Zirndorf
Von Zirndorf nach Thailand

Nick Vollmar war Teil des Rettungsteams für in Höhle eingeschlossene Kinder

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr
 Nick Vollmar −Foto: Pelke

Zirndorf (DK) Bei der Rettungsaktion der in einer thailändischen Höhle eingeschlossenen Kinder hat die halbe Welt mitgezittert - der Zirndorfer Nick Vollmer war live dabei: als Teil des Teams der Taucher. "Ich habe nur zwei helfende Hände von insgesamt 2000 helfenden Händen bereitgestellt", sagt er bescheiden.

Nick Vollmar ist ein Familienmensch. Nach der Arbeit will der IT-Manager schnell nach Hause, um Zeit mit den beiden Kindern zu verbringen. "Meine Jungs sind ungefähr genauso alt wie die thailändischen Kinder in der Höhle." Vor über zehn Jahren hat Vollmar mit dem Tauchen begonnen. Schnell hat es den 41-Jährigen in immer tiefere Gewässer gezogen. Die Abenteuerlust und der Entdeckerdrang haben ihn zu immer spektakuläreren Plätzen unter Wasser geführt. Bei vielen gefährlichen Tauchgängen ist er von Jochen Grau begleitet worden. "Nick ist ein sehr gewissenhafter Taucher", sagt Grau. "Wir gehen seit Jahren gemeinsam in Höhlen tauchen. Dabei erreichen wir auch große Tiefen über 100 Meter." In Unterwasserhöhlen könne jeder Fehler tödlich enden. Niemals sei Nick panisch geworden. Im Tauchanzug agiere er umsichtig und gewissenhaft. Wie ein Astronaut im Weltall.

Soviel sollte man vielleicht über Nick Vollmar wissen, um zu begreifen, warum der 41-jährige Manager an einem Montag im Juli in ein Flugzeug nach Thailand steigt, um zwölf Kinder und ihren Trainer aus einer überfluteten Höhle zu retten. Im Internet hat der Zirndorfer den Hilfeschrei der Rettungstaucher vernommen. Am Unglücksort wird verzweifelt Spezialgerät gesucht. Vollmar hat einige seiner kostspieligen Kreislaufgeräte in Fernost deponiert, damit er nicht immer die komplette Ausrüstung um den halben Erdball transportieren muss. Tiefe Höhlen zum Tauchen gibt es überall auf der Welt - nur nicht in Franken. Für Höhlentaucher wie Nick Vollmar gehören Fernflüge mit viel Sperrgepäck zum teuren Taucheralltag.

In Thailand wird Nick Vollmar inklusive Ausrüstung schon sehnsüchtig erwartet. Noch immer sind die zwölf Jungen und der Trainer in der vom Monsunregen überfluteten Höhle gefangen. Er ist der einzige Deutsche im Team der internationalen Höhlenretter. Vollmar übernimmt in dem Höhlenlabyrinth die Aufgabe, im trüben Wasser für Ordnung zu sorgen. "Neben der Führungslinie sind überall Schläuche und Kabel zur Versorgung der eingeschlossenen Kinder verlegt worden. Ich war im unterirdischen Basislager stationiert. Von dort bin ich mit den Kabelbindern im Gepäck in das schwierige Höhlensystem getaucht, um das Kabelwirrwarr in Ordnung zu bringen, damit sich bei der Befreiungsaktion kein Kind und kein Retter verheddern kann", erzählt Vollmar zurück in Zirndorf bei Nürnberg im Landkreis Fürth. Zusätzlich habe er zur Absicherung des Rettungsweges zahlreiche Depots mit Sauerstoffflaschen angelegt. Die funktionierende Teamarbeit sei am Ende entscheidend für den Erfolg gewesen. "Ich habe nur zwei helfende Hände von insgesamt 2000 helfenden Händen bereitgestellt", sagt Vollmar bescheiden. Ohne die Logistiker im Hintergrund hätten die Taucher beispielsweise überhaupt nicht tätig werden können. Jeder habe einen kleinen Beitrag geleistet, damit die gigantische Mission vollbracht werden konnte. "Wenn alle so gut zusammenarbeiten würden, hätten wir alle auf der Welt ein schöneres Leben."

Die Anstrengung und das Klima haben Vollmer schließlich krank gemacht. Nach vier Tagen ist er mit einer starken Erkältung nach Hause geflogen. Überglücklich hat er im Kreise seiner Familie später die Nachricht von den gelungenen Rettungsaktion vernommen. "Ich bin wahnsinnig stolz auf das Team."

Wahnsinnig stolz ist man auch in Franken auf den mutigen Höhlenretter. Landrat Matthias Dießl (CSU) will Vollmar heute persönlich seinen Dank für den ehrenamtlichen Rettungseinsatz unter Extrembedingungen aussprechen. "Als ich von dem spontanen Engagement von Nick Vollmar bei der Rettung erfuhr, war ich sehr beeindruckt von seiner Leistung", erklärt der Landrat und erinnert daran, dass Vollmar im Hinblick auf den tödlich verunglückten Retter der thailändischen Marine auch ein hohes persönliches Risiko in Kauf genommen habe. Nick Vollmar hat sich derweil vorgenommen, wie in jüngeren Jahren bei einer Hilfsorganisation wie dem Technischen Hilfswerk mitmachen zu wollen. "Das muss wieder neben Beruf und Familie einen Platz im Leben haben."
 

Nikolas Pelke