Eichstätt
Vorzeigeprojekt geht zu Ende

Naturschutzgroßprojekt "Altmühlleiten" läuft zum Jahresende aus - Erfolg in allen Bereichen

27.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Wandern mit einem Schäfer kann man in Mörnsheim. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Zwölf Jahre hat der Zweckverband "Naturschutzgroßprojekt Altmühlleiten" im Gebiet von Pappenheim bis Kelheim daran gearbeitet, die deutschlandweit einzigartige Landschaft der Altmühltalhänge mit ihrer herausragenden Artenvielfalt zu erhalten.

Nun läuft das vom Bund und Land, von den Landkreisen Eichstätt und Kelheim sowie der Stadt Pappenheim und der Gemeinde Solnhofen finanzierte Großprojekt zum 31. Dezember 2017 aus.

Bei der Abschlusssitzung der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe im Eichstätter Landratsamt konnten die Mitglieder auf die große Zahl erfolgreich abgeschlossener Maßnahmen zurückblicken. Auch die Schlussevaluierung bestätigte: Das Großprojekt, das sich über 4000 Hektar und die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen, Eichstätt und Kelheim erstreckt, war sowohl im Hinblick auf seine naturschutzfachliche Umsetzung als auch auf das Management ein großes Erfolgs- und Vorzeigeprojekt.

"Wir haben fast 100 Prozent aller Maßnahmen durchführen können."

Annette Hagius Bundesamt für Naturschutz

"Alle Maßnahmen wurden sehr zufriedenstellend umgesetzt", "die Werte in Sachen Erhaltung, Entwicklung, Optimierung und Extensivierung von Flächen sind hervorragend", "das Projektmanagement war hinsichtlich Informationsmaterial, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit sehr erfreulich" - dies waren nur drei der vielen positiven Aspekte der Schlussevaluierung, die Stefanie Federl von der Regierung Oberbayern vorstellte. Von der beeindruckenden Gesamtzahl von 329 Maßnahmen zwischen 2009 und 2017, der Umsetzungsphase des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten, kamen 97 Prozent, also nahezu alle anvisierten Maßnahmen, zur Realisierung.

Neben der positiven Bewertung der Maßnahmen an den einzigartigen Hängen des Altmühltals stellte Federl auch das erfolgreiche Projektmanagement durch Projektleiterin Christina Fehrmann und die Zweckverbandsmitglieder heraus: "Das Projekt hat die Bevölkerung durch eine Vielzahl von Veranstaltungen, Infomaterialien und Pressebeiträgen sehr gut erreicht", freute sich Federl und dankte für die hervorragende Öffentlichkeitsarbeit. Der Bekanntheitsgrad des Projekts sei sowohl durch die insgesamt 125 Veranstaltungen des Verbandes, acht Präsentationen und 16 Schulveranstaltungen als auch zwei monatliche Pressebeiträge sehr hoch.

Den rundherum positiven Evaluierungsergebnissen schloss sich auch Annette Hagius vom Bundesamt für Naturschutz an: "Wir haben fast 100 Prozent aller Maßnahmen durchführen können, auch wenn jetzt natürlich noch viel Nachpflege nötig ist", betonte sie. Den Erfolg des Naturschutzgroßprojektes als "Vorzeigeprojekt" führte sie ebenso auf die große fachliche Kompetenz wie auch auf das persönliche Engagement der Mitglieder zurück: "Mir sind nicht nur das Projekt und die Landschaft im Altmühltal, sondern auch die Menschen sehr ans Herz gewachsen", schloss Hagius begeistert.

Zuvor hatten Projektmanagerin Christina Fehrmann und die beiden Vor-Ort-Manager Jasmin Kriegbaum (Landschaftspflegeverband Solnhofen/Pappenheim) und Andreas Frahsek (Riedenburg/Kelheim) einen ausführlichen Abschlussbericht über die Tätigkeitsbereiche des Großprojekts gegeben. Fehrmann dankte dem seit Beginn 2017 tätigen Eichstätter Vor-Ort-Manager Adi Geyer für seinen Einsatz und berichtete von der Abschlussveranstaltung des Großprojekts anlässlich des Lammabtriebs in Böhming.

