Von Posts und Politikern

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr
Kommunikation ist alles: 2015 chattete Oberbürgermeister Christian Lösel im Biergarten mit Facebook-Nutzern. −Foto: Eberl (Archivfoto)

Ingolstadt (xes) Donald Trump twittert morgens, mittags und abends. Sogar nachts kann er die Finger nicht von seiner Computer- und Smartphone-Tastatur lassen. Auch in Ingolstadt sind viele lokale Politiker in den sozialen Netzwerken unterwegs, wenn auch nicht auf Twitter.

Manchmal meldet sich der designierte US-Präsident sogar mehrmals am Tag via Twitter zu Wort. So wie gestern. Um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit zwitschert er in die Welt: „(...) The journey begins and i will be working and fighting very hard to make it a great journey for the American People.“ – „(...) Die Reise beginnt und ich werde sehr hart arbeiten und darum kämpfen, dass dies eine großartige Reise für die Amerikaner wird.“ Zwei Minuten später gab es schon die nächste Nachricht.

Donald Trump ist ein begeisterter Twitterer. Dort verkündet der Milliardär als „@realDonaldTrump“ seine Meinungen, die auf manche Leser oftmals unüberlegt wirken. Trump hat mit Twitter die Möglichkeit, eine große Anzahl an Personen zu erreichen, er bringt es auf 20 Millionen Follower.

Auch in Ingolstadt sind viele lokale Politiker in den sozialen Netzwerken unterwegs. Da wäre zum Beispiel Karl Ettinger. Auf Twitter war der FDP-Stadtrat nur kurze Zeit aktiv: „Ich war zwar mal auf Twitter, das war aber nur ein Projekt, das ich eine Zeit lang ausprobiert habe. Twitter hat mich emotional nicht angesprochen.“ Ettinger schreibt lieber auf Facebook. Auf der Social-Media-Plattform könne der Politiker nämlich auch längere Nachrichten posten. Bei Twitter ist die Länge einer Nachricht auf 140 Zeichen beschränkt.

Ettinger nutzt Facebook vor allem, um Veranstaltungen anzukündigen. Erst am Mittwoch warb er für die im Februar stattfindende „Große Sponsorennacht im Seehaus Ingolstadt“. Facebook erleichtert ihm auch seine Arbeit im Tierschutzverein, da er dort in geschlossenen Gruppen Vorstandssitzungen vorbereiten könne.

Auf Facebook Nachrichten zu posten ist für Ettinger auch so ein bisschen wie Tagebuchführen: „Wenn ich etwas Schönes erlebt habe, teile ich das gerne auf Facebook.“ So einen Tagebuch-Post findet man zum Beispiel am Neujahrstag, an dem der FDP-Stadtrat ein Foto hochgeladen hatte, auf dem eine Gebirgslandschaft mit einem idyllischen Sonnenaufgang zu sehen ist. Wirft man einen Blick in die Kommentare, zeigt sich: Ettinger war beim Skifahren. Dem Lokalpolitiker ist es wichtig, auch in den sozialen Netzwerken einen anständigen Umgangston an den Tag zu legen: „Ich verhalte mich auf Facebook nicht anders als im echten Leben: Ich kommuniziere fair, freundlich und sachlich.“

Oberbürgermeister Christian Lösel ist wie Karl Ettinger nur auf Facebook aktiv. Rund 7500 Menschen folgen dem OB auf seiner privaten und seiner offiziellen Facebook-Seite. Erst gestern teilte er einen Beitrag von Reinhard Brandl, in dem der CSU-Bundestagsabgeordnete dazu aufrief, sich für ein krebskrankes Kind in Mörnsheim typisieren zu lassen. Lösel ist kein großer Fan der sozialen Medien. Das liege nicht an Facebook an sich, sondern an manchen Usern, die im Netz Hass schüren und Hetzkampagnen führen. „Ich bin hoch kritisch gegenüber Nutzern, die die sozialen Medien missbrauchen, um andere Menschen zu stigmatisieren“, so Lösel. Der Oberbürgermeister möchte die Menschen auf Facebook vor allem mit „Sachinformationen, Fakten, Zahlen und qualitativen Meldungen“ versorgen, um die Bürger aufzuklären.

Auch Veronika Peters, SPD-Stadträtin, ist sehr aktive Facebook-Nutzerin, sie habe nämlich „ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis“, wie sie von sich selbst sagt. Auch Peters nutzt Facebook vor allem, um Veranstaltungen anzukündigen und um Pressemitteilungen oder Verlautbarungen der SPD zu verbreiten. Sie ist der Meinung: „Man kann in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutieren, solange man den richtigen Umgangston wahrt.“ Privates möchte die Ingolstädterin auf ihrer Facebook-Seite nicht preisgeben, „Kind und Familie gehören hier nicht hin“, findet Peters. Über Trumps Gezwitschere denkt sie: „Damit disqualifiziert er sich selbst.“