veganerg'schwerl, das alle missionieren will. Ich schnitz mir doch auch kan Broccoli aus Leberkas. Aber: "Dürfen Veganer Schmetterlinge im Bauch haben?"

Deftig geht es nach der Pause weiter: "Sche . . . dir nix, dann feilt (fehlt) dir nix!" Sie ist 46 und noch nie in Therapie gewesen. "Monika, du musst dich deinen Problemen stellen!", wurde ihr geraten. "I hob ja koane, i hob ja koan Moo", lautet darauf ihr Kommentar, der mit Applaus und auch Protest bedacht wird. Aber oft fühle sie sich allerdings unverstanden, denn: "Ich red Boarisch." Gegen Burnout, so behauptet sie, helfe der Stammtisch. Sport, Politik, Milchpreis und Weiber sind da die Themen. Vielleicht wurde ein solcher Tisch von ihrem Neffen gebaut, der nicht aufs Gymnasium ging, sondern Schreiner wurde. Manche akademischen "Gscheithaferl" habe ihm das übel genommen. Manche Kinder werden mit dem SUV zur Schule gebracht. Wenn das Kind dann auf den letzten Metern verläuft, ist es hochbegabt, denn es ist eigene Wege gegangen. "Wenn Kolumbus Ritalin bekommen hätte, dann hätte er auch nie einen Indianer gesehen."

Die AppleWatch und Alexa wissen alles und verbinden sich womöglich mit dem Thermomix. Man kann halt den Wahnsinn in der Welt nicht mehr aufhalten. Man darf sich nicht über Dinge ärgern die man nicht ändern kann. Ein Bibelspruch hilft da weiter: "Liebe deinen Nächsten!" "Sie sind auch meine Nächsten!", wendet sich Monika Gruber an das Publikum, " denn ich brauche Sie an manchen Abenden mehr, als Sie mich."

Natürlich wird lange und laut applaudierend eine Zugabe gefordert. Frank Sinatra hatte dereinst gesungen: "I Did It My Way". Monika Gruber singt das Abschiedslied effektvoll auf ihre Weise: "Jetzt tut mir s'Mai (Mund, Maul) wäih!"