Sindersdorf
Von Waldkauz bis Uhu

Christiane Geidel beleuchtet die Situation der Eulen im Landkreis Roth beim Jahresvortrag von BN und LBV

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Christiane Geidel mit dem Waldkauz, dem Vogel des Jahres. - Foto: Zeiner

Sindersdorf (rz) Der Waldkauz ist den Vogel des Jahres 2017. Und um das Thema Eulen hat sich auch der gemeinsame Jahresvortrag der Kreisgruppe Roth von Bund Naturschutz (BN) und der Kreisgruppe Roth-Schwabach vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) gedreht. LBV-Kreisvorsitzender Ruppert Zeiner erinnerte eingangs an die jahrelangen Aktivitäten der Eulenschützer um Klaus Bäuerlein. "Hier um Sindersdorf begannen wir vor 30 Jahren mit der Anbringung von Schleiereulenkästen in Scheunen und Kirchen." Er freute sich, dass Christiane Geidel, die hauptamtliche Uhuexpertin des LBV über die Eulen im Landkreis Roth berichtete. Geidel zeigte zuerst auf, dass Eulen nicht nur im Wald leben, sondern auch in Parks, Friedhöfen, Streuobstwiesen, Steinbrüchen, Felsspalten, Flusslandschaften und bewohnten Gebieten anzutreffen sind.

Vier Merkmale haben Eulen. Sie haben erstens starre Pupillen. Ihr Sichtfeld können sie aber durch einen um 270 Grad drehbaren Hals, bedingt durch mehr Wirbel, erweitern. Zweitens haben sie keine sichtbaren Ohren. "Beim Uhu sind das nur Federbüschel", erklärte Geidel. Die eigentlichen Ohren sind Öffnungen am Kopf, ähnlich einer Fischkieme, die man unter dem Federkleid aber nicht sieht. Die Ohröffnungen sind etwas in der Höhe versetzt und ermöglichen so eine räumliche Wahrnehmung von Geräuschen. Die speziellen Federn ermöglichen drittens den Eulen einen lautlosen Flug. Und viertens speien Eulen nichtverdaubare Beutereste, wie Knochen, Federn oder Insektenpanzer, als Gewölle wieder aus.

Die sechs im Landkreis Roth vorkommenden Eulenarten stellte Geidel in der Rangfolge der Häufigkeit vor. Dazu zeigte sie Daten aus dem Bayerischen Brutvogelatlas von 2012. Der Waldkauz ist die häufigste Eulenart und ein typischer Höhlenbrüter in alten Bäumen. Sieht man im Frühjahr noch flugunfähige Jungvögel am Boden, sollte man sie auf gar keinen Fall mitnehmen. "Setzen sie die Kleinen höchstens auf eine Astgabel und passen sie auf die Altvögel auf", appellierte Geidel. Die Elterntiere beschützen ihren Nachwuchs und können im lautlosen Anflug von hinten manchem Hilfswilligen kräftige Wunden am Kopf zuführen. Geidel wies darauf hin, dass der Naturlehrpfad Kaisinger Tal den Waldkauz auch auf seinen Markierungen zeigt.

Die Waldohreule brütet auf Bäumen in verlassenen Krähen und Elsternestern. So kann man sie auch in Ortsrandnähe oft antreffen. Ihre Jungen haben einen markanten langgezogenen Ruf. Im Herbst finden sich Waldohreulen gerne in Schlafgemeinschaften auf einem Baum zusammen.

Die Schleiereule ist ein typischer Gebäudebrüter. Früher war sie im Dorf sehr beliebt. Als Mäusejägerin war sie in Scheunen und in Kirchtürmen zu Hause. Die von der LBV-Kreisgruppe über 100 Schleiereulen-Nistkästen sind leider nicht mehr alle intakt. Geidel wünschte sich, dass hier wieder mehr Naturschützer bei der Kontrolle aktiv werden mögen.

Der Sperlingskauz brütet in Wäldern mit Unterwuchs und bevorzugt Buntspechthöhlen. "Er ist wirklich nicht viel größer als ein Sperling, und damit unsere kleinste heimische Eule", erklärte Geidel. Sein monotoner Ruf klingt ähnlich wie beim Dompfaff. Zu jeder Eulenart hatte Geidel auch deren Rufe hören lassen. So auch beim Raufußkauz. Dieser klingt etwas wie der Wiedehopf mit seinem Hub-Hub-Hub aber mit einem zusätzlichen Schlussklang. Diese Eule braucht Wälder mit viel Altholz und brütet in Schwarzspechthöhlen.

Der Uhu kommt seit Jahren auch im Landkreis Roth wieder vor. Vom Altmühltal zog er immer weiter nach Norden. Über ihn könnte Geidel noch viel mehr erzählen, befasste sie sich als Biologin doch schon seit 2004 mit dieser imposanten Vogelart. Der Uhu brütet nicht nur in Steinbrüchen, sondern auch auf verlassenen Horsten von Großvögeln und sogar auf dem Boden am Hang. Als Beute bevorzugt der Uhu sehr gerne Igel und auch andere Vögel. Jede kleine Eulenart gehört zum Beutespektrum der größeren Art. Deshalb ist es verboten, mit Klangattrappen im Freien Eulen anzulocken. Diese würden entweder auf diese Rufe sehr aggressiv reagieren oder sich auf Beuteflug annähern.