Kühbach
Von Kühbach in die Welt hinaus

Nur noch eine Woche bis zu Petko's Fight Night mit WBC-Weltmeisterin Tina Rupprecht

06.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr
Gut gelaunt: Tina Rupprecht (Mitte), ihr Trainer Alexander Haan (links) und Promotor Alexander Petkovic (rechts) freuen sich auf den Boxabend im Kühbacher Sportpark, bei dem die WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht ihren Titel verteidigen will. −Foto: S. Kerpf

Kühbach (SZ) Eine gute Woche noch, dann blickt die große Boxsportwelt wieder ins kleine Kühbach. Die Vorbereitungen für einen Sport- und Gala-Abend der Superlative laufen auf Hochtouren. Auch Tina Rupprecht, der Star des 15. Dezembers, ist gut drauf.

Die wichtigste Frage wird gleich zu Beginn geklärt: Natürlich darf auch Tina Rupprecht vom üppigen Frühstücksbüffet probieren, das die Verantwortlichen ihres neuen Teams "Petko's Boxpromotion" im Kühbacher Sportpark für den so genannten Presse-Brunch aufgebaut haben. Ein bisschen Gemüse, eine Brezn - das kann auch der WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht (bis 47,627 Kilogramm) eine Woche vor ihrem großen Kampf nicht schaden. Nebenbei beantwortet die Augsburgerin in entspannter Atmosphäre geduldig alle weiteren Fragen.

Und Rupprecht strahlt dabei wieder mit ihrem natürlichen Lächeln, während sie den aktuellen Stand der Vorbereitung beschreibt. "Die Sparringsphase ist jetzt vorbei", sagt sie. Mit größeren und kleineren Gegnerinnen habe sie sich in den vergangenen Wochen auseinandergesetzt. Mit Links- und Rechtsauslegerinnen. Teilweise über die volle Distanz von zehn Runden, wie zuletzt mit einer rumänischen Boxerin. Ihre bulgarische Sparringspartnerin hatte Rupprecht vor kurzem mit einer gebrochenen Nase nach Hause geschickt. "Das passiert. Sie hat sich für die Zukunft schon wieder angeboten", lacht die 26-Jährige. Jetzt gehe es noch um den Feinschliff, nächste Woche dann vor allem um Regeneration, um beim Kampf am 15. Dezember "wieder Vollgas geben zu können."
Rupprecht blickt dem nächsten Höhepunkt ihrer Karriere selbstbewusst entgegen. Und das, obwohl nach wie vor noch nicht so ganz klar ist, was sie erwartet. Eine gezielte Vorbereitung auf die Gegnerin, Niorkis Carreno aus Venezuela, fällt auch acht Tage vor dem Kampf schwer, weil es immer noch kein Videomaterial gibt. "Bis jetzt haben wir es mit ein paar Leuten, die das Internet auseinandernehmen, eigentlich immer geschafft, etwas aufzutreiben", erklärt Promotor Alexander Petkovic. In diesem Fall hätte das nicht geklappt. Über allem schwebt somit nur die makellose Bilanz der Venezolanerin mit der (für Frauenboxen sehr eindrucksvollen) Quote von sieben K.o.-Siegen aus neun Kämpfen. Am Dienstag wird Rupprechts Gegnerin anreisen. "Ich hoffe, dass wir dann noch ein bisschen was zu sehen bekommen", sagt Trainer Alexander Haan. Ansonsten müsse Rupprecht eben in den ersten Runden herausfinden, wie ihre Gegnerin boxt, und sich anschließend darauf einstellen.

"Tina geht volles Risiko", weiß auch Petkovic. Doch so selbstbewusst, wie die 26-jährige Grundschullehrerin kurz vor dem Kampf klingt, muss der Promotor wohl keine Angst haben. Auch wenn sie bei diesem WBC-Kampf als Titelverteidigerin erstmals etwas zu verlieren hat, sagt Rupprecht: "Ich gehe immer als Jägerin in einen Kampf, also mit der Ausgangsposition, dass ich noch nichts erreicht habe und unbedingt etwas gewinnen will." Ihre Fans werden solche Aussagen gerne hören. Denn natürlich ist der Kampf ein Heimspiel für die Augsburgerin, die seit kurzem auch Botschafterin der Schrobenhausener Aktion Disco-Fieber ist. "Ich freue mich sehr, wieder hier boxen zu dürfen. Das war schon vor einem Jahr eine geile Stimmung", sagt sie. Die Punktrichter seien freilich neutral, das Publikum, so Rupprechts Vermutung, aber voll auf ihrer Seite.

Und genau das ist es ja, was die Verantwortlichen von Petko's Boxpromotion mit ihrer Vorzeige-Athletin vorhaben: sie nicht nur in der Boxszene, sondern auch darüber hinaus bekannt, sie vielleicht sogar zu einer neuen Regina Halmich (zumindest was den Bekanntheitsgrad betrifft) zu machen. Der Box-Abend in Kühbach soll auch in dieser Hinsicht Geschichte schreiben.

So gibt es (neben verschiedenen Pay-TV- und Streaming-Anbietern) unter anderem die Möglichkeit, die zwei Hauptkämpfe (Rupprecht und Leon Harth) im HbbTV zu verfolgen. Alle Fernsehzuschauer mit einem entsprechenden TV-Gerät können sich somit per Klick auf den roten Knopf ihrer Fernbedienung auf den Kanälen der ProSiebenSat.1-Gruppe live in die Kühbacher Halle schalten. Auch ins Ausland (unter anderem nach Armenien und in die Türkei) werden die Kämpfe übertragen. Sozusagen von Kühbach in die Welt hinaus. Zum ersten Mal in der Boxgeschichte werden der Einmarsch (aus Rupprechts Sicht) und der komplette Kampf (aus Sicht des Ringrichters) außerdem in Virtual Reality übertragen. Mit einer speziellen 3D-Brille können Zuschauer quasi hautnah mitfühlen, was die Sportlerinnen vor und während des Kampfes erleben.

Doch auch für die Zuschauer in der Halle soll der Abend des 15. Dezembers zu einem unvergessenen Erlebnis werden. Neben Rupprechts Kampf gibt es noch zehn weitere, zum Beispiel vom einzigen Medaillengewinner bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro, Artem Harutyunyan. Prominente Gäste wie Ex-Weltmeister Arthur Abraham oder Spitzenkoch Alfons Schuhbeck werden dabei sein. Ein entsprechendes Rahmenprogramm soll für tolle Stimmung sorgen. "Das wird ein High-Class-Event", verspricht Petkovic und hofft natürlich auch auf einen sportlich guten Ausgang. Der steht für Rupprecht ohnehin fest. "Es gibt nur eine Option. Und die heißt siegen", sagt sie.

Rund 80 Prozent der 1600 Tickets sind nach Angaben der Veranstalter bisher verkauft. Eintrittskarten für die "Petko's Fight Night" im Sportpark des TSV Kühbach sind also noch erhältlich, unter anderem in der Geschäftsstelle der Schrobenhausener Zeitung in der Regensburger Straße 4. Die Veranstaltung beginnt am 15. Dezember um 18 Uhr, Rupprechts Weltmeisterschaftskampf ist für 23 Uhr geplant.

Matthias Vogt