Jasmin Kriegbaum berichtete über die Landschaftspflegemaßnahmen in Pappenheim/Solnhofen, bei denen der Erhalt und die Erweiterung der bestehenden Heiden sowie die Verbindung der Heiden durch Triebwege im Vordergrund gestanden hatten. Um das prägende Landschaftsbild am Zimmerer Berg aufrechtzuerhalten, seien unter bisweilen nicht ganz einfachen Bedingungen Wacholder und Triebwege ausgelichtet und durch vielfältige Nachpflegearbeiten der Durchtrieb von Schafen ermöglicht, die Weidung verbessert und Brombeerhecken eingedämmt worden, berichtete Kriegbaum. Besonders erfreulich: Durch den Ankauf verschiedener Flächen habe man den Ackerwildkrautschutz verstärken können, mit dem Ergebnis, dass 16 auf der "Roten Liste" Bayerns befindliche Ackerkräuter wieder vorzufinden seien. Die naturschutzfachliche Felssicherung bei den "Zwölf Aposteln" und der Einsatz alternativer Landschaftspflegemethoden wie der "Robocut", ein bodenschonendes ferngesteuertes Mulchgerät waren weitere wichtige Arbeiten im Solnhofener Gebiet.

Im Großraum Eichstätt standen umfangreiche Felsschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen am Obereichstätter Hang im Fokus, die sich auf Grund der direkt unterhalb der Felshänge angrenzenden Wohngebiete nicht einfach gestalteten, erläuterte Fehrmann. Ziel sei eine intensive Schafbeweidung und die stetige Felspflege, wo beispielsweise Apollofalter ihren Lebensraum haben.

"Werte in Sachen Erhaltung und Entwicklung sind hervorragend."

Stefanie Federl Regierung von Oberbayern

Der Erhalt und die Wiederherstellung großflächiger, offener Steinbruchhalden, die Optimierung und Sicherstellung nachhaltiger Beweidung, behutsame Felsfreistellungen und die Extensivierung landwirtschaftlicher Flächen waren indes rund um Mörnsheim das zentrale Anliegen des Großprojekts: "Mit dem Robocut, viel Handarbeit und großem Einsatz ist es hier gelungen, die Clematis und das Pappelwurzelwerk einzudämmen", erklärte Fehrmann die vielfältigen Probleme, mit denen die Naturschützer es zu tun hatten. In diesem Gebiet freue man sich insbesondere über die Rückkehr der nahezu ausgerotteten "Berghexe", einem Schmetterling aus der Familie der Edelfalter, die auch rund um Walting wiederentdeckt werden konnte.

Vor-Ort-Manager Frahsek aus Kelheim berichtete indes über die Maßnahmen im Bereich Riedenburg/Kelheim, für die eine Vielzahl erfolgreicher Grundstücksankäufe getätigt werden konnte. Priorität hatte in dieser Region die Optimierung der Beweidung, weshalb der Erhalt und die Erweiterung der bestehenden Heiden und die Verbindung der Heiden durch Triebwege im Vordergrund gestanden hatten. Diverse Felsfreistellungen, so am Schloss Prunn, waren ebenfalls von großer Bedeutung. Auch das Thema Wald war für die Naturschützer zentral: Arbeiten zum Erhalt, zur Erweiterung und zur Aufwertung der Laubwaldbestände sowie der Umbau von Nadel- in Laubwaldbestände waren wichtige Tätigkeitsbereiche im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten.

VOR ORT GEHT ES WEITER

Finanziell erfolgt die vollständige Mittelausschöpfung von sieben Millionen Euro bis Ende Februar 2018, da noch Grunderwerbe in Pappenheim/Solnhofen sowie diverse biotoplenkende Maßnahmen in der Umsetzung sind.

Auch der Zweckverbandsvorsitzende, Landrat Anton Knapp, dankte Projektleiterin Fehrmann und allen Mitgliedern, allen voran den Vor-Ort-Managern in Pappenheim und Kelheim: "Wir können alle zufrieden mit den Ergebnissen sein", betonte er, "das Projekt befindet sich in den Landschaftspflegeverbänden in sehr guten Händen."

Denn die Schutz- und Pflegemaßnahmen in den verschiedenen Gebieten des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten gehen nun in die Hände der Landschaftspflegeverbände über. In Eichstätt hat der Landschaftspflegeverband Eichstätt e.V. seine Pforten in der Rebdorfer Straße 2 eröffnet, der von Christina Fehrmann geleitet wird (www.lpv-ei.de). | ddk