Altmannstein
Vor weitreichenden Entscheidungen

Vertreterversammlung in Tettenwang: Raiffeisenbank schüttet 3,25 Prozent Dividende aus

26.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:16 Uhr
Wurde erneut in den Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing gewählt: Roswitha Merl-Pollin aus Pförring. −Foto: Rast

Tettenwang - Die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing steht vor "weitreichenden und zukunftsweisenden Entscheidungen". Die Genossenschaftsbank müsse auf die "knallharten Rahmenbedingungen" reagieren, forderte der Vorstandsvorsitzende Konrad Kolbinger bei der Vertreterversammlung im Altmannsteiner Ortsteil Tettenwang.

Der Bankdirektor begründete die notwendigen Weichenstellungen mit dem hohen Wettbewerbs- und Margendruck, den wirtschaftspolitischen Verwerfungen durch die Pandemie, der anhaltenden Null-Zins-Politik, der zunehmenden Automatisierung des Bankgeschäfts und dem veränderten Kundenverhalten. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, kündigte Kolbinger am Mittwochabend vor etwa 40 Vertretern der insgesamt 6280 Mitglieder an, dass die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing Verhandlungen über eine Fusion mit der Raiffeisenbank Kreis Kelheim beginnen werde (siehe auch Bericht auf Seite 19 unserer heutigen Ausgabe).

Das bestätigte der Aufsichtsratsvorsitzende, Altmannsteins Bürgermeister Norbert Hummel. Die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing präsentiere sich zwar derzeit als sehr gut aufgestellt und habe im vergangenen Geschäftsjahr Zuwächse erzielt, sagte Hummel. Man werde für 2019 eine Dividende von 3,25 Prozent ausschütten. Der Rest des Gewinns fließe in die Rücklagen. Es müsse der Bank aber auch in fünf oder zehn Jahren noch gutgehen. Deshalb beschäftigten sich der Vorstand und der Aufsichtsrat derzeit mit der Frage, ob eine Fusion sinnvoll sei. Erste Gespräche seien bereits geführt worden. "Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns keine Gedanken über die Zukunft machen würden", sagte Hummel. Er betonte aber gegenüber den Vertretern, dass jetzt noch keine Entscheidung zu treffen sei. Allerdings müssten beide Vertreterversammlung dem Vorhaben grundsätzlich zustimmen, die Treffen sollen im März nächsten Jahres stattfinden.

Ausgelöst durch die Corona-Pandemie gebe es weltweit eine Rekordverschuldung, stellte der Vorstandsvorsitzende Kolbinger fest. Die Folgen würden eine über Jahre anhaltende Null-Zins-Politik und sogar Negativzinsen sein, prophezeite der Direktor. Zwar werde für die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing der Kunde und die regionale Verankerung weiter im Mittelpunkt stehen. Doch es sei eine aktive Veränderung notwendig. Im Geschäftsjahr 2019 habe man sich zwar noch gut geschlagen, stellte Kolbinger fest. Das sei dem bereits vor einigen Jahren aufgelegten Effizienzprogramm zu verdanken, zudem habe man sich auf das Vermittlungsgeschäft konzentriert. Doch leider verdiene man mit den Kreditzinsen, dem Kerngeschäft der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing, nur noch 50 Prozent dessen, was man vor fünf Jahren eingenommen habe.

Die Menschen in der Region würden bei ihren Bankgeschäften einen verlässlichen Partner benötigen, sagte Alfred Paulus, der Bürgermeister von Mindelstetten. Es komme den Kunden zugute, dass die Raiffeisenbank in allen Geschäftsfeldern breit aufgestellt sei. Sie sei zudem ein wichtiger regionaler Arbeitgeber. Allerdings würden auf die Banken turbulente Zeiten zukommen, befürchtete Paulus.

Vorstand Thomas Buchner wies darauf hin, dass jede Krise das Potenzial für zukünftige Chancen in sich berge. Es gelte daher, beherzt zu handeln und sich den Risiken zu stellen. Buchner erinnerte daran, dass die Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing in der Hochzeit der Pandemie die Bargeldversorgung in der Region zuverlässig aufrechterhalten habe. Zudem sei man den Kunden in Liquiditätsfragen und bei der Beantragung von Fördermitteln ein kompetenter Partner gewesen.

Buchner hält es für eine Chance, dass durch die Coronakrise die Regionalität und Kundennähe wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken. Allerdings wirke die Pandemie auch als Beschleuniger für Trends die sich bereits zuvor abgezeichnet hätten, insbesondere die Digitalisierung. Die Raiffeisenbank Riedenburg müsse deshalb eine zeitgemäße und moderne digitale Infrastruktur aufbauen, die das Banking rund um die Uhr über technische Medien ermöglicht. Gleichzeitig gelte es, den persönlichen Kontakt und die umfassende Beratung weiterhin als wesentlichen Erfolgsfaktor zu sehen. Deshalb habe man in den vergangenen Monaten die Hauptstelle in Riedenburg umfassend modernisiert.

Buchner erläuterte dann die Kernzahlen aus dem Geschäftsbericht 2019 (wir berichteten). Die Bilanzsumme sei von 493 Millionen auf 510 Millionen Euro gestiegen, ein zufriedenstellendes Wachstum von 3,4 Prozent. Zuwächse habe man auch im Kredit- und Einlagengeschäft erreicht. Nach drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres sei allerdings klar, dass für 2020 ein "rückläufiges Ergebnis" zu befürchten sei, das aber dennoch zufriedenstellend ausfallen werde.

Christian Egger, der Revisor des Genossenschaftsverbandes Bayern, ging nach der Prüfung des Geschäftsberichtes 2019 ebenfalls von einem "deutlich rückläufigen Betriebsergebnis" für 2020 aus. Er bezeichnete die Ertragslage der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing als gut, dass interne Kontrollsystem arbeite wirksam und die Bank mache keine Geschäfte mit Finanzderivaten, so Egger.

Die Aufsichtsrätin Roswitha Merl-Pollin aus Pförring wurde turnusgemäß für die kommenden drei Jahre einstimmig erneut in das Gremium gewählt. Diesem gehören außerdem als Vorsitzender Altmannsteins Bürgermeister Hummel und der Riedenburger Unternehmer Friedrich Riemhofer an.

rat