Geisenfeld
"Von überregionaler Bedeutung"

Vortrag: Archäologische Grabungen bei Ilmendorf als didaktisches Modellprojekt der Uni München

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Schicht für Schicht haben die Studenten der Archologie bei ihren Grabungen auf dem 19 000 Quadratmeter großen Areal bei Ilmendorf das Erdreich abgetragen - Foto: LMU, Institut für frühgeschichtliche Archäologie

Geisenfeld (DK) Ilmendorf gilt unter Historikern schon lange als archäologischer „Hotspot“. Grabungen im Zuge eines didaktischen Modellprojekts der LMU München, das beim jüngsten Fachvortrag im Kelten- und Römer-Museum im Fokus stand, bestätigen diese Einschätzung.

Referentin war am Dienstagabend Professor Carola Metzner-Nebelsick (kleines Foto) im Rahmen der „Vorträge zur Archäologie und Geschichte“. Wie sie in einem spannenden Referat vor rund 60 Zuhörern berichtete, hatten Studenten der Archäologie in den Jahren 2011 bis 2015 im Sommer jeweils zwei Monate auf einem rund 19 000 Quadratmeter umfassenden Areal in dem Geisenfelder Ortsteil zugebracht. Die Lehrgrabungen dienten der Vermittlung moderner Ausgrabungs- und Dokumentationstechniken und brachten laut Metzner-Nebelsick dank „wissenschaftlicher Fragestellung“ und „akribischer Befundung“ aufschlussreiche Ergebnisse. Unter anderem wurden ein Hügelgräberfeld aus der Mittelbronzezeit und Siedlungsreste der ausgehenden Frühbronzezeit sowie ein prähistorischer Entwässerungsgraben mit Hinweisen auf eisenzeitliche Pfostenbauten mit Erdkeller erfasst.

Darüber hinaus konnten Latène-Keramiken aus der Keltenzeit (2. Jahrhundert vor Christus) gesichert werden. Zu den „Highlights“ zählte die Wissenschaftlerin zwei Grabstätten von Kriegern, in denen man unter anderem einen Dolch und eine Lanzenspitze aus Bronze fand (DK berichtete). Museumsleiter Wolfgang David hatte Metzner-Nebelsick als international renommierte Wissenschaftlerin mit viel Erfahrung vorgestellt. Diese betonte ihrerseits, sie spreche „für ein ganzes Team“, dem neben Professor Wolf-Rüdiger Teegen auch Caroline von Nicolai (beide LMU) sowie externe Experten angehörten.

Schon bei den Grabungsvorbereitungen kamen modernste Methoden wie die geomagnetische Prospektion (Jörg Fassbender vom Landesamt für Denkmalpflege) zum Einsatz, die mittels der Messung des Erdmagnetfeldes Anomalien im Erdreich als potenzielle archäologische Strukturen sichtbar werden lässt. Zur genauen Fundverortung nutzte man tachymetrische Vermessungen und georeferenzierte Luftbilder, von Frank Stremke mit Flugdrachen und Drohnen aufgenommen, in die die Funde digital eingemessen wurden. Wenn das Bodendenkmal längst unter den Mauern eines neuen Gebäudes verschwunden ist, erlaubt eine schwenkbare 3 D-Rekonstruktion der Nachwelt sogar eine Art „virtuelle Begehung“.

Beim eigentlichen Bodenabtrag habe man auf die sogenannte Schichtgrabung gesetzt – ein aufwendiges Verfahren, das hilft, „die Geschichte der Errichtung des Monumentes zu rekonstruieren“, so die Projektleiterin. Am Ende halfen Metalldetektoren und feinmaschige Siebe der Nachkontrolle, „damit man nichts verpasst“. Leicht sei die Arbeit auf dem „extrem schwierigen Terrain“ allerdings nicht gewesen, erläuterte die Forscherin und berichtete von Regen, Hitze und immer wieder nachdrängendem Grundwasser. Manchmal sei es bei der Dokumentation „um Minuten gegangen“, bevor die Zeugnisse der Vergangenheit buchstäblich ertranken.

Im Zuge einer weitergehenden Auswertung erhoffe man sich nun „neue Erkenntnisse etwa über Bestattungsrituale“, erklärte Metzner-Nebelsick. Eines steht für sie jedoch bereits fest: Die Gegend um Ilmendorf war schon in der Vorgeschichte „dicht besiedelt und von überregionaler Bedeutung“.