Niederlauterbach
Von Thailand in die Hallertau

Weil er den Karrerhof als mögliches Zentrum selbst prüfen will, kommt nun ein hoher Buddhistenmönch

06.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Eine ganz besondere Faszination geht vom Karrerhof in Niederlauterbach aus. Einst Probstei und Gutshof, könnte er nun vielleicht bald ein buddhistisches Zentrum werden - Foto: Trouboukis

Niederlauterbach (WZ) Gutes Karma, schlechtes Karma. Ob sich der Karrerhof – einst Gutshof und ehemalige Probstei im Herzen von Niederlauterbach – als Buddhistenzentrum eignet, das soll bald geklärt werden.

Ein ranghoher Priester aus Thailand wird den Hof mit fast 1000-jähriger Geschichte besuchen. Blätter rascheln im Wind, die alten Nebengebäude mit ihren großen Säulengängen werfen wohltuenden Schatten und der verbogene Zeiger der alten Sonnenuhr deutet keine Zeit mehr an. Sie spielt im Moment auch keine Rolle im Karrerhof, denn die letzten Bewohner sind längst ausgezogen. Kein Vieh scharrt mehr in den Stallungen, nichts ist mehr geblieben vom einst emsigen Treiben in dem imposanten Hof, der als Probstei und Gutshof die Geschichte des Dorfes unauslöschlich geprägt hat.

Und doch ist sie noch zu spüren, die ganz besondere Atmosphäre dieses Anwesens, das umrahmt von riesigen Bäumen und einer denkmalgeschützten Mauer genau gegenüber der katholischen Pfarrkirche „St. Emmeram“ steht. Eine Atmosphäre, die schon Film- und Fernsehteams angezogen hat. Vor kurzem waren sie auch wieder da mit ihren Kameras und haben gedreht, aus aktuellem Anlass: Denn die Erklärung des Hofeigentümers Peter Breitner bei der Bürgerversammlung in Niederlauterbach, dass er in Verkaufsverhandlungen sei, hat die Medien auf den Plan gerufen. Der neue Kaufinteressent ist schließlich nicht irgendwer, sondern es sind Berater des Vereins Buddhadharma München, die ihr Zentrum für fünf thailändische Mönche vielleicht von der Landeshauptstadt in die Hallertau verlegen wollen, vielleicht in eben diesen Karrerhof.

Dass der Hofeigentümer den Weg an die Öffentlichkeit gewählt hat, dem zollen viele der rund 620 Dorfbewohner Respekt: „Schließlich ist das sein Privateigentum“, sagt beispielsweise Lorenz Reich, Seniorchef des großen Gasthauses in der Nachbarschaft. „Er muss uns ja nicht unbedingt sagen, was er vorhat.“ Dass er es dennoch getan hat, kommt an im Dorf und hat dafür gesorgt, dass die Leute sich seit der Bürgerversammlung etwas mehr mit dem Thema „Buddhismus“ befasst haben. „Ich merke schon, dass einige, die anfangs sehr skeptisch waren, sich nun etwas mehr informiert haben“, so Hofeigentümer Peter Breitner im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn anfangs sei sogar von „Sektenkult“ die Rede gewesen, die Leute hätten befürchtet, dass ganz Niederlauterbach bald von Buddhisten missioniert werden sollte. „Aber das ist ja offenbar nicht der Fall“, sagt Reich, der schon bei der Bürgerversammlung diese Bedenken erklärt hatte. „Wenn es nicht so ist, dass sie mich von ihrem Glauben überzeugen wollen, dann habe ich nichts gegen so ein Zentrum.“

Ähnlich sieht das auch die Familie Raith, die direkt neben dem Karrerhof ihre Landwirtschaft hat. Albert Raith war 18 Jahre Kirchenpfleger der Pfarrei, aber auch er zeigt sich zusammen mit seiner Frau Margot eher aufgeschlossen gegenüber den möglichen neuen Nachbarn: „Was wir gehört haben, so sollen das ja sehr ruhige und angenehme Menschen sein“, sagen sie – und würden sich freuen, wenn der prächtige Gutshof endlich eine sinnvolle neue Nutzung bekäme. Denn viele mögliche neue Hofbesitzer seien schon im Gespräch gewesen und die einstige Idee, einen Teil des Grundstücks mit Häusern zu bebauen, die hat den Raiths gar nicht gefallen. „Da würde so eine Nutzung doch eher dem Charakter der alten Probstei entsprechen...“

Doch nicht alle Dorfbewohner denken so, Skepsis und Unsicherheit sind immer noch da – vor allem, was den Alltag und den Jahresablauf in so einem Buddhistenzentrum betrifft. „Da konnte uns Herr Breitner ja noch nicht viel dazu sagen“, meldet beispielsweise Pfarrer Thomas Schießl an. Auch er hatte seine Bedenken schon auf der Bürgerversammlung geäußert und bleibt dabei: Die unmittelbare Nachbarschaft der katholischen Kirche und die Ansiedelung einer andersgläubigen Kultur in einem kleinen Dorf mit 95 Prozent Katholikenanteil sei „durchaus problematisch“. Ob das dörfliche und kirchliche Leben weiter wie gewohnt möglich sei, das bedürfe noch einer Klärung, die es bisher nicht gegeben habe.

Doch könnte sie vielleicht bald kommen, denn noch ist kein Kaufvertrag unterschrieben: „Wir stehen weiter in Verhandlungen“, sagt der Eigentümer. In der nächsten Zeit wolle ein ranghoher Priester aus Thailand nach Niederlauterbach reisen, um den Gutshof persönlich zu besichtigen. Danach könnten die Würfel fallen – für oder gegen ein buddhistisches Zentrum im Karrerhof und auch darüber, ob und wie Wohnhaus und Nebengebäude genutzt werden könnten. Denn der Karrerhof ist eine große Investition: Derzeit wird er im Internet für rund 1,5 Millionen Euro zum Verkauf angeboten.