Ingolstadt
Von wegen Altherrenspiel

Die Schachspieler des VfB Friedrichshofen betreiben einen Sport, der längst auch Jugendliche anzieht

26.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Auch junge Menschen begeistern sich für Schach und können durch das Gehirntraining beim Strategiespiel auch in der Schule besser werden. Die Sportart eignet sich aber auch gut für Senioren. −Foto: Möschl

Ingolstadt (DK) Es ist das Spiel der Könige. Aus Indien stammend, erfreut Schach seit vielen Jahrhunderten Spieler auf der ganzen Welt. Acht Spitzenspieler ermitteln gerade in Berlin, wer von ihnen gegen den erst 27-jährigen Weltmeister Magnus Carlsen antritt. Anhänger hat das Strategiespiel bei Groß und Klein. Auch in Ingolstadt, wie beim VfB Friedrichshofen.

 

 

"Schach hat andere Anforderungen als reine Reflexspiele oder andere Sportarten wie Fußball."

Rainer Haas, Schachspieler

 

Gerade in der heutigen Zeit sei das traditionsreiche Brettspiel eine Alternative zu modernen Medien, betont Rainer Haas, Leiter der Abteilung Schach beim VfB Friedrichshofen. "Schach hat andere Anforderungen als reine Reflexspiele oder andere Sportarten wie Fußball." Da nicht nur physische Qualitäten gefragt seien, könnten 80-Jährige durchaus mit 20-Jährigen mithalten.

"Das Spiel ist ziemlich gehaltvoll und hat auch einen gesellschaftlichen Aspekt", so Haas. Dass die Altersspanne der Brettspielbegeisterten in der Tat sehr hoch ist, bestätigt auch Jugendtrainer Bernhard Hettele. Sie bewege sich im Verein etwa zwischen 6 und 80 Jahren. "Erfolg ist dabei altersunabhängig", erzählt der 26-Jährige. "Es kommt auch mal vor, dass ein junger Spieler gegen einen sehr erfahrenen gewinnt." Hettele selbst fing 2001 im Alter von neun Jahren mit dem Schachspielen an. "Ich habe damals eine Spielanleitung gelesen und es mir selbst beigebracht." Man müsse das Spiel einfach kennenlernen. Das klassische Schach, das man beispielsweise von seinen Eltern kennt, sei aber nur ein "Staubkorn in der Wüste". "Im Verein merkt man, dass es viele interessante Varianten von Schach gibt."

Den Vorwurf, dass Schach ein Altherrensport sei, weist der 16-jährige Hendrik Schuller zurück. Natürlich gebe es auch ältere Spieler, doch das Spiel sei gerade für junge Menschen sehr interessant. "Besonders gefällt mir das Knifflige am Schach", erzählt er. Durch die schier unendlich vielen Kombinationen sei kein Spiel wie das andere. "Man weiß nie, wie eine Partie am Ende ausgeht." Das taktische Denken mache sich auch im Alltag bemerkbar. In der Schule könne er sich dadurch wesentlich besser konzentrieren, erzählt er. Sein Bruder Elias, der ebenfalls Schach spielt, pflichtet ihm bei. "Man muss viel nachdenken und kann eine Menge Erfahrungen sammeln", berichtet der 13-Jährige. Wenn man Tipps von anderen aufnehme, werde man selbst schnell besser. "Für jüngere Spieler gibt es auch Variationen wie Bombenschach oder Laserschach." Das Strategiespiel sei alles andere als langweilig, sondern vielmehr ein "Erlebnis im Kopf".

Seit er 20 Jahre alt ist, spielt Frank Sturm Schach. Auslernen könne man dabei niemals, erzählt der heute 71-jährige Ingolstädter. "Vor allem im Endspiel kann man immer noch besser werden und die Strategien der großen Meister verinnerlichen." Das halte außerdem die Gehirnzellen auf Vordermann. Um weiter dazulernen zu können, sei das Studium spezieller Bücher empfehlenswert sowie selbstverständlich regelmäßiges Training.

Auch Anton Gilg aus Buxheim ist der gesundheitliche Aspekt der Sportart wichtig. "Das Alter ist gefährlich für das Gehirn", so der 69-Jährige. Er kenne aber kaum Schachspieler, die unter Demenz leiden. Es sei außerdem erwiesen, dass Schüler, die Schach spielen, deutlich besser in der Schule werden. "Besonders schön ist auch, dass man im Verein mit vielen Menschen wirklich gut befreundet ist, auch mit einigen jungen Leuten." Am Ende des Tages sei das auch wichtiger, als das Gewinnen - trotz allem Ehrgeiz.

"SCHACHTHERAPEUT" KOMMT

Eine besondere Veranstaltung findet am Ostersamstag, 31. März, statt. Der unter dem Künstlernamen "Der Schachtherapeut" bekannte Profispieler Manfred Herbold wird ab 10 Uhr im Schachraum des VfB Friedrichshofen ein zweistündiges Training zum taktischen Endspiel anbieten. Anschließend findet ein Simultanturnier gegen ihn statt. Die regulären Trainingszeiten des Vereins sind für Erwachsene dienstags und freitags ab 19.30 Uhr. Speziell für Mädchen wird montags ab 17 Uhr ein Training angeboten. Mittwochs ab 17.30 Uhr und samstags ab 17 Uhr trainieren die U8-Schachspieler, jeweils eine Stunde später beginnen die älteren Kinder und Jugendlichen. Weitere Informationen unter www.vfb-friedrichshofen.net. | tmö