Eichstätt
Vortrag über "Todesweg der Hexen"

19.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:15 Uhr

Eichstätt (DK) Mit 60 Besuchern war das neu gestaltete Höfchen des Museums Das Jurahaus in Eichstätt gut gefüllt, als Professor Erich Naab einlud, sich auf den Todesweg der Eichstätter "Hexen" zu machen.

Die Veranstaltung wollte der grauenhaften Verbrechen gedenken, die vor allem im 17. Jahrhundert begangen wurden. Die Vorsitzende des Jurahausvereins, Eva Martiny, nannte bei der Begrüßung einige Zahlen: Während der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt seien in der Zeit von 1532 bis 1723 nachweislich 224 Menschen, davon 197 Frauen, in einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Die Hauptphase der Hexenverfolgung sei mit 80 Prozent aller Opfer zwischen 1613 und 1630 in die Regierungszeit des Fürstbischofs Johann Christoph von Westerstetten gefallen.

Eva Martiny stellte einen Bezug dieser Ereignisse zu dem Handwerkerhaus her, in dem sich heute das Museum des Jurahausvereins befindet. Das gesamte Buchtalviertel, vor den Stadtmauern gelegen, sei 1634 während des Dreißigjährigen Kriegs zerstört worden, das heutige Museum wohl das erste Haus, das 1657 wiederaufgebaut wurde. Der Todesweg, über den die Verurteilten zum Hinrichtungsplatz am Galgenberg gekarrt wurden, habe in unmittelbar Nähe vorbeigeführt.

Erich Naab begann mit seiner Lesung mit einem Text aus dem zeitgenössischen "Simplicius Simplicissimus". Erschütternd war das Beispiel der Metzgersfamilie Steinel aus dem Buchtal, wo in den 1620er-Jahren Großmutter, Mutter und Tochter hingerichtet wurden. Die Tochter war bei ihrer Ermordung zwölf Jahre alt, bei ihren angeblichen Vergehen, der Teilnahme an einem Hexentreffen, war sie drei bis vier Jahre alt, so Naab.

Wie kritische Stimmen aus den Reihen der Jesuiten damals mundtot gemacht wurden, war zu hören, als Naab aus einer Verfügung des Jesuitengenerals Mutius Vitelleschi vorlas, die Mitgliedern seines Ordens untersagte, sich über die Hexenverfolgung kritisch zu äußern.

Sowohl Naab als auch Martiny war es ein Anliegen, die Anonymität der Opfer der Hexenverfolgung aufzubrechen und ihnen mit ihren Namen und ihrer Geschichte ihre Würde zurückzugeben. Vor dem Scharfrichterhaus am Neuen Weg, dem Weg zum Hinrichtungsplatz, verteilte Naab Zettel mit siebenmal sieben Namen, einer willkürlichen Auswahl aus der Liste der Verurteilten des Hochstifts Eichstätt. Heinrich Stürzl hat 2013 alle bekannten Namen in den Blättern des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde veröffentlicht, nachdem er sich auf die Suche nach seinen unter Fürstbischof Westerstetten ermordeten Vorfahren gemacht hatte.

Martiny wünschte sich, dass alle Opfer dieses himmelschreienden Unrechts an prominenter Stelle in Eichstätt mit ihren Namen für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Die beeindruckende Veranstaltung schloss Naab am Hinrichtungsplatz mit tröstenden Worten aus der Bergpredigt.