Schweitenkirchen
Von Rufbus bis Radweg

Erstes Treffen des Schweitenkirchener Arbeitskreises Verkehr zeigt, dass es viele Baustellen gibt

20.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr

Schweitenkirchen (PK) Eine sichere Anbindung nach Pfaffenhofen, ein Expressbus für Pendler nach München oder die bessere Vernetzung der Radwege: Beim ersten Arbeitskreis ÖPNV in Schweitenkirchen wurde am Dienstagabend so ziemlich jedes Verkehrsthema engagiert diskutiert.

Zweieinhalb Stunden lang debattierten elf Bürger - darunter Pendler, vom Lärm geplagte Anwohner oder Radfahrer - mit Bürgermeister Albert Vogler (CSU), Zweiter Bürgermeisterin Gabi Kaindl (BBS) und Gemeinderat Christian Ostler (SPD/FW). Dabei wurde es deutlich hitziger und kontroverser als in den meisten öffentlichen Schweitenkirchener Gemeinderatssitzungen. Doch die Kontroversen führten stets zu einem neuen Ansatz, der am Ende in die gemeinsamen Ziele einfloss.

Und das sind beispielsweise der Radwegebau, die Schaffung von Mitfahrgelegenheiten oder ein sicherer Weg nach Pfaffenhofen - vor allem auch für Menschen, die nicht so mobil sind.

Hier war eine Schweitenkirchenerin gekommen, die krankheitsbedingt oft nach Pfaffenhofen oder sogar München fahren muss. Der Rufbus ist für sie ziemlich unattraktiv, erzählte sie. "Ich muss vorher anrufen, dann fahre ich morgens nach Pfaffenhofen, wo ich hoffentlich pünktlich den Zug zum Spezialisten in München erreiche." Am Vormittag komme sie dann wieder nach Pfaffenhofen, "aber der nächste Rufbus kommt erst am Nachmittag". Deshalb fährt eben doch meist ihre Tochter sie. Auch Bürgermeister Vogler berichtete, dass "der Rufbus leider schlecht angenommen wird". Die breite Öffentlichkeit habe man leider nicht erreicht. Die erfahre ja auch nichts von dem Rufbus, so mehrere Teilnehmer des Arbeitskreises. "Wir haben ihn aber in Presse, im Gemeindeblatt und auf unserer Webseite beworben", erwiderte Vogler. Vielleicht liege es an den Zeiten, meinte einer. Die habe man auf Wunsch von Bürgern so festgelegt, so der Gemeindechef.

Einig waren sich alle, dass eine Anbindung an den Stadtbus sehr gut für Schweitenkirchen wäre. Deshalb war auch der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD) zu Besuch. Der machte allerdings nur langfristig Hoffnung. "Das Problem ist die überschaubare Dichte im Landkreis", so der Bürgermeister. Das mache es denkbar unrentabel für Buslinien. Doch 2022 gibt es eine Chance für Schweitenkirchen, zum Zug zu kommen. Dafür müsse jedoch der Landkreis zustimmen, der Träger des ÖPNV ist. Außerdem muss auch der Verkehrsverbund Ingolstadt sein Einverständnis geben und das vergaberechtliche Problem gelöst werden. Und, natürlich, das Geld muss vonseiten der Gemeinde fließen. "Dann gibt es bei uns eine 100-prozentige Bereitschaft, Schweitenkirchen anzubinden", verprach Herker auf Nachfrage eines Bürgers.

Das allerdings wird eben erst 2022 spannend. So lange wollen die Schweitenkirchener nicht warten, da war man sich einig. Womöglich wäre da der Ausbau des Radwegs nach Pfaffenhofen eine Möglichkeit? Bekanntlich stocken die Planungen entlang der Staatsstraße, weil hier eine Überholspur angedacht ist. "Wozu braucht man da eine Überholspur?", erzürnte sich ein Schweitenkirchener. "Viel wichtiger ist der Radweg." Daher würde man ja auch gern die Alternativroute durch ein Stück Wald vorantreiben, erwiderte Vogler. "Doch das scheitert nach wie vor an den Grundstücksverhandlungen." Das sei eigentlich sowieso nicht sinnvoll, meinte eine Bürgerin, "denn wer fährt ernsthaft in der Dämmerung durch den Wald?" Über die Staatstraße, da waren sich alle einig, kann man als Radfahrer jedenfalls nicht fahren.

Der Schweitenkirchener Stefan Eisenmann, der die Pfaffenhofener Stadtwerke leitet, würde die Gemeinde am liebsten dazu verpflichten, eine klare Aussage zur Priorität zu treffen. "Ich hätte gern eine strategische Ausrichtung", sagte er. Dass er die als Fahrrad-Pendler am liebsten bei der Fokussierung auf Alternativen zum Auto sehen würde, daraus machte er keinen Hehl. Zweite Bürgermeisterin Kaindl widersprach: "Das wird so nicht gehen", sagte sie. "Wir brauchen Parkplätze in der Ortsmitte ebenso wie wir Alternativen brauchen." Man müsse jedes Bedürfnis der Bürger berücksichtigen.

Womöglich ist das aber auch gar nicht die Diskussion, die den Bürgern unter den Nägeln brennt, merkte ein Teilnehmer an. "Vielleicht sollten wir erst einmal eine repräsentative Umfrage darüber machen, was den Schweitenkirchenern wirklich wichtig ist", sagte er. Er könne das auch übernehmen. Das stieß allerdings auf wenig Gegenliebe.

Stattdessen vereinbarten die Teilnehmer, sich beim nächsten Treffen vor allem darüber Gedanken zu machen, wie die Bürger sicher nach Schweitenkirchen gelangen könnten.

Der Termin ist am Mittwoch, 28. November, ab 19 Uhr. Es können nach wie vor Bürger dazukommen, mitarbeiten oder auch einfach nur dabei sein.

Desirée Brenner