München (DK) Sanft schwebt Tom Odells Stimme durch das große Zelt auf dem Münchner Tollwood.
Voller Gefühl singt der Musiker "Another Love", während seine Finger weich über die Tasten des Flügels wandern. Dann springt Odell auf, schleudert den Klavierhocker zur Seite und schlägt derart rasant in die Tasten, dass er wie ein anderer Mensch wirkt.
Odells Auftritt in der Musik-Arena ist ein Wechselbad der Gefühle. Schon Malik Harris, der dem Publikum einheizt, bevor Odell auf die Bühne kommt, vermag sich in seiner Musik zu wandeln. Harris singt erst zum Dahinschmelzen, dann rapt er sich in die Herzen des Publikums. Eigene Lieder und Coversongs fließen bei dem Münchner Original nahtlos ineinander. Dann nach seinem letzten Lied "Say the name" die große Frage: "Seid ihr bereit für Tom Odell? " Das Publikum bricht in frenetischen Applaus aus.
Schon beim ersten Lied zeigt der Brite, was er kann - seine sanft umschmeichelnde, dann kraftvoll vibrierende Stimme kommt in den ruhigeren Songs voll zur Geltung; die wahre Stärke Odells sind an diesem Abend aber kraftvolle Stücke. Odell sitzt vor seinem Flügel, springt auf, hüpft zu den Musiker, dann auf das schwarze Instrument, um dort ein meisterhaftes Solo an der Luftgitarre hinzulegen.
Plötzlich steigt Tom Odell verschmitzt grinsend langsam die Stufen hinunter und steht plötzlich mitten unter seinen restlos begeisterten Fans. "Setzt euch bitte, setzt euch", flüstert der Musiker schon fast ins Mikrofon. Da steht er dann wie der Hirte seiner Herde, die gebannt zu ihm aufblickt und fragt mit allem Charme, den man sich vorstellen kann: "Wer kann das nächste Lied für mich singen? " Die Mutige heißt Katharina, und sie singt, als würde sie all ihre Begeisterung für den zum Publikum herabgeschwebten Odell in das eine Lied legen wollen - während dieser die junge Frau anfeuert, als wäre sie der Star des Abends. Es ist ein Gänsehautmoment, ganz ohne Zweifel.
Fünf Zugaben sind es dann insgesamt, die der Künstler an sein Programm anhängt. Auch hier zieht sich die Odellsche Mischung durch. Mal weich und schmeichelnd, dann kraftvoll explosiv. Der Sänger harmoniert mit seiner Band, die drei Musiker an Schlagzeug, Bass und Gitarre spiegeln Odells Spielfreude wieder. Dann, als hätte sich der Künstler noch nicht vielseitig genug gezeigt, zieht Odell eine Mundharmonika aus der Tasche seines Jacketts und beginnt darauf zu spielen. Spätestens jetzt liebt auch der Letzte in dem gut gefüllten Zelt den Briten - und ja, Odell erwidert die Zuneigung seines Münchner Publikums. "Ich liebe euch", verabschiedet sich Tom Odell von seinen Fans.
Anna Hecker
