Breitenbrunn
Wachsstöckel und Strohschuhe

01.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:31 Uhr

Sie zeigten den Gästen bei der Sitzweil altes Brauchtum: Helga Karr (links) am Spinnrad und Wally Waldhier beim Strohschuhbinden. - Foto: Sturm

Breitenbrunn (swp) Eine gemütliche und unterhaltsame Sitzweil hat der Obst- und Gartenbauverein Breitenbrunn abgehalten. Dabei informierte Helga Karr aus Postbauer-Heng über verschiedene Bräuche im Jahreskreis.

Die kurzweilige Veranstaltung stieß auf großen Zuspruch. Franz Kraus stimmte die Gäste mit Novembergedichten so richtig auf den Abend ein. "Der Herbst führt die Menschen wieder mehr zusammen", erklärte der Gartenbauvereinsvorsitzende. In früheren Zeiten habe man sich regelmäßig getroffen, um gemeinsam zu spinnen, zu stricken und sich allerhand Geschichten zu erzählen. Die Geselligkeit sei dabei ausgiebig gepflegt worden. "Bei diesem Abend soll diese Tradition weiter gepflegt werden", so Kraus.

Salben und Tinkturen

In früheren Zeiten gehörte in vielen Regionen der Strohschuh zur traditionellen Fußbekleidung der Landbevölkerung. Er wurde aus geflochtenem Roggenstroh oder Maisstroh, meist im Winter, von den Bäuerinnen hergestellt. Etwa zehn bis zwölf Meter Strohgeflecht sind schon notwendig, bis man ein Paar Strohschuhe gebunden hat. Wally Waldhier aus Dürn beherrscht die alte Handwerkskunst des Strohschuhbindens noch und führte sie den Besuchern vor.

Helga Karr beschäftigte sich mit alten Bräuchen und überlieferten Traditionen im Jahreskreis. Anhand von Bildern zeigte sie, was sie selber pflegt und was in den Wintermonaten aus ihrer Hand alles entsteht. Ausgehend von der Gartenkultur spannte sie dabei den Bogen von der Naturkunst aus dem Garten, über das Herstellen von Salben und Tinkturen, bis hin zum Fertigen von Gewand und Wachsstöckeln. Wachsstöckel aus dünnen Kerzensträngen, die kunstvoll aufgewickelt und teils mit christlichen Motiven verziert sind, herzustellen, ist ein alter Brauch. Als es noch kein elektrisches Licht gab, hatten die Kirchgänger bei Frühmessen während der dunklen Jahreszeit, so auch Rorate in der Adventszeit, Engelamt in der Weihnachtszeit, sowie Christmette, Maria Lichtmess und Osternacht ihre Wachsstöckel dabei, die sie auf der Kirchenbank anzündeten.

Kleine Kostbarkeiten

Wachsstöckel waren früher ein beliebtes Geschenk zu allen Anlässen, das man – selbstverständlich geweiht – gerne von Wallfahrtsorten mitbrachte.

Beginnend bei der Verarbeitung von Wolle am Spinnrad bis hin zum Nähen eines Dirndls dokumentierte Helga Karr außerdem ihre vielfältigen weiteren Tätigkeiten. Mit der "Perlenstrickerei" werden bei ihr Alltagsgegenstände wie Pulswärmer zu kleinen Kunstwerken. Helga Karr hatte ihre "Schatzkiste" dabei, aus der sie ihre kleinen Kostbarkeiten hervor kramte und den Besuchern präsentierte.