Kassel
Von Monstern und Mördern

10.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:57 Uhr
Der beliebte Talkmaster Maarten Jansen (Barry Atsma) ist sehr verdächtig. −Foto: Dag/HR/ARD

Kassel (DK) Als "Tatort"-Zuschauer kennt man "Das Monster von Kassel" gleich zu Beginn, denn am Ende der düster-brutalen Eröffnungssequenz schlägt der Mann die Kapuze seines Regenmantels zurück und man sieht sein Gesicht.

Zuvor hat er in strömendem Regen mit einem Beil eine Leiche zerhackt und die einzelnen Teile in schwarze Plastiksäcke gepackt und verschnürt. Wie vor zwei Wochen ("Das Nest") beginnt auch dieser "Tatort" als brutaler Schocker. Dazwischen geschnitten sind Szenen, die den Mann als erfolgreichen TV-Talker zeigen. Er heißt Maarten Jansen, gibt sich seinen Gästen gegenüber einfühlsam und führt nach außen ein scheinbar harmonisches Familienleben führt.

Die Hessen-Kommissare Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) müssen für diesen Fall raus aus Frankfurt, es geht nach Kassel, "Hessisch Sibirien", wie Brix' Freundin Fanny (Zazie de Paris) es nennt, das sich dann aber als Ort der flirrenden Hitze erweist. Dort suchen die beiden mit Hilfe ihrer Kollegin Constanze Lauritzen die Familie Jansen auf, die ihren Sohn Luke als vermisst gemeldet hat. Und bald steht auch für die Ermittler fest: Die gefundenen Leichenteile stammen von dem 17-jährigen Jungen. Andrea Heller und Stephan Brüggenthies führen in der clever konstruierten Geschichte einen Mann vor, der zwischen medialem Schein und berechnendem Sein lebt. Und der seinen Stiefsohn zerhackt hat. Aber warum? Und weshalb mit dieser Brutalität?

Die doppelte Suche - die der Kommissare nach dem Täter, die für die (mehr) wissenden Zuschauer nach dem Motiv - macht das Krimidrama zu einer sehr spannenden Angelegenheit. Dieser Jansen, von Barry Atsma stark gespielt, ist ein Mensch, der nach außen smart, klug und kultiviert wirkt, aber hinter der Fassade zynisch, berechnend und brutal ist.

Regisseur Umut Dag entwickelt aus einer Vernehmungssituation zwischen Anna Janneke und Maarten Jansen durch Rückblenden die Geschichte, hat dabei eine spezielle Erzählweise. Immer wenn Leichenteile gefunden werden, lässt er die Kamera quasi über der Szenerie schweben, der Blick von oben bietet eine ungewöhnliche Perspektive. Doch er kann auch sehr nah und intensiv inszenieren, etwa wenn Anna ihren Kollegen Brix im Hotel in Kassel zum Abendessen abholen will, der sich aber gerade zurecht macht, um mit Kollegin Lauritzen (Christina Große) auszugehen. Nicht so recht erschließt sich die kleine Nebengeschichte mit Fosco Cariddi, dem Chef von Janneke und Brix. Der übt mit Fanny Rumba und bereitet sich auf sein Stipendium für deutsche Poetik in Brasilien vor.

"Tatort: Das Monster von Kassel" am Sonntag, 20.15 Uhr, in der ARD.
 

Volker Bergmeister