Eichstätt
Vor der "Schikane" nach links wechseln

Erstklässlern steht ihr erster Schulweg bevor – Ein Übungslauf mit Johanna und ihren Freundinnen

11.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:15 Uhr

Johanna Leinfelder (rechts) und ihre Freundinnen Clara Kronloh und Clara Seuberth kennen ihren Weg.

Eichstätt (EK) Johanna Leinfelder steht schon ungeduldig in den Startlöchern. Sie ist eine der 132 Erstklässler, die sich am Dienstag in Eichstätt zum allerersten Mal in ihrem Leben auf den Schulweg machen. Das ist ein spannender Moment, der gut vorbereitet sein will.

Der Eichstätter Polizeichef Heinz Rindlbacher empfiehlt den Eltern der Schulanfänger eindringlich, mit den Kindern den Weg zu üben – und zwar nicht den kürzestmöglichen, sondern den sichersten Weg. Für Maria Leinfelder, die Mutter von Johanna, ist das selbstverständlich: Die Familie wohnt an einer stark befahrenen Ecke in der Römerstraße, und Johanna ist das vierte Kind, das sich nun auf den Weg zur Grundschule Am Graben – neben St. Walburg eine der beiden städtischen Grundschulen Eichstätts – macht. Johanna hat ihren persönlichen etwa 15-minütigen Weg in den Ferien vorbildlich eingeübt – und stellt ihn hier unserer Zeitung vor.

Die erste knifflige Stelle ist bereits am Start: Kaum tritt sie vor die Haustüre, schon steht sie an einer Bushaltestelle, die zu Schulzeiten Dutzende für das nahegelegene Schulzentrum nutzen. Johanna muss sich sicher öfters durch diese Menge zwängen, den Bus braucht sie aber nicht. Sie geht zu Fuß; und zwar nach rechts den schmalen Gehsteig der viel befahrenen Römerstraße entlang bis zur Fußgängerampel an der Winkelmannstraße (Grafik, Station 1). Bis dahin wird sie in den ersten Tagen natürlich von ihrer Mama begleitet werden.

Ein Blick auf den Stadtplan zeigt, dass diese Strecke eigentlich ein Umweg ist – nach links abzubiegen wäre kürzer. Aber dort ist halt keine Fußgängerampel, was die Mama als wichtig erachtet. Und für Johanna ist noch wichtiger, dass dieser Weg zu ihren beiden Freundinnen Clara Kronloh und Clara Seuberth in die Hindenburgstraße führt. Die beiden sind ab Dienstag auch Erstklässler. Und natürlich wollen die drei Freundinnen, die sich schon aus dem Kindergarten kennen, miteinander zur Schule gehen.

Die beiden Claras erwarten Johanna vor der Haustüre (Station 2). Die Strecke in die Innenstadt kennen sie eigentlich schon aus dem Effeff: „Da gehen wir ja auch einkaufen – oder manchmal zur Eisdiele“, bestätigen die beiden Claras ganz souverän.

Mit einer Schultasche auf dem Rücken wird es dann aber doch eine spannendere Angelegenheit: Zu dritt ziehen die Mädels in der Hindenburgstraße weiter und plaudern angeregt, bis an der Einmündung Grabmannstraße wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit gefordert ist: Ein Straßenseitenwechsel steht an (Station 3). Johanna weiß, wie das geht: „Stehen bleiben, links schauen, rechts schauen, dann wieder links, und dann gerade drüber. Das ist wichtig, weil das dann die kürzeste Strecke ist“, erklärt sie so korrekt, dass auch Polizeichef Rindlbacher seine Freude daran hätte.

Auf der rechten Fahrbahnseite laufen die drei weiter die Antonistraße entlang – und passen da gut auf, dass sie bei den Garagenausfahrten der Reihenhäuer niemand beim rückwärts Ausparken übersieht. „Lieber einmal zu viel stehen bleiben als zu wenig“, heißt die Maxime. Dann steht der zweite Fahrbahnwechsel an – kurz vor der „Schikane“, wie die Mütter jenen stadtbekannten umstrittenen Privatzaun nennen, der den Gehweg hier auf knapp 30 Zentimeter verengt (Station 4). Hier geht es wieder auf die linke Seite, denn dort gibt es seit der großen Straßensanierung Am Graben im vorigen Jahr endlich einen Gehweg, der die Mädchen direkt zur ebenfalls neuen Verkehrsinsel Am Graben führt.

Die Schule ist auf der anderen Straßenseite schon in Sicht – aber Losspurten ist noch nicht erlaubt. Denn erst muss die Insel überquert werden: „Links schauen, bis zur Mitte gehen, rechts schauen, weitergehen – wenn kein Auto kommt.“

Und wenn ein Auto kommt? Da hoffen die Kinder darauf, dass sich alle Autofahrer nicht nur an die vorgeschriebene Tempo-30-Zone halten, sondern auch darüber hinaus Rücksicht auf sie nehmen. „Besonders die Eltern, die ihre Kinder selbst mit dem Auto zur Schule bringen, sind hier gefragt“, erklärt Polizeichef Heinz Rindlbacher dazu.

Zur Verstärkung für die Schulanfänger schickt der Polizeichef in den ersten Schultagen wieder Beamte an „neuralgischen Punkten“ auf die Strecke: Die behalten dann auch die Verkehrssituation Am Graben im Blick und helfen Johanna und ihren Freundinnen bei der Straßenüberquerung – obwohl die das ja eigentlich schon ganz toll alleine können.