KOMMENTARE
Vorlage für die Gegner

Von Christian Fahn

14.02.2021 | Stand 27.02.2021, 3:33 Uhr

Als Renate Künast 2010 Tempo 30 für ganz Berlin forderte, waren ihre bis dahin recht guten Chancen, erste Regierende Bürgermeisterin Berlins zu werden, dahin, und ihren Grünen haftete wieder das hässliche Etikett "Verbotspartei" an.

Das Führungsduo Annalena Baerbock und Robert Habeck hat sich sehr ins Zeug gelegt, es komplett zu entfernen. Und nun kommt Fraktionschef Anton Hofreiter und äußert sich vorsichtig kritisch zum Thema Eigenheime - und schon hagelt es Kritik.

Dabei war die Aussage Hofreiters eigentlich sehr deutlich: Er will Einfamilienhäuser nicht verbieten. Dass ein grüner Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord keine Einfamilienhäuser mehr genehmigt , findet er allerdings nicht schlecht. Aus ökologischer und städtebaulicher Sicht hat Hofreiter durchaus Recht: Einfamilienhäuser verbrauchen im Vergleich viel Fläche, viel Baustoffe und sind auch beim Thema Energieverbrauch nicht so gut wie Mehrfamilienhäuser mit entsprechender Ausstattung. Und zur Wahrheit gehört längst, dass viele Gemeinden immer mehr Probleme haben, überhaupt noch Baugebiete auszuweisen, weil ihnen schlicht der Raum fehlt.

Trotzdem war Hofreiters Aussage in einem Superwahljahr, in dem seine Partei unverhohlen auf das Kanzleramt schielt, unvorsichtig - auch wenn der "Spiegel" das Interview im ersten Anlauf so vermarktete, später das Ganze aber relativierte: Für die politischen Gegner der Grünen und ihre Unterstützer, zu denen auch die Baubranche gehört, war das eine Steilvorlage. Kein Wunder, dass sie den Teufel an die Wand malen und medienwirksam sofort schlussfolgern, dass die Grünen den Bau neuer Einfamilienhäuser verbieten wollen.