Schrobenhausen
Wahlkampf auf Hochtouren

Am Schrobenhausener Wochenmarkt präsentierten sich gestern neun Parteien, Wählervereinigungen und Listen

05.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:48 Uhr
Wahlkämpfer, wohin man schaut: Am Stand der CSU (oben l.) und bei den Freien Wählern (oben Mitte) waren zahlreiche Kandidaten präsent. Bei proSob hatte man sich etwas Besonderes einfallen lassen: eine Fahrradrikscha (oben r.). Die Grüne warben mit kleinen Windrädchen für ihre Positionen (Mitte l.). Linken-Bürgermeisterkandidat Reinhold Deuter hatte Unterstützung von Kreistagskandidatin Gabriele Nava (Mitte). SPD-Bürgermeisterkandidatin Martha Schwarzbauer verteilte zusammen mit Ortsvorsitzendem Robert Huber (Mitte r.) 400 rote Rosen. Auch am Stand der DU kamen die Wahlkämpfer mit zahlreichen Bürgern ins Gespräch (unten l.). Die Kandidaten der JU verteilten frisches Obst an die Passanten (unten Mitte). Die BVS war mit ihren drei Spitzenkandidaten vertreten (unten r.). −Foto: Wöhrle

Schrobenhausen - So einen Wochenmarkt gibt es nur alle paar Jahre.

Wer gestern durch die Lenbachstraße bummelte, stieß auf mehr Wahlkampfstände als Verkaufsbuden. Vor allem am Ende der Zeil standen die Vertreter der verschiedenen Parteien, Wählervereinigungen und Listen eng nebeneinander - und viele schauten auf einen Ratsch bei den Nachbarn vorbei.

Zehn Tage vor der Kommunalwahl präsentierten sich neun der zehn antretenden Parteien und Gruppierungen gestern ihren potenziellen Wählern und warben um Aufmerksamkeit. Die kreativste Idee hatte dabei proSob. Die Wählervereinigung nahm ihr Motto "Wir strampeln für Sie" wörtlich. Mit einer Fahrradrikscha kutschierten die proSob-Kandidaten Christian Spreitzer und Erwin Rabuser Passanten durch die Lenbachstraße. Die "Aktion zur Reduzierung des Autoverkehrs unter Zurverfügungstellung eines alternativen Verkehrsmittels" kam sichtlich gut an. Sogar politische Mitbewerber wie FW-Bürgermeisterkandidat Harry Reisner und sein Mitstreiter Rudi Koppold nahmen das Angebot an, ließen ihre Fahrkarten von "Kontrolleur" Georg Berger abzwicken und sich dann eine Runde über den Markt kutschieren.

Nur wenige Meter entfernt hatten die Unabhängigen (DU) einen Stehtisch aufgebaut. DU-Bürgermeisterkandidat Dieter Kreisle, Josef Dietenhauser, Ludwig Roßkopf und Franz Assenbrunner waren gefragte Gesprächspartner. In den regen Diskussionen ging es um das Verkehrskonzept, die Parkplatzsituation in der Innenstadt, die Rathaussanierung und die Zukunft des Kreiskrankenhauses. Viele Bürger blieben stehen und zeigten sich interessiert. Auch an den anderen Wahlständen. "Im Vergleich zu anderen Wahlen ist das Interesse hervorragend", stellte Linken-Bürgermeisterkandidat Reinhold Deuter an seinem Stand am unteren Ende der Lenbachstraße fest, während er Flyer und Broschüren an Marktbesucher verteilte. Am Nachbarstand warben Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen für ihre politischen Ideen - mit grünen Spielzeugwindrädchen, Blumensamen und kleinen Honiggläschen, einem "Gruß der Bienen", wie Stadtratskandidat Alois Forster erklärte. Seine Mitstreiter Martin Kappelmaier, Sophie Wagner-Leroux und Rudolf Wimmer freuten sich, dass bei vielen, die stehen blieben und sich näher informierten, die Themen Umwelt und Energie hoch im Kurs stehen. Aber auch "Verärgerung über die bestehenden Strukturen" hat Kreistagskandidat Kappelmaier bei etlichen ausgemacht. Die Broschüren und Werbegeschenke der Grünen wurden gestern gern genommen, wenn auch nicht von allen. Ein Passant mittleren Alters winkte ab, als ihm ein Grünen-Wahlkämpfer etwas zustecken wollte. "Ich bin AfDler aus Überzeugung", sagte er und ging weiter.

