Vor dem Anfang schon am Ende?

29.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

Nebel lag gestern über den Feldern bei Schachach: Die Flächen dort sind nicht besonders kleinteilig, doch einige Landwirte haben Interesse an einem Neuordnungsverfahren bekundet. Doch das stößt auf erheblichen Widerstand. - Foto: Hofmann

Gerolsbach/Schachach (SZ) Flurbereinigung – bei diesem Wort schrillen bei vielen Gerolsbacher Landwirten offensichtlich die Alarmglocken. Kurz nachdem in Schachach über Möglichkeiten zur Neuordnung der Flur nachgedacht worden war, lagen schon Unterschriften dagegen vor.

Insgesamt 75 Grundeigentümer, die fast alle in der Gemarkung Gerolsbach wohnen, hatten bei der Aktion, die unter der Regie von UB-Fraktionschef Stefan Maurer lief, unterschrieben. Zusammen besitzen die 75 Unterzeichner, wie die Gemeindeverwaltung anhand der Angaben auf der Unterschriftenliste errechnet hat, gut 1400 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.

Verwundert darüber, dass die Sache so schnell solche Wellen geschlagen hat, zeigte sich Bürgermeister Martin Seitz. Zwei Landwirte aus Schachach hätten sich bei ihm gemeldet und gefragt, welche Möglichkeiten der Flurbereinigung es gebe, erläuterte Seitz die Vorgeschichte. Da der Bürgermeister kein Fachmann in diesen Dingen ist, stellte er den Kontakt mit Josef Holzmann vom Amt für Ländliche Entwicklung in München her. Holzmann hatte Anfang Juni schon die Alberzeller über die Möglichkeiten der Dorferneuerung informiert (wir berichteten).

Zu einer unverbindlichen Informationsveranstaltung mit Holzmann wurden dann einige Leute eingeladen. Die brachten wieder andere mit, und so seien es schließlich rund 30 Bürger gewesen, die zuhörten, wie Holzmann eineinhalb Stunden nicht nur über das Neuordnungsverfahren, sondern auch über Möglichkeiten wie Grenzbegradigung und Freiwilligen Landtausch referierte und darüber, dass einzelne Grundbesitzer durchaus vom Verfahren befreit werden könnten. Viele Informationen also, und Seitz hatte auch das Gefühl, dass alle Teilnehmer der Versammlung daraus durchaus einen Gewinn gezogen hätten.

Anders sieht das Stefan Maurer, der selbst – obwohl er nicht persönlich eingeladen worden sei – an der Versammlung teilnahm. Maurers Vater besitzt selbst Grund in der Gemarkung Gerolsbach. "Die Leute wollen die Flurbereinigung einfach nicht", betont Maurer, und auch bei der Versammlung in Schachach hätten sich die wenigsten begeistert gezeigt. Daraus habe sich dann schnell die Idee einer Unterschriftensammlung gegen ein Neuordnungsverfahren entwickelt.

Inzwischen liegen die Unterschriften vor, und auch Josef Holzmann ist informiert, dass ein Großteil der Landwirte in der Gemarkung Gerolsbach offenbar grundsätzlich gegen ein Neuordnungsverfahren ist. "Diese Meinungsäußerung werden wir selbstverständlich respektieren", schrieb Holzmann dazu an Maurer und an die Gemeinde. Von sich aus, versicherte der Baudirektor, werde das Amt in Gerolsbach sicherlich nicht aktiv.

Zwei Dinge stellte Bürgermeister Martin Seitz im Gespräch mit der SZ klar: An Gerolsbach sei bei dem möglichen Neuordnungsverfahren erst einmal überhaupt nicht gedacht worden – "eigentlich geht’s von Schachach und Lichthausen aus, die zwei Orte". Und: "Die Gemeinde wird nicht den Vorreiter machen." Eine Neuordnung werde er sicherlich nicht mit anstoßen, stellt Seitz klar, "da spalte ich die Gemeinde." Aber natürlich könnten die Schachacher und Lichthausener auf die Unterstützung der Gemeinde bauen, wenn sie sie haben wollten. Den nächsten Zug aber müssten die Landwirte nun von sich aus machen.