Nassenfels - Ein großes rundes Zelt - Popcornduft, Clowns, waghalsige Akrobaten, geschickte Artisten, Konfetti: Diese besondere Atmosphäre macht einen Zirkus aus und diese lässt nicht nur Kinderaugen leuchten.
Mit dem Circus Sambesi ist in der Region ein ganz besonderer Zunftangehöriger zu Hause. Schon seit mehr als 30 Jahren ist er ehrenamtlich unterwegs und sammelt Gelder für die Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen" von Karlheinz Böhm. Regelmäßig wird über den Zirkus der besonderen Art berichtet. Beispielsweise hatte der Bayerische Rundfunk verschiedene Beiträge über Sambesi im Programm.
Bereits 1981 - nach dem Auftritt von Karlheinz Böhm bei "Wetten dass" - war für Karl Nidermayer klar, dass er dieses Unterfangen unterstützen will und begann, einen Zirkus zu bauen: Manege, Zuschauerbänke, Bühne. 1987 kaufte er in Italien ein Zweimastzelt. Die Gründung des Circus Sambesi war damit erfolgt. Seitdem organisierte er regelmäßig Vorführungen - komplett ehrenamtlich. Sämtliche angefallene Kosten übernahm der Oberpfälzer Zirkusdirektor aus der eigenen Tasche, um ja keinen Cent der Spendengelder zu verschwenden. Dass seine Idee von einem Zirkus, der sich ganz der guten Sache widmet und komplett mit ehrenamtlichen Helfern und Künstlern arbeitet, doch nicht so verrückt war, beweist seine Erfolgsgeschichte: Knapp 800000 Euro sind in den vergangenen drei Jahrzehnten eingesammelt worden. Unter anderem konnten in dem ostafrikanischen Land aufgrund der Spenden bereits zwei Schulen errichtet werden.
Als Nidermayer 70 Jahre alt wurde, machte er sich auf die Suche, um einen Nachfolger für seinen Zirkus zu finden. Für einen Einzelnen ist diese Herkulesaufgabe - trotz der zahlreichen Unterstützer - nicht zu stemmen, deshalb wurde aus dem Zirkus der Verein "Circus Sambesi e. V. ". Seitdem stehen die beiden Neffen Klaus Biller als Erster Vorsitzender und sein Bruder Wolfgang Biller als Vereinsvize an der Spitze. Beide betonen: Die Grundidee bleibt bestehen - der Eintritt ist frei! Sämtliche Vorstandsmitglieder, Vereinsmitglieder, Künstler, Akteure und Helfer werden weiterhin ehrenamtlich viel Herzblut und Zeit investieren, um so viele Spendengelder wie möglich an "Menschen für Menschen" weitergeben zu können.
Trotzdem stehen sie vor einer großen Herausforderung. Der Zirkus wird aktuell umstrukturiert, das Angebot deutlich erweitert. Hinzu kommt eine neue Idee: Jeder kann Teil der Zirkusfamilie werden. Entweder durch eine Mitgliedschaft in dem gemeinnützigen Verein Circus Sambesi e. V. oder einfach durch Handanlegen beim Auf- und Abbau des Zirkuszeltes. Zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen ist für die Zukunft zudem geplant, das große Zirkuszelt nicht nur für die eigenen Aufführungen aufzustellen. Eine Ausweitung auf Konzerte, Vorträge oder auch Privat- und Firmenfeiern, die im Vorfeld der eigentlichen Zirkusvorführungen veranstaltet werden, soll die Vereinskasse füllen. Die Verantwortlichen des Vereins stehen deshalb für Anfragen zur Verfügung.
Seit Gründung vor gut drei Jahrzehnten hat sich das Konzept nicht groß verändert: Profis und Laien - alte Könner und Nachwuchskünstler - bieten den bis zu 200 Besuchern je Vorstellungen zwei Stunden lang eine kurzweilige Unterhaltung. Unter den zahlreichen Magiern, Fakiren, Jongleuren, Clowns und Akrobaten, die bereits für den Zirkus aktiv waren und teilweise auch noch sind, finden sich auch bekannte Persönlichkeiten, wie beispielsweise der amtierende Weltmeister in Jonglage, Thomas Dietz, oder die Weltmeisterin im Cyr Wheel, Carmen Lück. Auch der derzeitige Bischof von Passau, Stephan Oster, zeigte sein Können als Jongleur und als Clown. Für jeden Gast - egal ob Groß oder Klein - wird ein fesselndes Programm geboten, das den Vergleich mit bekannten Zirkusgrößen nicht zu scheuen braucht. Und das alles, ohne Eintritt zu verlangen.
Beachtlich ist zudem der gesamte organisatorische und materielle Aufwand, der gestemmt werden muss, um Sambesi am Laufen zu halten: Die erste Hürde jeder Vorführung stellt die Planung der Auftritte dar. Es müssen Termine und Veranstaltungsorte gefunden werden. Die Künstler, insbesondere die Profis, die einen sehr vollgepackten Kalender haben, müssen für die Aufführungen "gebucht" werden. Das Programm muss aufgestellt werden und Genehmigungen sind einzuholen. Hinzu kommt auch noch die gesamte Vorplanung der Logistik. Nach der Erledigung dieser Arbeiten "im stillen Kämmerlein" beginnt dann etwa eine Woche vor den Auftritten die eigentliche Arbeit: Nach dem Transport der acht Wagenladungen Material muss der Aufbau des Zweimastzeltes, das einen Durchmesser von etwa 20 Metern besitzt, durchgeführt werden. Außerdem müssen die Besucherränge, das Vorzelt, die Verpflegungsstationen, Beleuchtung und vieles mehr aufgestellt werden. Dies nimmt mit zehn Personen insgesamt ungefähr vier Tage in Anspruch. Die Vorführungen selbst müssen abgehalten werden: Neben Platzeinweisern, Verkäufern, Licht- und Tontechnikern sind für die einzelnen Künstler auch kurzfristig Umbauten erforderlich.
Für das aktuelle Jahr waren vier Auftritte geplant, die leider alle aufgrund der Corona-Pandemie ersatzlos gestrichen werden mussten. Trotzdem legten sich die Verantwortlichen und auch die Künstler nicht auf die faule Haut, sondern präsentierten sich sowohl unter www. circus-sambesi. de als auch auf der eigenen Facebook-Seite und baten um Spenden für Äthiopien.
Aktuell laufen die Planungen für das nächste Jahr bereits auf vollen Touren. Für Anfang Mai 2021 steht ein Besuch des Zirkus auf dem Volksfestplatz in Gaimersheim fest.
Weitere Orte sind bereits ins Auge gefasst; Vorschlägen und Anfragen stehen die Verantwortlichen offen gegenüber. Die Kontaktdaten von Vorsitzendem Klaus Biller und weitere Daten können auf der Homepage des Zirkus abgerufen werden.
EK
Daniel Funk
Zahlreiche Künstler - Laien, Profis und auch Weltmeister wie hier Thomas Dietz - treten unentgeltlich im Programm des Zirkus auf und bieten so ein abwechslungsreiches, kurzweiliges Programm. -Foto: Foto: Funk Daniel, Funk, Daniel, Nassenfels
