Ingolstadt
Vorlesen ist wie Schauspielern

14.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:37 Uhr

Wer möchte als Nächster? Die Lesestunde mit Schauspieler Ralf Lichtenberg vom Stadttheater machte den Drittklässlern der Grundschule Auf der Schanz sichtlich Spaß. - Foto: Petri

Ingolstadt (alp) Serkan hatte sich als Erster getraut.

Nach ihm schießen plötzlich viele Arme nach oben. Dann lesen auch Pia, Tümay und einige andere Drittklässler ihren Mitschülern aus den Abenteuern von Privatdetektiv Kwiatkowski vor. „In so einer Geschichte gibt es Satzzeichen. Wir haben Punkte und Kommas – und das hier ist ein Ausrufezeichen. Also müssen wir diesen Satz richtig betonen, fast spielen. So wie Kwiatkowski das auch sagen würde“, erklärt Ralf Lichtenberg. „Eine Frechheit!“, liest Tümay laut und mit Nachdruck. „Genau so!“, lobt Lichtenberg.

Die Schüler der Ganztagsklasse 3g der Grundschule Auf der Schanz folgen der Geschichte aufmerksam: Kwiatkowski, der Held einer Kinderbuchreihe des Autors Jürgen Banscherus, deckt eine Kaugummiverschwörung auf. Vorleser sind neben den Schülern selbst jedoch nicht die Klassenlehrerinnen Andrea Carl oder Annette Reeh, sondern der Schauspieler Ralf Lichtenberg vom Stadttheater. Mit Variationen der Stimmlage, einem erkennbaren Spannungsbogen und vor allem durch Interaktion erlangt er geschickt die Aufmerksamkeit der Schüler.

Grund der Stippvisite des Schauspielers ist ein Projekt des Rotary Club Ingolstadt-Kreuztor. „Bildung ist wichtig, und das geht nur über das Lesen“, ist sich Hans-Joachim König von den Rotariern sicher. „Da, wo immer mehr Mittel gestrichen werden, helfen wir“, ergänzt er. Das Leseprojekt, das in den dritten Klassen der Grundschulen Auf der Schanz, Lessingstraße, Stollstraße und Ungernederstraße steigt, soll „in erster Linie die Begeisterung für das Lesen wecken“, wie Schulleiterin Ilse Miedaner betont. Die Wahl der Schulen ist nicht zufällig: Alle haben einen großen Migrantenanteil.

Die besten und eifrigsten Leser nehmen im kommenden Schuljahr an Lesewettbewerben teil. „Es ist heuer erstmalig, dass die Kinder in der dritten Klasse vorbereitet werden“, sagt König. Man kann offenbar nicht früh genug beginnen: „Es gibt Studenten, die keine Texte mehr verstehen“, berichtet er. Das soll Serkan, Pia, Tümay und den anderen nicht passieren.