Ganz am unteren Ende der Lenbachstraße hatte die SPD ihre Zelte aufgeschlagen und verschenkte im Vorfeld des Weltfrauentags am 8. März rote Rosen - natürlich aus fairem Handel. Dieser Tag sei wichtig, erklärte Stadtratskandidatin Martha Schwarzbauer: "Wir Frauen müssen unsere Rechte durchsetzen. " Die schönen Blumen gingen weg wie nichts. Schon lange vor Marktende hatten die SPD-Wahlkämpfer Robert Huber, Toni Bayerstorfer, Stefan Eikam, Stefanie Buchner-Joppich, Rasid Yürekli und Heike Stoffels die 400 Stück, die die Partei geordert hatte, verteilt. Die Stimmung bei den Genossen war hervorragend. "Ich finde den Wahlkampf sehr angenehm", betonte Schwarzbauer, die mit ihrem Wahlkampfmobil, einem mit Plakaten versehenen Lastenrad, zum Markt gekommen war.

Auch Bürgermeister Karlheinz Stephan, der mit zahlreichen Mitstreitern am CSU-Stand um Stimmen warb, schwärmte von der guten Stimmung. Vor allem der unkomplizierte Kontakt mit den politischen Mitbewerbern sei angenehm, meinte er. "Man geht von Stand zu Stand und kommt miteinander ins Gespräch", so Stephan, der aber auch bei den Bürgern ein begehrter Gesprächspartner war: "Die Leute kommen mit ganz konkreten Anliegen. " Zusammen mit Evelyn Plöckl, Gerhard Winter, Franz Höcht, Peter Banzhaf und Stefan Wüst stand Stephan Rede und Antwort und verteilte Wahlprospekte, aber auch Handwürste und Amerikaner an die Passanten.

Schräg gegenüber, am Stand der Feien Wähler (FW) gab es Flaschenöffner, Feuerzeuge und Kübel in der Farbe orange für die Marktbesucher. Spitzenkandidat Harry Reisner und seine Mitstreiter Rudi Koppold, Till Huesmann und Christine Bäurle wurden in viele Gespräche verwickelt. Auch Notarzt Sharam Tabrizi, der für die FW für den Kreistag kandidiert, schaute kurz vorbei. "Die Südwesttangente bewegt die Bürger sehr stark", stellte Reisner fest. Aber auch die Bahnhofstraße, bei der keine Ausbaubeiträge abgerechnet wurden (wir berichteten), sei ein großes Thema. "Die Leute fragen, wie so etwas passieren kann", meinte Koppold.

Richtig gesund ging es beim Stand der Jungen Union zu. Die JU-Kandidaten Matthias Reisner, Nadja Gibis, Peter Holzmayr und Iason Schmid freuten sich über den reißenden Absatz, den ihre Tüten mit frischem Obst fanden, aber auch über die vielen positiven Reaktionen auf ihre Bewerbung für den nächsten Stadtrat. "Die meisten finden es gut, dass junge Leute kandidieren", versicherte JU-Spitzenkandidat Reisner.

Nebenan, am Stand der Bürgervereinigung Sandizell (BVS), diskutieren Franz Mühlpointner, Manfred Mayer und Georg Bayerl hauptsächlich über die Umgehungsstraßen und über die Windkraft. "Wir sind nicht unbedingt gegen Windkraft", erklärte Mühlpointner, "sondern wir sind gegen den Standort Hagenauer Forst. " Im Sinne der Gleichbehandlung müssten auch Standorte wie der Mahlberg oder das Umfeld des Neuen Friedhofs in Steingriff in Betracht gezogen werden, forderte der Dritte Bürgermeister.

SZ