Ingolstadt
Von Offenbach lernen?

Hessische Stadt hat im Juni ein Zukunftskonzept für ihre Innenstadt auf den Weg gebracht

30.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
Die Offenbacher Fußgängerzone: Ähnlichkeiten mit Ingolstadt sind nicht zu übersehen. −Foto: Stadt Offenbach

Ingolstadt - Offenbach will die Lebendigkeit seiner Innenstadt nicht länger vom Schicksal des Einzelhandels abhängig machen.

 

Und hat daher im Juni nach langer Vorbereitung den Weg freigemacht für ein Zukunftskonzept Innenstadt. So weit ist Ingolstadt noch lange nicht - die Stadt steht gerade am Anfang eines solchen Prozesses. Aber kann Ingolstadt dabei von Offenbach lernen und sich die hessische Stadt als Vorbild nehmen? Die SPD-Fraktion will das jetzt prüfen lassen.

Der Vorschlag stammt von Stadträtin Veronika Peters. Der Architekt Axel Häusler habe sie auf das Beispiel Offenbach hingewiesen. Die Stadt zog bei der Entwicklung des Zukunftskonzepts das Hamburger Stadtplanungsbüros urbanista zu Rate. Das Ziel: Den Schlüssel zur "Post-Shopping-City" zu finden. "Das könnte auch für uns ein zentraler Begriff sein", sagt Peters.

Offenbach und Ingolstadt sind sich sehr ähnlich. Die Stadt am Main ist mit rund 130000 Einwohnern die fünftgrößte hessische Stadt. Die einst bedeutende Lederwarenherstellung spielt heute kaum noch eine Rolle.

Am Anfang stand in Offenbach ein Masterplan, erklärt Birgitt Möbus vom City Management der Stadt Offenbach. "Ein wichtiger Ausgangspunkt war dabei die Innenstadt. Aber wir wollten nicht das übliche Einzelhandelskonzept, wir wollten, dass unsere DNA verstanden wird. Uns war klar: Eine Innenstadt wie vor 20 Jahren wird es in Zukunft nicht mehr geben. Corona hat diese Entwicklung noch beschleunigt. "

Die Stadt Offenbach ging den offiziellen Weg samt zweistufigem Vergabeverfahren und einer Bürgerbeteiligung. Außerdem wurde ein Zukunftsclub gegründet, in dem sich Investoren, Makler, Hauseigentümer, Einzelhändler und Gastronomen versammeln. "Urbanista hat das alles begleitet", erklärt Möbus. Kostenpunkt für das Zukunftskonzept Innenstadt: 200000 Euro insgesamt, die sich Stadt und der Verein "Offenbach offensiv" teilten.

Im Juni fiel im Magistrat die Entscheidung, das Zukunftskonzept Innenstadt umzusetzen. "Wir haben gleich 14 Projekte festgezurrt", sagt Möbus. "Jetzt trifft sich die Lenkungsgruppe und beschließt, wie es konkret weitergeht. Auf unserer Website kann jeder nachlesen, was gerade passiert. "

Um schnelle Erfolge zu erzielen, will die Stadt erste Pilotprojekte sofort auf den Weg bringen. So sieht das "Grüne Band" vor allem mehr Pflanzflächen in der Innenstadt vor, die zum Verweilen, Spielen und Gärtnern dienen. Außerdem wurde ein neues Feste-Programm aufgelegt. Langfristige Schlüsselprojekte sind die "Station Mitte" als zentraler Treffpunkt der Stadtgesellschaft oder das "Kaufhaus Kosmopolis" als Schaufenster und Laden von Produkten aus Offenbach und der Region.

Die Innenstadt sei besser als ihr Ruf, betonte Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) anlässlich der Verabschiedung des Zukunftskonzepts. Der Einzelhandel leide unter dem wachsenden Online-Handel und hohen Renditeerwartungen der Hauseigentümer und sei deshalb seit Jahren auf dem Rückzug. "Deshalb müssen wir neue Angebote schaffen, neue Gründe, um in die Innenstadt zu kommen und Erlebnisse bieten, um unsere Stadtmitte lebendig und attraktiv zu halten. "

Dem kann Ingolstadts OB für die Schanz nur beipflichten: "Das Konzept der klassischen Fußgängerzone hat sich überlebt", sagt Christian Scharpf. "Jetzt geht es um die Frage, wie wir uns die Innenstadt der Zukunft vorstellen. Das werden wir nicht alleine schultern können, dazu brauchen wir externe Unterstützung. " Der Ansatz Offenbachs sei gut, "ich würde mir aber gerne auch andere Städte anschauen. "

Wenn es nach SPD-Stadträtin Veronika Peters ginge, sollte Ingolstadt sofort starten - mit schnell umsetzbaren Vorschlägen: "Zum Beispiel das Gratis-Parken verlängern oder samstags im Bus mit jedem Fahrgast einen weiteren umsonst mitfahren lassen. Meine Idee wäre, nach Ende des Corona-Lockdowns schnell wieder mehr Leute in die Innenstadt zu locken. " Natürlich könnten alle Bürger mitmachen: "Alle Ideen, die unsere Stadt braucht, sind in der Bürgerschaft da", betont die SPD-Stadträtin. "Vor allem sollten wir alle Denkverbote verbieten. "

smr