Neuburg
Von New York nach Neuburg

22.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Gugelhupf wie aus Omas Backrohr: Thomas Ruder legt Wert auf traditionelles Handwerk. Der Hefeteig wird nach dem Backen in Läuterzucker getaucht und zum Schluss mit Puderzucker bestäubt. - Foto: Limmer

Neuburg (DK) Thomas Ruder ist weit gereist. Sein Beruf hat ihn bis nach Japan, Singapur oder New York gebracht. Jetzt hat der Bäckermeister in der Unteren Altstadt in Neuburg eine Back-Akademie eröffnet.

"Hier gefällt es mir besser als in Amerika", sagt der gebürtige Nürnberger. Die vergangenen zwei Jahre hat er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in New York gelebt. Dort unterrichtete er als Fachlehrer für Brot und Feinbackwaren am Culinary Institut of Amerika. Doch wegen seiner Kinder ging Ruder zurück nach Deutschland. "Meine Kinder sollen Deutsch lernen und in Deutschland aufwachsen." Neuburg ist für den 42-Jährigen keine unbekanntes Stadt. Nachdem er seinen Meisterbrief in der Tasche hatte, arbeitet Ruder zwei Jahre als Reisebäckermeister für eine Mehlfirma. Vor allem auf Messen präsentierte er sein Handwerk. "Damals zählte auch Neuburg zu meinem Gebiet", erläutert Ruder.
 

Mehr aus Zufall bot sich ihm 1994 die Möglichkeit, ins Ausland, nach Japan zu gehen. Ein befreundeter Kollege hatte in Japan gearbeitet und wollte zurück nach Deutschland. "Ich habe seine Stelle übernommen", erzählt Ruder. Die war eigentlich auf zehn Monate befristet, doch aus diesen zehn Monaten wurden 16 Jahre, die Ruder im Ausland verbrachte. Für eine große Hotelkette arbeitete er als Fachlehrer. Er lehrte den Bäckern der Hotels das Handwerk.

Dabei hatte er auch die Idee für seine Back-Akademie. Ausländischen Studenten will er die deutsche Backtradition näherbringen. Es gäbe viele junge Bäcker, die gerne ein Praktikum in Deutschland machen würden, weiß Ruder aus Erfahrung. "Doch die Sprachbarriere vieler deutscher Bäcker ist zu groß", meint der 42-Jährige, der neben Englisch auch Japanisch spricht. Diese Marktnische will er mit seiner Neuburger Back-Akademie füllen.

Thomas Ruder setzt auf traditionelles Handwerk. "Bei mir wird der Hefeteig noch so gemacht, wie zu Omas Zeiten", verspricht er. Keine Vormischungen und natürliche Zutaten, das ist sein Rezept. Davon können sich seine Kunden selbst überzeugen. Die Backstube ist nicht in einem Raum hinter dem Laden versteckt. Auf der rechten Seite seiner "Thomy’s Bread & Pastry Academy" ist Ruders Arbeitsplatz. Hinter Glasscheiben bereitet er seine Back-Spezialitäten aus aller Welt zu. "Damit wird die Arbeit, die hinter unseren Produkten steht, sichtbar für die Kunden", meint der Bäckermeister. Vielleicht hätten die Menschen dann mehr Respekt vor dem, was sie essen.

"Ich wollte immer an die Wurzeln der Kulturen gehen", beschreibt Ruder seine Auslandsaufenthalte. So ist er auch nach Japan gegangen, um seine Karate-Künste zu verfeinern. Im Ursprungsland des Karate hat er seine Braun-Gurt-Prüfung abgelegt. "Dort, wo sonst kein Ausländer trainiert", berichtet er stolz. Bei einer Familie, die in der achten Generation die Kampfkunst lehrt. Seine Kontakte im Land der aufgehenden Sonne will Ruder auch für seine Back-Akademie in Neuburg nutzen. Im Januar fliegt der Bäckermeister nach Tokio, um für seine Schule zu werben.

Nach 16 Jahren auf vier Kontinenten hat Thomas Ruder Neuburg als seine neue Heimat auserkoren. Seit gut einem Jahr lebte er hier mit seiner Familie. Neuburg sei der richtige Platz für seine Akademie. "Das Schloss, die Donau und die viele Kultur", schwärmt der Back-Akademie-Leiter. Diese Begeisterung will er auch seinen Schülern vermitteln, denen er in seinem kleinen Laden die deutsche Backtradition zeigen will.