Vor
Wachstum und Siedlungsdruck in Pfaffenhofen

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Vor 100 Jahren

Um die Selbstversorgung der Bevölkerung in Kriegszeiten zu verbessern, wird die "Heimgarten-Vereinigung Pfaffenhofen a. Ilm" unter dem Vorsitz von Johann Strasser gegründet. Die zunehmenden Versorgungsengpässe veranlassen engagierte Bürger, an die Stadt heranzutreten, um geeigneten Grund für Gemüseanbau zu pachten. Die ersten Heimgärten entstehen an der westlichen Anhöhe der Ingolstädter Straße auf Höhe des heutigen Freibads, wo die dort gelegenen Äcker der Heiliggeiststiftung zur Verfügung gestellt werden. Der Pachtschilling beträgt jährlich 800 Mark und die ersten vorbereitenden Maßnahmen der Gartler laufen an, um im kommenden Jahr die erste Ernte einfahren zu können. (Amtsblatt für das kgl. Bezirksamt Pfaffenhofen vom 3. Juli 1916)

Schwere Unwetter mit Hagelschlag gehen im südlichen Landkreis nieder. Betroffen ist der Raum von Schweitenkirchen bis Gerolsbach, wo taubeneiergroße Hagelkörner großen Schaden an Gebäuden und insbesondere an der Getreideernte anrichten. Zwischen Pfaffenhofen und Reichertshausen stürzen aufgrund der heftigen Sturmböen 15 Bäume auf die Bahngleise und sorgen für eine mehrstündige Unterbrechung des Bahnverkehrs. (Amtsblatt vom 6. Juli)

Die schweren Kämpfe in Frankreich an der Somme und vor Verdun fordern im Landkreis einen hohen Blutzoll. 34 Gefallene werden allein im Juli von den Frontlinien in die Heimat gemeldet und sorgen für unermessliches Leid in den betroffenen Familien. Der schon ernannte Nachfolger des gefallenen Schulverwesers Max Hörhammer in Pfaffenhofen, der im Felde stehende Heinrich Mörtl, verliert jedoch unmittelbar nach seiner Berufung ebenfalls bei Gefechten sein Leben, ohne dass er seinen Dienstort in Pfaffenhofen auch nur einmal gesehen hat. (Amtsblatt vom 18. Juli)

Vor 75 Jahren

In Pfaffenhofen werden Schulneubauten diskutiert. Neben dem Bau eines Zentralschulhauses soll die Stadt jetzt als Ergänzung zu den Volksschulen auch eine Hauptschule (Mittelschule) bekommen. Bis zur 1942 geplanten Fertigstellung des Neubaus soll sie in vier Räumen der Mädchenschule (heute Haus der Begegnung) untergebracht werden. Die dortigen Wohnungen der Schwestern werden vorübergehend in das Spital verlegt. Während das Zentralschulhaus in Ermangelung eines geeigneten Grundstücks nicht weiter verfolgt wird, gehen die Planungen für die avisierte Hauptschule weiter, um einem Teil der Kinder in Stadt und Landkreis den Besuch einer weiterführenden Lehranstalt zu ermöglichen. Wegen der zunehmenden Kriegsgefahr durch einsetzende Feindeinflüge wird das Projekt jedoch nicht realisiert. Erst im Jahr 1950 kann in Pfaffenhofen eine Mittelschule eröffnet werden. (Beratungsbuch der Stadt Pfaffenhofen vom 17. Juli 1941)

Vor 50 Jahren

Die Gemeinde- und Kreistagswahl vom 13. März muss in zwei Gemeinden des Landkreises wiederholt werden. Trotz eindringlicher Hinweise an die Wahlleiter in den Gemeinden, immer nur eine Person in die Wahlkabinen zu lassen, hielten sich in der Gemeinde Paindorf am Wahltag darin mehrere Ehepaare gleichzeitig auf, weshalb die Wahl für ungültig erklärt werden musste. Beim Ausfüllen von Briefwahlscheinen in der Gemeinde Jetzendorf wurde festgestellt, dass diese nicht von den Wählern selbst, sondern anderen Personen ausgefüllt wurden. In beiden Gemeinden muss deshalb am 30. September nochmals gewählt werden. (Ilmgau-Kurier vom 21. Juli 1966)

Der weltberühmte Archäologe Professor Hanns Stock, ein gebürtiger Pfaffenhofener, verunglückt bei Buchloe auf regennasser Fahrbahn mit dem Auto tödlich. Stock wurde nach seiner Dissertation 1941 zur Frühgeschichte Ägyptens im Jahr 1950 Nachfolger seines Doktorvaters Alexander Scharff auf dem Lehrstuhl für Ägyptologie und Geschichte des Alten Orients in München. Als Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo war er für zahlreiche Ausgrabungen in Ägypten verantwortlich, die international Aufsehen erregten. Spektakulär war die unter seiner Leitung erfolgende Verlegung der Tempelanlagen von Kalabsha und Abu Simbel, die aufgrund der Arbeiten am Assuan-Staudamm zur Rettung der Kulturdenkmäler notwendig wurde. (IK vom 26. Juli)

Vor 25 Jahren

Unter dem Thema "Ökologische Stadtentwicklung" findet im Festsaal des Rathauses ein Kolloquium statt, das sich mit dem künftigen Aussehen der Stadt Pfaffenhofen beschäftigt. Unter der Moderation von Rechtsdirektor Herbert Lorenz diskutieren vor 100 Zuhörern Vertreter des Stadtrats, der Kreisbehörden, des Naturschutzes und der Forschung angesichts des Wachstums und des damit verbundenen Siedlungsdrucks über die künftige Position Pfaffenhofens zwischen den Metropolen München und Ingolstadt. Insbesondere werden Energiefragen, Möglichkeiten der Energieeinsparung und die Versorgung der Stadt durch Blockheizkraftwerke oder über kommunale Betreiber diskutiert. Thema ist dabei unter anderem die Verbrennung von Energiepflanzen, Stroh und Hackschnitzeln zum Betrieb von Heizkraftwerken. Auch die Anlage eines Stadtparks und die Nutzung von Grünflächen als Erholungsbereiche für die Bevölkerung werden auf der Veranstaltung als Ziele für die Zukunft ins Spiel gebracht. Nicht zuletzt wird die Frage einer dichteren Bebauung der Innenstadt und eines möglichst geringen Flächenverbrauchs intensiv diskutiert. Die Veranstaltung soll, so Bürgermeister Hans Prechter, Anstöße für die künftige Entwicklung Pfaffenhofens geben und weitere Kolloquien dieser Art nach sich ziehen. (Pfaffenhofener Kurier vom 5. Juli 1991)