Ingolstadt
Vorsprung durch Schönheit

Walter de Silva lästert über Ingolstadt – Nur ein Übersetzungsfehler, sagt der Designer

25.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

−Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Nachdem VW-Designchef Walter de Silva Ingolstadt in einem Buch als „üble Stadt“ bezeichnet hatte, ruderte er nun zurück. Die ganze Geschichte beruhe lediglich auf einem Übersetzungsfehler.

Große Werke großer Künstler entstehen meist an besonders schönen Orten. Johann Wolfgang von Goethe zog es schnell nach Weimar, Beethovens 9. Sinfonie entstand in Wien, und Leonardo da Vinci soll sein berühmtestes Gemälde, die Mona Lisa, im italienischen Florenz geschaffen haben.

Auch die Künstler von heute lassen sich gerne von der Umgebung inspirieren. Anders Walter de Silva. Dem Designchef von VW sei es nie besonders wichtig gewesen, an einem bestimmten Ort zu arbeiten, wurde er nun in dem Buch „Ever since I was a young boy I’ve been drawing cars. Die besten Autodesigner der Welt – Wie sie wurden, was sie sind“ zitiert. „Meine besten Projekte wurden an üblen Orten geboren“, steht da. Den Alfa Romeo 156 habe er am Turiner Stadtrand gezeichnet, den Polo in Wolfsburg und den Audi A 5 in Ingolstadt. „Kann es schlimmer sein“, fragt de Silva im Buch, um die Frage kurz darauf mit einem kategorischen „Nein“ selbst zu beantworten.

„Ich kann das nicht ernst nehmen“, sagte Martina Benkel, die Geschäftsführerin der Ingolstadt Tourismus GmbH. Und hatte recht damit. Denn: Kurz bevor in Ingolstadt ein Sturm der Entrüstung ob dieser Aussage des Designchefs losbrach, ruderte de Silva zurück. Die Aussage sei auf jeden Fall auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen, sagte VW-Unternehmenssprecher Eric Felber gestern dem DONAUKURIER. „Auf gar keinen Fall wollte er damit die Stadt Ingolstadt verunglimpfen, das liegt ihm völlig fern“, sagte Felber. Vielmehr habe der Designer ausdrücken wollen, dass der Ort, an dem man ein schönes Auto entwirft, für ihn unerheblich ist. Eine inspirierende Umgebung, ein schönes Ambiente, eine tolle Atmosphäre? Geschenkt. Für de Silva zähle nur die Begeisterung für das Produkt, und schon lege er los.

Etwaige beleidigte Ingolstädter können sich also wieder entspannen. Alles halb so wild. Ein Imageschaden sei ohnehin nicht zu befürchten gewesen, meint Martina Benkel. „Wer immer dieser Herr ist, er mag eine Koryphäe im Design sein, aber für den Wohlfühlfaktor einer Stadt spielen andere Dinge eine Rolle, als er von seinem Reißbrett aus sieht“, sagt die Tourismusexpertin.

Falls de Silva den schönen Charakter Ingolstadts dennoch verkannt hat, liegt das womöglich an seinem Beruf. Schließlich ist es sein Job, auf die Silhouette zu achten. Vielleicht ist er aber auch einfach nur verwöhnt. Seine Geburtsstadt Lecco im Norden Italiens ist eingerahmt von Bergen und dem malerischen Ufer des Lago di Lecco.

Doch selbstverständlich hat auch Ingolstadt seine Vorzüge. Falls de Silva diese nicht kenne, würde Martin Wolf sie ihm gerne zeigen, sagte der Vorsitzende der Initiative Regionalmanagement (Irma) und Pfaffenhofener Landrat, und nennt als Beispiel das Kulturleben in Ingolstadt.

Ob de Silva für einen Besuch in Ingolstadt noch Zeit hat, ist allerdings fraglich. Wahrscheinlich arbeitet er gerade am Autodesign seines Lebens. Was sollte anderes herauskommen an seiner jetzigen Wirkungsstätte. In Wolfsburg.