"Vorlesen ist auch eine Art der Zuwendung"

Daniela Dombrowsky spricht beim Elternabend an der Schule in Altmannstein über Bücher und Gefühle

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
"Meine Gefühle - deine Gefühle, verstehen wir uns?" ? zu diesem Thema referierte Daniela Dombrowsky in der Aula der Grund- und Mittelschule. Dazu hatte sie viele Kinderbücher mitgebracht, die altersgerecht bestimmte Themen behandeln. −Foto: Foto: Erl

 

Altmannstein (er) Lesen ist für Richard Feigl als Leiter der Ignaz-Günther-Schule Altmannstein ein Schlüssel für die Entwicklung von Kindern. "Lesen ist unwahrscheinlich wichtig, so eminent wichtig für die Entwicklung von Sprache, Phantasie, Emotionen und Persönlichkeit", sprudelt es auf die entsprechende Frage hin aus ihm nur so heraus. "Als Lehrer merkt man bei den Kindern, wo zu Hause gelesen wird - vor allem an ihrem Wortschatz. Vorlesen ist auch eine Art der Zuwendung von Eltern an ihre Kinder", fügt er an. Seit Jahren schon versucht er daher, die Lesefreude seiner Schüler über alle Altersgruppen hinweg zu fördern und er setzt dazu bei den Eltern an. Immer wieder lädt er bei Elternabenden dazu ein, die Welt der Kinder- und Jugendbücher zu entdecken.

Als fachkundige Referentin kam am Dienstagabend Daniela Dombrowsky in die Aula der Grund- und Mittelschule, die Sozialpädagogin betreibt mit ihrem Mann in Regensburg eine Buchhandlung. Sie hatte eine literarische Auswahl von Büchern zum Thema "Meine Gefühle - deine Gefühle, verstehen wir uns?" mitgebracht. Die Wertschätzung für kindgerechte Literatur und die Lesebegeisterung scheint jedoch in Elternkreisen recht differenziert vorhanden zu sein, nur sechs Eltern von Grund- und Mittelschulkindern fanden sich zu diesem intimen literarischen Kreis. Doch weder für Dombrowsay noch für den Schulleiter war die überschaubare Teilnehmerzahl ein Grund zur Resignation. Ganz im Gegenteil, der kleine Rahmen gestattete eine viel intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Gefühle und Ängste.

Die Sozialpädagogin las dazu nicht nur einzelne Passagen aus den Büchern vor, sondern gab auch praktische Tipps für Eltern, wie sie ihre Kinder in manch schwierigen Phasen verstehen und Zugang zu ihnen bekommen können. "Manchmal verstehen Eltern ihre Kinder nicht und manchmal verstehen Kinder ihre Eltern nicht. Mit Büchern lassen sich alle möglichen und unmöglichen Gefühle ansprechen", verriet sie. Natürlich blieb neben den gedruckten Werken auch die Nutzung der digitalen Medien durch Kinder und Jugendliche nicht unerwähnt. "Ich verteufle nichts - weder Smartphone noch Internet. Denn auch in diesen Medien zu lesen ist lesen", ist ihre Meinung dazu. Doch anhand von Buchbeispielen zu den unterschiedlichen Altersansprüchen vermittelte sie, dass gute Kinderbücher die jungen Leser oder Zuhörer emotional da abholen, wo sie sich in ihrer Entwicklung gerade befinden.

Dazu hatte sie einen ganzen Stapel an Büchern dabei, in denen die Kinder ihre Lebenswelten und Ängste wieder erkennen können. Etwa in dem Buch "Der Neinrich", das von küssenden Tanten handelt und dem Unwillen des Kindes, all diese Liebesbezeugungen über sich ergehen zu lassen. Dombrowsky hatte aber auch praktische Tipps beim Vorlesen für die Eltern parat. "Wenn Sie vorlesen, können Sie nichts anderes tun. Sie können nicht einmal etwas anderes denken - die Kinder merken das sofort", sagte sie.

Wichtig ist ihr auch, dass Kinderbücher altersgerechte Themen behandeln und Kinderbücher müssen immer gut ausgehen. "Die Kinder tauchen ein in diese Bücher und kommen ihnen beim Vorlesen nahe. Das ist Ihre Chance", verriet sie von der selbst erlebten Begeisterung der Zuhörer und der Beziehung, die sich dadurch zwischen Kindern und ihren Eltern aufbaut. Eine Woche lang lässt Dombrowsky ihre Bücherkiste mit ausgewählten Werken an der Ignaz-Günther-Schule unverbindlich von Klasse zu Klasse wandern und wer möchte, kann Bücher auch bestellen. "Lesen ist ganz anders als Fernsehen. Beim Lesen entstehen die Bilder in meinem Kopf und es öffnen sich Welten", unterstrich Schulleiter Feigl zuvor im Gespräch. Natürlich gibt es an seiner Schule auch eine Leihbücherei für die Kinder.

Lorenz Erl