Ilmmünster
Von Räubern und Pfaffen

Die Dorfbühne Ilmmünster begeistert bei der Premiere mit viel Witz und Situationskomik

10.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Ein Stück vor dem Stück: Ein humorvolles Kaffeekranzl bildeten in Ilmmünster Sissi Retzlaff (von links), Walli Fuchs, Helga Brandstetter und Erika Kistler. - Foto: Steininger

Ilmmünster (PK) Eine gelungene Premiere feierte am Sonntag die Dorfbühne Ilmmünster mit ihrer bayerischen Räubergeschichte "Da Rauberpfaff". Ein spielfreudiges Ensemble und gelungene Bühnenbilder machten der Tradition echten Volkstheaters alle Ehre.

Quasi zum Anwärmen des Publikums aber hatte die Dorfbühne einen Einakter vorangestellt: Beim "Kaffeekranzl" treffen sich drei Dorfratschn (Erika Kistler, Helga Brandstetter und Sissi Retzlaff) bei der Pfarrhaushälterin Fräulein Berta (Walli Fuchs), die das Frauentrio mal kurz allein lassen muss. Das rätselt über den Inhalt eines Topfes, in dem sie ein anderes Getränk als den üblichen "lätscherten Kaffee" vermuten und von dem sie vorab mal kosten, allerdings mit unterschiedlichen Meinungen über den Inhalt. Den klärt die Berta dann auf, mehr aber wird nicht verraten.

Beim "Rauberpfaff" dagegen kommt ein Räubertrio per Zufall an Kleidung und Utensilien eines Pfarrers. Der wird von Freising nach Ilmmünster versetzt, kommt aber auf der Kutschfahrt dahin ums Leben. Das ist die Chance für Räuberhauptmann Gust (Lukas Grillmayer), seiner Rauberhur Rothen Res (Michaela Landsberger) und dem Schlitzohr Hetzinger Jackl (Peter Reichhold). Der hat die Idee, den Gust zu einem Pfarrer zu machen und die Rothen Res zur Pfarrersköchin. Der ist zunächst nicht erbaut von Jackls Idee, denn dem Gust sind kirchliche Bräuche und Riten gänzlich fremd: Der spricht schon mal von den Aposteln als "dem Jesus seine zwölf Brüder".

Der neue Pfarrer und seine Köchin werden von den Honoratioren des Dorfes, dem Bräu (Helmut Brandstetter) und dem Bürgermeister (Franz Lisson) sowie von der Kupplinger Severa (Erika Kistler), deren Tochter Annamirl (Veronika Gabriel) und der Siachlerin (Helga Brandstetter) schon freudig erwartet. Die einen sehen den neuen Dorfgeistlichen schon als Instrument ihrer Macht- und Habgier, die anderen haben ganz persönliche Wünsche. Aus lauter Eigennutz fällt ihnen nicht auf, dass der neue Pfarrer sich sehr merkwürdig verhält, weil er halt mit der Messliturgie überhaupt nicht vertraut ist. Aber gerade deshalb gilt er bald als unkonventionell und bürgernah, wenn er zum Beispiel nach dem Gottesdienst zu den Gläubigen anstelle von "Gehet hin in Frieden" sagt: "Wir treffen uns nachher beim Wirt."

Auch bei seinem unmittelbaren Umfeld, dem Totengraber "Schlucker" (Wolfgang Springer), dessen Messwein-Abkommen mit dem alten Pfarrer vom Gust großzügig erneuert wird. Selbst der Dorfgendarm (Jörg Retzlaff) biedert sich der Geistlichkeit an und so kann der Gust ungehindert seine Karriere als Geistlicher vorantreiben. Das geht natürlich nicht ohne Situationskomik über die Bühne, beim Ankleiden des Priestergewandes zum Beispiel, wenn schon die Kirchenglocken zur Abendmesse läuten. Das geht zunächst gründlich schief, bis der Mesner (Franz Landsberger) hilfreich eingreift, der aber zunächst den Braten noch nicht riecht.

So baut sich die Geschichte mit viel Wortwitz langsam auf und spitzt sich zu. Da verfügt der Pfarrer Gust einen Beichtzwang vor der ersten Sonntagsmesse und bittet die Honoratioren nacheinander in den Beichtstuhl: "Der nächste bitte." Da erfährt er, wo die einzelnen Gläubigen ihr Geld verstecken und er bekommt so manches "Schwarzgeld" zugesteckt - was für die Freisprechung von Sünden sehr hilfreich ist. Auch von der Kupplinger Severa, die etliche Geldscheine aus ihrem Dirndlausschnitt zieht und sogar noch mal nachgreift: "Da is no oaner hintbliebn", sagt sie zur Gaudi des Publikums.

Der Hetzinger Jackl dagegen nützt mittlerweile die Sonntagsmesse für seine Raubzüge. So könnte es nach dem Geschmack des Räubertrios ruhig weitergehen. Wäre da nicht der Mesner, der Verdacht schöpft und den Gust zur Rede stellt. Wie das Ganze ausgeht, wird natürlich nicht verraten, da muss man schon selber in die Vorstellungen gehen.

Und die sind rundum vergnüglich, die Masken (Michaela Landsberger) passen, die Bühnenbilder sind sehenswert und die Beichtstuhlszene ist einer der Höhepunkte des Stücks.

Musikalisch bestens umrahmt wird der Schwank durch den Schorsch Huber an der Diatonischen und seiner Schwester Angela mit dem Bariton. Eine runde Sache also, nicht nur für Katholiken zu empfehlen.