Denkendorf
Vor Konsequenzen des Krieges warnen

Denkendorfer erinnern bei Gedenkveranstaltung an den 75. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad

26.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Viele Kriegervereine aus dem Landkreis waren am Samstag nach Denkendorf gekommen. Dort gedachten sie am Steinkreuz mit der "Madonna von Stalingrad" dem Ende der Schlacht an der unteren Wolga. Die Anwesenden legten an dem Steinkreuz rote Nelken nieder (rechts Bürgermeisterin Claudia Forster). - Foto: Erl

Denkendorf (EK) Die Schlacht von Stalingrad mit unfassbar vielen Toten auf beiden Seiten und bei der Zivilbevölkerung liegt 75 Jahre zurück und der Erste Weltkrieg ging vor 100 Jahren zu Ende. Am Samstag erinnerten die Denkendorfer an diese Ereignisse.

Alleine die Wiederkehr des Jahrestags der Schlacht von Stalingrad und des Weltkriegs-Endes 1918 sind mahnende Ereignisse genug, um immer wieder für Frieden und Völkerverständigung einzustehen. Die entsprechende Gedenkveranstaltung mit anschließendem Dankempfang des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge (Bericht folgt) entwickelte sich zu einem eindrucksvollen Mahnen in Zeiten neu aufkommender Spannungen.

Schon am frühen Nachmittag waren Vertreter der bayerischen Landes- und Kommunalpolitik sowie der Generalkonsul der Russischen Föderation Sergey Ganzha und Konsul Valentin Sazonov zu einem Empfang ins Rathaus gekommen. Als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung durfte sich Ministerialdirigent Burkhart Rappl vom Sozialministerium in seiner Zuständigkeit für das Kriegsgräberwesen in das Goldene Buch der Stadt eintragen.

Angeführt von der Denkendorfer Blaskapelle unter Leitung von Susanne Lehner zogen die Gäste danach zusammen mit zahlreichen Reservisten und Angehörigen von Veteranenvereinen in Begleitung von neun Fahnenabordnungen zum Ehrenmal vor der Pfarrkirche. "Wir haben uns hier versammelt, um der Schlacht von Stalingrad und den Opfern der Kriege zu gedenken. Frieden und Völkerverständigung ist auch das Anliegen des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge, man muss immer wieder daran arbeiten", unterstrich der Vertreter der Staatsregierung in seiner Eröffnungsrede. Er hob den Bau der Friedenskapelle von Rossoschka am Verbindungsweg der russischen und deutschen Soldatenfriedhöfe auf dem Schlachtfeld von Stalingrad hervor, die auf Initiative des Denkendorfer Vereinsvorsitzenden Christian Holtz dort gebaut worden war. "Die Symbolwirkung dieser Friedenskapelle ist von besonderer Bedeutung." Die Arbeit des Volksbundes bezeichnete er nicht nur in der Fürsorge um die Gräber der Gefallenen, sondern auch im Mahnen um Frieden und Völkerverständigung als unverzichtbar.

Auch Landrat Anton Knapp begrüßte die Mitglieder der Vereine und des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge als "Menschen, die das Engagement für Frieden und Völkerverständigung verbindet". Das Gedenken an die Toten der Schlachten habe hier in Denkendorf einen ganz besonderen Rahmen, unterstrich er, und erinnerte an die Patenschaft mit dem Moskauer Stadtteil Krasnaja Presnja sowie an den Besuch von Michael Gorbatschow im Ort. "Wenn wir auf die vielen Unruheherde und die durch Krieg ausgelöste Flüchtlingsproblematik blicken, die uns nach wie vor fordert, ist es um so wichtiger, jungen Menschen die grausame Konsequenz von Krieg und Gewaltherrschaft erfahrbar zu machen", mahnte der Landrat. "Kriegsgräber sollen zwar in erster Linie Friedhöfe sein, doch auch Lernorte, kulturelle Gedächtnisspeicher und Orte internationaler Begegnungen", fügte Knapp an.

Nie wieder dürfe es kriegerische Auseinandersetzungen von Deutschland aus geben, bekräftigte auch Bürgermeisterin Claudia Forster. Als Vertreterin der Enkelgeneration zitierte sie den Satz von Max Mannheimer: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nie wieder geschieht, dafür schon." Forster erinnerte an die deutschen Soldaten, die aktuell im Auslandseinsatz sind, um Menschen vor Terror und Schrecken zu schützen. Ortspfarrer Konrad Weber und seine evangelische Kollegin Astrid Zeilinger (Kipfenberg) sprachen mahnende Gebete und bezeichneten die Arbeit für den Frieden als Arbeit für die Zukunft, bevor die Vertreter der Politik und der Verbände Kränze am Mahnmal niederlegten.

Böllerschüsse und das Lied vom Alten Kameraden verdeutlichten die Würde des Augenblicks.

Anschließend waren alle Anwesenden eingeladen, an der "Madonna von Stalingrad" - einem Bild des in Stalingrad gestorbenen Lazarettarztes Kurt Reuber aus dem Jahr 1942 - eine rote Nelke niederzulegen. Die Schanzer Kosaken unter Leitung von Josef Bauch sangen dazu orthodox-geistliche Lieder. Die russische und die deutsche Nationalhymne - gespielt von der Denkendorfer Blaskapelle - markierten den eindrucksvollen Abschluss dieser Feier.