Vorbild Bürgerhilfe

15.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:55 Uhr

Zu "Begehrte Krippenplätze" (DK vom 30. April):

Lieber spät als nie – nun ist also offensichtlich auch die (Ingolstädter) CSU zur Einsicht gelangt, dass die Kleinkinderbetreuung nicht ausschließlich alleinige Aufgabe der Eltern bzw. Mütter sein kann, sondern dass es für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Bildungschancen von Kindern ein umfassendes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen braucht.

Hätte die CSU schon vor 20 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt (wie seinerzeit von der gesamten Opposition und Fachleuten gefordert), würden wir heute bereits über die notwendige Infrastruktur verfügen und müssten jetzt nicht in Ausbau-Hektik und Aktionismus verfallen.

Das geplante Ziel der zusätzlichen 400 Krippenplätze ist zu begrüßen und notwendig, allerdings ist dabei vorrangig auf die Einhaltung der bereits vorhandenen qualitativen Standards zu achten.

Bereits damals hat die Ingolstädter Bürgerhilfe, unter wissenschaftlicher Begleitung durch Prof. Dr. Peter Erath von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, mit dem Kinderhaus in der Sebastianstraße ein deutschlandweit viel beachtetes Gesamtkonzept der Kleinkindbetreuung in altersgemischten Gruppen entwickelt und betreibt heute auf Basis dieser konzeptionellen Grundlage sehr erfolgreich zahlreiche Einrichtungen in Ingolstadt. Bei diesem Konzept werden die so genannten "Krippenkinder" bis drei Jahre gemeinsam mit den so genannten "Kindergartenkindern" bis sechs Jahre gemeinsam betreut – für Familien eigentlich selbstverständlich und völlig normal!

Die über den Zeitraum von fünf bis sechs Jahren entstandenen frühkindlichen Bindungen und Freundschaften halten oftmals über Jahrzehnte und sind Grundlage für eine gelingende soziale Integration.

Mit der Altersmischung, dem auf eine ganzheitliche Bildung ausgerichteten pädagogischen Konzept und der für die praktische Umsetzung erforderlichen Raum- und Personalausstattung wird eine Betreuungsqualität für alle Kinder erreicht, die beim weiteren Ausbau mit Krippeneinrichtungen nicht unterschritten werden darf. An den 400 zusätzlichen Plätzen ist festzuhalten, jedoch nur unter Einhaltung oben genannter qualitativer Standards, auch wenn es mehr Zeit und Geld kostet und dadurch das Ziel erst 2011 oder 2012 erreicht werden kann – das sind wir unserem kostbarsten "Zukunftsgut", unseren Kindern schuldig!

Stefan Moser

Ingolstadt