Zur
Von wegen Wertarbeit

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Zur Sanierung der Turnhalle des Gaimersheimer Gymnasiums und der Augustin-Kirche:

Längst ist der Begriff " Pfusch am Bau" bei uns sprichwörtlich geworden - von wegen "deutsche Wertarbeit" oder "deutsche Handwerkskunst"! Jüngstes Beispiel dafür ist die Turnhalle des Gaimersheimer Gymnasiums, dessen erst rund fünf Jahre altes, aber bereits marodes Dach wegen Korrosionsschäden saniert werden muss; vorläufig veranschlagte Kosten: 820 000 Euro. Fabrikationsfehler beim Hersteller eines Abdichtungselements sind angeblich ursächlich.

Der katholischen Pfarrkirche St. Augustin in Ingolstadt, einem ebenfalls maroden Betonbau aus dem Jahre 1959, droht gar die Abrissbirne; drei Millionen Euro wären notwendig, um dieses Gotteshaus und den zugehörigen Kampanile wieder instand zu setzen.

Zum Vergleich: Das Ingolstädter Liebfrauenmünster, dessen Bau 1520 abgeschlossen worden war, steht bereits fast fünfhundert Jahre. Einsturzgefahr? Fehlanzeige! Dabei kannten die Baumeister des Mittelalters weder Baumaterialien wie Stahl- oder Spannbeton noch Arbeitsmittel wie Schweißgeräte oder gar Gittermast- und Teleskopkrane.

Doch zurück zur St.-Augustin-Kirche: Es war die vierte katholische Pfarrkirche, die nach dem Kriegsende im aufstrebenden und bevölkerungsmäßig expandierenden Ingolstadt gebaut wurde; die katholische Kirche war damals ein geschätzter Auftraggeber. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie sich seinerzeit die Leute darüber lustig gemacht haben, dass gewisse Bauunternehmer in unserer Stadt den Sonntagsgottesdienst nicht in den hiesigen Pfarrkirchen besucht, sondern sich samt Familien zum Kirchgang im bischöflichen Dom zu Eichstätt eingefunden haben. Honi soit, qui mal y pense!

Werner Leitmeier, Ingolstadt