Von Mary Shelley bis zu Holly Cole

29.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:43 Uhr

 

Ingolstadt (aw) "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht" ist das Motto eines szenischen Stadtspaziergangs durch Ingolstadt, der erstmals in die Reihe "Der Oktober ist eine Frau" integriert ist. Der Streifzug beleuchtet vor der Kulisse verschiedener historischer Orte die Geschichte der Stadt – und lässt dazu prominente Frauen wie etwa Thaddäa Visconti, die Frau von Herzog Stephan dem Kneißl, Laneta Sweher, Mätresse von Ludwig dem Bärtigen, Mary Shelley und Marieluise Fleißer zu Wort kommen. Aber auch Frauen aus dem Volk erheben ihre Stimme: die Frau des Henkers und die Schaffnerin der Pferdetrambahn.

Aber der Titel der Stadtführung könnte ebenso gut das Motto für die gesamten Künstlerinnentage geben. Denn den ganzen Monat Oktober ist Ingolstadt – zumindest künstlerisch – fest in Frauenhand. Gerti Achtner, Gleichstellungsbeauftragte und Organisatorin des Festivals, hat das Konzept ihrer Vorgängerin Barbara Plötz weitgehend übernommen und verspricht ein "anspruchsvolles und kontrastreiches" Programm. Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Mix aus Kabarett und Konzerten, Lesungen und einem Filmabend, der sich israelischen und palästinensischen Filmemacherinnen widmet.

Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Altstadttheater: "Covergirl" heißt das Stück von Barbara Herold, das aus dem Leben von Lynndie England berichtet. Die amerikanische Soldatin war im Frühjahr 2004 bekannt geworden, als die Fotos der Folterer aus dem irakischen Militärgefängnis von Abu Ghraib veröffentlicht wurden: Auf einem der Bilder posierte Lynndie England mit einem Gefangenen an der Hundeleine. Barbara Herold spürte Englands Biografie nach: Wer ist diese junge Frau, die Meteorologin werden wollte und mit 20 Jahren in den Irak abkommandiert wurde? Und sie fragt auch, was der Krieg mit Menschen macht.

Marieluise Fleißers "Starker Stamm" gibt den Titel für eine Ausstellung von Karin Lenk im Fleißerhaus. Die Holzbildhauerin erweckt morsches, abgebrochenes Holz in alter europäischer Handwerkstechnik kombiniert mit den präkolumbianischen Wurzeln ihrer Heimat Mexiko zu neuem Leben.

In Kooperation mit den Ingolstädter Jazztagen werden zwei Konzerte im Rahmen des "Oktober"-Festivals stattfinden: Christina Jung, die diesjährige Jazzförderpreisträgerin der Stadt Ingolstadt, wird am 19. Oktober mit ihrer Band Jungblut im Diagonal auftreten. Und schon das Warm-up-Konzert mit der Malene Mortensen Group am 14. Oktober steht unter beiden Festival-Flaggen.

Highlights sind neben Kabarettistin Monika Gruber mit "Zu wahr, um schön zu sein" (bereits ausverkauft) Lizzy Aumeier, die einen "Mord im Salon" untersucht, und die kanadische Sängerin Holly Cole, die mit ihrem Tom-Waits-Abend einen sicherlich aufregenden Schlusspunkt unter die Künstlerinnentage setzen wird.

Der Etat in Höhe von 52 000 Euro ist heuer übrigens geringer angesetzt als im vergangenen Jahr. "Das liegt daran, dass wir nur eine Festsaal-Veranstaltung haben", lautet die Erklärung von Gerti Achtner.

Karten gibt es ab 11. August. Dann erscheint auch das Programm, das heuer ein neues, schmales Format hat.