Pfaffenhofen
Von Schattenseiten und Möglichkeiten

Grüne diskutieren über "Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung"

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Dieter Janecek ist Sprecher für digitale Wirtschaft und digitale Transformation der grünen Bundestagsfraktion. −Foto: Foto: Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Die Chancen nutzen, die Risiken erkennen und negative Entwicklungen möglichst eindämmen - dafür hat der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Dieter Janecek, am Donnerstagabend bei seinem Vortrag in Pfaffenhofen über die "Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung" für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft plädiert.

Neben einer Bestandsaufnahme der derzeitigen Bedingungen in Deutschland widmete sich der Wolnzacher in seinen Ausführungen vor allem den Aspekten der Künstlichen Intelligenz (KI) sowie den Auswirkungen der Digitalisierung auf die ökologische Frage und die Arbeitswelt.

Auf Einladung des Kreisverbands der Grünen berichtete Janecek, Sprecher für digitale Wirtschaft und digitale Transformation seiner Bundestagsfraktion, von einer gerade beendeten Ausschussreise nach Skandinavien. Dabei stellte er fest, dass Deutschland hinsichtlich des Breitbandausbaus und damit des schnellen Internets deutlich hinterherhinke, was für zahlreiche Unternehmen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil bedeute. So forderte er, entsprechend dem skandinavischen Vorgehen auch in Deutschland, den Breitbandausbau nicht mehr privatwirtschaftlich zu organisieren. "Das gehört zur Daseinsvorsorge und damit in die öffentliche Hand", so Janecek.

Darüber hinaus werde in Skandinavien in weit größerem Umfang bargeldlos bezahlt, auch die öffentlichen Verwaltungen und die Post seien in Sachen Digitalisierung wesentlich weiter als hierzulande. "Das sind Verhältnisse, die wir auch bekommen werden", ist sich der Wolnzacher sicher. Doch diese Entwicklungen hätten bei allen positiven Aspekten auch Schattenseiten, die es zu regulieren gelte.

So nannte er den Datenschutz, sprich den Umgang der großen digitalen Plattformen wie Facebook mit den Daten der Nutzer, sowie die Monopolisierungstendenzen großer Anbieter. Mit Sorge betrachtet er beispielsweise die marktbeherrschende Stellung Amazons und damit einhergehende Möglichkeit des Preisdiktats. "Da brauchen wir europäische Regeln. Das Wettbewerbsrecht muss stärker eingreifen", bekräftigte der Bundestagsabgeordnete und sieht da durchaus Möglichkeiten. Schließlich sei Europa weltweit immer noch der größte Binnenmarkt.

"Die Risiken dürfen aber nicht davon abhalten, die Chancen zu nutzen", führte Janecek aus und sieht viele entlastende Aspekte der Nutzung künstlicher Intelligenz. So könnten durch Robotik viele körperlich sehr anstrengende Aufgaben übernommen werden. Dies gelte nicht nur für Industriearbeitsplätze, sondern auch für die Pflege. Das entscheidende Kriterium sei dabei, dass es zum Wohle der Menschen eingesetzt werden müsse. Dabei werfe das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine eine Reihe ethischer Fragen auf.

Galt es eine Zeitlang als quasi ausgemacht, dass die Digitalisierung in ökologischer Hinsicht positiv zu bewerten sei, gelte dies nicht mehr uneingeschränkt. An erster Stelle sei hier der "Energiehunger" zu nennen, der weiterhin steige. Daher sei der Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben. "Dass die Arbeit durch die Digitalisierung verschwindet, ist durch nichts zu belegen", erläuterte er und wies darauf hin, dass diese Entwicklung allerdings für erhebliche Umbrüche in der Arbeitswelt sorgen werde.

Diese Fragen werden Janecek bald auch auf bundespolitischer Ebene beschäftigen. Der Wolnzacher wird für seine Partei einer Enquetekommission des Bundestages, die sich mit den ethischen und gesellschaftlichen Fragen der Digitalisierung beschäftigt, angehören. Denn bei allen Möglichkeiten der Digitalisierung sei eine effektive Regelung dieses Bereichs unabdingbar. "Kapitalismus und Digitalisierung - unkontrolliert - sind das Schlimmste, was passieren kann! ", so sein Credo.

Petra Frye-Weber