Zum Bericht "Ein neues Bodengutachten soll Klarheit bringen" (PK vom 23. April):In der Gemeinderatssitzung am 20. April 2021 gab Bürgermeister Franken bekannt
Von unsinniger und Schäden verursachender Planung Abstand nehmen

05.05.2021 | Stand 05.05.2021, 19:55 Uhr

Zum Bericht "Ein neues Bodengutachten soll Klarheit bringen" (PK vom 23. April):In der Gemeinderatssitzung am 20. April 2021 gab Bürgermeister Franken bekannt, dass das Schmutzwasser aus dem geplanten Baugebiet Neustockau - 23 Parzellen, davon sechs Mehrfamilienhäuser mit sechs bis acht Wohneinheiten auf circa 2,5 Hektar - nicht in den Kanal in der Neuburger Straße, in der auch Bürgermeister Franken wohnt, eingeleitet werden kann, da dieser zu gering dimensioniert sei.

Vielmehr müsse für das Schmutzwasser ein Rückhaltebecken gebaut und dieses dann mittels einer Druckleitung bis zum Kanal in der Adelshausener Straße gepumpt werden.

Es ist unvorstellbar und in hohem Maße unverantwortlich, dass unter solchen Umständen das Baugebiet Neustockau verwirklicht werden soll. Die Starkregenereignisse nehmen wegen der Klimaerwärmung von Jahr zu Jahr dramatisch zu. Im letzten Jahr war die Lessingstraße nach einem solchen Starkregen komplett unter Wasser und sicher wird es in der Adelshausener Straße nicht anders gewesen sein. Das wird wohl noch zunehmen, wenn das Schmutzwasser aus der Neustockau in diesen Kanal gepumpt wird. Aber vielleicht wird hier nach dem St. Florians Prinzip gehandelt "St. Florian verschon mein Haus, zünd's andere an". Hinzu kommen die immensen Kosten für die Kanalerschließung. Rückhaltebecken, Pumpwerk, Druckleitung und Kanäle werden weit über eine Million Euro kosten. Über die Kanalbeiträge kann dieser enorme Betrag bei weitem nicht abgedeckt werden. Die Folge ist, dass alle Beitragspflichtigen des Abwasserverbandes Ingolstadt Süd - dazu gehört Reichertshofen und Baar-Ebenhausen - über Gebühren und Beiträge dieses Trauerspiel mitfinanzieren müssen.

Nicht vergessen werden darf ein Blick auf die Nachhaltigkeit. So ein Pumpwerk verbraucht dauernd Strom. Wo bleibt hier das Credo zum Energie sparen. Ist das verantwortungsvolle Politik? Bei der Erschließung des Baugebiets müssen Spundwände gesetzt und das Grundwasser massiv abgesenkt werden, da der instabile Boden bis zur tragenden Schicht ausgetauscht werden muss. Selbst wenn das Baugebiet, wie Bürgermeister Franken sagte, 1,5 bis zwei Meter aufgefüllt wird.

Anlieger der Lessingstraße haben daher zum Bebauungsplanentwurf ein Rechtsgutachten von Herrn Professor Dr. Englert erstellen lassen. Professor Englert ist nicht nur als Jurist, sondern auch als Experte im Bereich der Wasserhaltung in Deutschland anerkannt und bekannt. Professor Englert kommt unter anderem zu folgendem Ergebnis: "Jeder hydrologisch Kundige würde nicht auf die Idee kommen, in einem faktischen Überschwemmungsgebiet - um ein solches handelt es sich beim Gebiet Neustockau - bei anstehenden Gleye-Böden und eines das Areal umlaufenden Grabens ein Baugebiet auszuweisen. Hier wären Gerichtsverfahren sowohl im zivil- als auch in verwaltungsrechtlicher Hinsicht vorprogrammiert. Denn hohe Schäden und sehr teure Bauvorhaben wären die Folge".

Es soll ja schließlich ein Baugebiet, wie mehrmals in der Sitzung erwähnt, für die benachteiligte Bevölkerung werden und kein Villenviertel, ob diese Bevölkerungsschicht sich diese Häuser und Mietwohnungen dann noch leisten kann, ist fraglich.

Um unser Rechtsgutachten zu entkräften, wurde - obwohl es schon ein von der Gemeinde beauftragtes, ausführliches und detailliertes Bodengrundgutachten gibt - wiederum, allerdings von einem anderen Ingenieurbüro, von der Gemeinde nun ein neues Bodengrundgutachten in Auftrag gegeben. Man sieht, es werden keine Kosten und Mühen gescheut.

Wir Anlieger der Lessingstraße können nur an die Vernunft des Gemeinderats appellieren, von einer solch unsinnigen und Schäden verursachenden Planung Abstand zu nehmen.
Reinhard Gellert

und Anton Westner

Reichertshofen