Ingolstadt
Vorsicht, Taschendiebe!

Im Raum Ingolstadt häufen sich seit vergangenem Herbst die Anzeigen bestohlener Supermarktkunden

14.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:33 Uhr

Ingolstadt (DK) Sie agieren blitzschnell und sind längst wieder verschwunden, wenn ihre Opfer den Schaden gerade erst bemerken. Unbekannte Diebe bestehlen seit vorigem Herbst vermehrt ahnungslose Kunden in Ingolstädter Geschäften. Der Schaden summiert sich auf eine fünfstellige Höhe.

Die Masche ist ebenso alt wie effektiv. Die Langfinger agieren in den Supermärkten nicht selten zu zweit oder in Dreiergruppen. Während einer das Opfer ablenkt, etwa mit der Frage, wo ein bestimmtes Produkt zu finden sei, greift der andere zu. Wobei sie oft leichtes Spiel haben: "Viele Leute sind zu sorglos, lassen ihre Tasche im Einkaufswagen liegen oder ihren Einkaufskorb mit der Geldbörse unbeaufsichtigt stehen", sagt Dieter Loch von der Polizeiinspektion Ingolstadt. Bei ihm laufen die Anzeigen zusammen. "Da reicht ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, und die Täter schlagen zu."

Wer seinen Geldbeutel in der Hosentasche trägt, kann sich ebenso wenig sicher fühlen. Für geschickte Diebe ist es kein Problem, unbemerkt auf Beutezug zu gehen. "Es gibt Fälle, da ist den Leuten das Handy aus der vermeintlich sicheren vorderen Hosentasche gestohlen worden", sagt Loch. "Ein kurzer Rempler an der Kasse durch einen Komplizen genügt, und schon ist es passiert." Smartphones stünden neben Geldbörsen ganz oben auf der Liste der begehrten Beutestücke. "Da beträgt der Schaden schnell mal 500 Euro oder mehr."

Die Polizei hatte erstmals im vergangenen September eine Häufung solcher Diebstähle bemerkt, seither landen beinahe täglich Anzeigen auf dem Tisch der Ermittler. Genaue Zahlen für solche Diebstähle liegen noch nicht vor, die seien erst mit der Kriminalstatistik zum Jahresende zu erwarten, sagt Loch. Grob überschlagen sind nach seiner Schätzung rund 100 Taschendiebstähle aus Hosen-, Jacken- und Manteltaschen sowie deutlich über 200 Diebstähle aus Einkaufskörben und Handtaschen aktenkundig. Beim Gesamtwert der Beute wollte er sich nicht festlegen, er dürfte aber bei mehreren zehntausend Euro liegen.

Hinweise auf die Identität der Langfinger gibt es bislang kaum. "In einigen Fällen deutet die Vorgehensweise auf Einzeltäter hin, in anderen mehr auf organisierte Gruppen", sagt Polizist Loch. Die Aussagen verschiedener Bestohlenen lassen eine Herkunft der Täter aus Rumänien oder Bulgarien vermuten. Die Diebe agieren in wechselnder Besetzung, mal sind es zwei Männer, dann Mann und Frau, dann wieder eine vermeintliche Familie. In einem Fall waren sie in Begleitung eines etwa achtjährigen Mädchens und mit einem Kleinkind auf dem Arm unterwegs, das einen Bärenstrampler trug. Wer schöpft da schon Verdacht?

Manche Opfer machen es den Dieben allerdings recht leicht. "Immer wieder kommt es vor, dass jemand die Geheimzahl direkt auf seiner EC-Karte notiert hat", sagt Dieter Loch. "Da wird dann auch noch schnell das Konto geplündert, bevor der Geschädigte überhaupt den Verlust der Karte bemerkt." Oder die Langfinger kaufen gegen Unterschrift in Läden ein, wo bei Kartenzahlung keine PIN-Eingabe nötig ist. "Sie wissen sehr genau, wo sie dafür hingehen müssen."

Solche Delikte finden sich bayernweit in den Polizeiakten, wobei die ländliche Region um Ingolstadt eher verschont bleibt. "Bei uns waren es nur drei Fälle im ersten Halbjahr", sagt etwa Heinz Rindlbacher, Chef der Eichstätter Polizei. Gerhard Haltmayer von der Inspektion Pfaffenhofen weiß zwar von "15 bis 20 Fällen" im Frühjahr. "Seit wir aber einen Täter festgenommen haben, ist Ruhe." Der beste Schutz sei immer noch, "Wertgegenstände im Auge zu behalten", rät sein Kollege Loch.