Schrobenhausen
Von Vampiren, die Tomaten züchten

Theatergruppe Incognito der Michael-Sommer-Mittelschule bringt ihre "Heldenreise 2.0" auf die Bühne

26.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) Macht das Spaß, die jungen Incognito-Akteure auf ihrer "Heldenreise 2.0" zu begleiten! Die Theatergruppe der Michael-Sommer-Mittelschule liefert zum Ende des Schuljahres eine Eigenproduktion, die vor Ideenreichtum nur so sprühte.

Es ist eine jener Fragen, die sich so gut wie jeder im Lauf des Lebens irgendwann mal stellt: Wer wärst du, wenn du könntest wie du wolltest? Aus dieser Frage heraus bastelte Incognito ein ebenso pfiffiges wie tiefgründiges Märchen, irgendwo zwischen immergültigen Leitsätze und Träumereien. Es geht um Zusammenhalt, das Überwinden von Ängsten, Freund- wie Feindschaft. Zweifelhafte Lebensweisheiten - "Zuerst das Geschäft, dann die Moral" - stehen im krassen Kontrast zu heldenhaften - "Einer für alle und alle für einen" -, oder klugen: "Hass hat eine Menge Probleme erschaffen, aber er hat keines gelöst." Vor Energie strotzend bringen die Mittelschüler das alles auf die Bühne: berührend, ausdrucksstark, unheimlich toll gespielt!

In die Rolle einer Person schlüpfen zu dürfen, die man selbst gerne wäre - eine geniale Idee, mit der Dagmar Riedinger, die bei ihrer Regiearbeit von Melanie Utz unterstützt wurde, bei den jungen Incognito-"Helden" noch für einen kleinen Extra-Motivationsschub gesorgt haben dürfte. Herausgekommen sind dabei Vampire (Lena Schwesinger, Josy Metzdorf, Juliane Schubert), Göttinnen (Rebecca Lombardino und Julia Pieloch), Superheldinnen (Laura Schwertfirm, Sindi Eibl, Samira Musliu) genauso wie mit Schauspielerinnen (Luisa Staller und Annalena Dinter), Sportlerin (Jessica Feirer) und Bergretterin (Hannah Daschner) realitätsnähere Figuren. Sie alle schickt Incognito gemeinsam auf die Reise. Selbstredend, dass dabei nur eines entstehen kann: ein ziemlich abenteuerlicher Mix, fürs Auge, fürs Ohr, fürs Herz.

Witzig wie dramatisch, fröhlich wie gruselig und mitunter auch mal wunderbar chaotisch. Schließlich geht es ja um nichts Geringeres, als um das Herz der Liebesgöttin. Das nämlich hatten die drei hungrigen Vampire stibitzt (so ein Mist aber auch: Muss es mittlerweile sogar Vampirwarnungs-Apps fürs Handy geben). Die Suche nach dem Herzen ruft die sieben Gefährten auf den Plan. Alles gipfelt im Kampf ums Herz. "Es kann niemandem gehören, der bereit ist, es zu zerstören", urteilt schließlich der kluge Zwerg (Denise Pongratz), der die Truppe ansonsten ganz schön auf Trab hält.

Der Einstieg ins Stück ist fließend. Videoeinspieler, in denen die Mittelschüler von ihren Träumen und Wünschen erzählen, erklären die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit von vornherein zur Nebensache. Auch eine klare Kante zwischen Schauspielern und Publikum gibt's nicht. So werden der ersten Zuschauerreihe schon mal frech die Schuhe entgegen gepfeffert. Mit einem kleinen Trip gen Zukunft entschied sich Incognito schließlich für ein versöhnliches Ende. Was aus ihnen allen einmal wird? Schauspieler mit super Engagement, erfolgreiche Sportlerin; die Bergretterin, die ihre Höhenangst überwindet; oder eine Superheldin, die eine Ausbildung zum Katastrophenschutz absolviert. Für die Vampire tun sich neue Nahrungsquellen auf: Sie züchten Tomaten. Und sogar Jagdgöttin Artemis ist nach einem Schlenker zu IS-Terroristen im Nahen Osten irgendwann beim Wiederaufbau zerbombter Städte dabei und führt ein glückliches Leben.

Mit einem Techniker des Ingolstädter Stadttheaters freut sich Dagmar Riedinger hinter den Kulissen über einen besonderen Gast. Er habe Incognito bei den Schultheatertagen kennengelernt, und sei von Techniker Franz Tögel aus der 7M so angetan gewesen, "dass er mal gucken wollte, wie es in Schrobenhausen so läuft", erzählt sie. Fantasievolle Maskenarbeit (neben Riedinger und Utz: Tamara Lombardino) gibt den Charakteren den ultimativen optischen Schliff. Und da wären natürlich auch die Kostüme - oder wie es die jungen Incognito-Akteure bei der abschließenden Dankesrede formulieren: "die geilsten Outfits aller Zeiten."

Eigentlich wäre das ja die letzte Inszenierung von Dagmar Riedinger gewesen, die nun die Schule verlässt. Eigentlich! Auch da findet ihre Truppe die richtigen Worte: "Du und aufhören? Das macht keinen Sinn!" Die insgesamt rund 160 Gäste, die die beiden Aufführungen besuchten, dürften das nicht anders sehn.