Pfaffenhofen
Von Keramik aus der Jungsteinzeit bis Barockkleidung

Hubert Fehr vom Landesamt für Denkmalpflege spricht über die bisherigen archäologischen Grabungen in Pfaffenhofen

16.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
Ursula Beyer
Über die Funde in Pfaffenhofen sprach Hubert Fehr. −Foto: Beyer

Pfaffenhofen (PK) Über den aktuellen Stand der Grabungen in Pfaffenhofen hat Hubert Fehr Anfang Mai auf Einladung des Heimat- und Kulturkreises berichtet.

Auf reges Interesse stieß der Vortrag im Festsaal des Rathauses. Fehr ist Referent für Bodendenkmäler beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Er nahm die gegenwärtige Ausstellung zum Anlass für einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand und entwickelte dabei einen Überblick über die Besiedlungsgeschichte Pfaffenhofens und der näheren Umgebung.

Verstreute Funde aus Pfaffenhofen und dem Umfeld deuten darauf hin, dass die Gegend seit mindestens 6000 Jahren besiedelt ist. Man fand beispielsweise ein Stück Keramik aus der Jungsteinzeit, etwa 4000 Jahre alte Spangenbarren aus der Frühbronzezeit - gebogene Rohmetallstücke als bronzezeitliche Tauschgrundlage für die Weiterverarbeitung zu Waffen, Schmuck und anderem - und vollständig erhaltene Gefäße aus der Hallstattzeit, 800 bis 450 vor Christus.

Man fand nichts dagegen aus dem ersten nachchristlichen Jahrtausend. Es gibt keine Spuren römischer Besiedlung und nur wenig aus dem frühen Mittelalter. Ein Grund könnte sein, dass sich das Leben an anderen zentralen Orten wie beispielsweise Scheyern abgespielt hat - oder man hat entsprechende Funde einfach noch nicht entdeckt, beispielsweise weil man das Areal bei Altenstadt noch nicht untersucht hat oder weil dort, wo die ursprüngliche herzogliche Burg stand, das Landratsamt erbaut wurde, bevor Ausgrabungen Vorschrift wurden. Was dort eventuell gelegen hat, wurde durch die Bauarbeiten vernichtet.

Es lässt sich archäologisch keine nennenswerte Besiedlung vor dem 12. bis 13. Jahrhundert nachweisen. Im 12. Jahrhundert setzen dann die schriftlichen Quellen ein und nach dem Stadtbrand von 1388 beginnt die Bebauung in Stein und Ziegel.

Die derzeitige positive wirtschaftliche Entwicklung Pfaffenhofens hat eine rege Bautätigkeit zur Folge und somit häufige Grabungen. Ganze 19 waren es bisher in den letzten zehn Jahren (2009 bis 2019). Fehr nannte einige Fund-Beispiele aus diesem Zeitraum: Skelette mit barocken Kleidungsbestandteilen nahe der Stadtpfarrkirche, vier unterschiedliche Typen von Wasserbrunnen, einen geheimnisvollen Tierkadaver in einem Brunnen, Hinweise auf verschiedene Gewerbe wie beispielsweise Eisenschlacken, Webgewichte oder Schröpfköpfe, Spuren, die die Baugeschichte der Stadt belegen, wie zum Beispiel ein Keller gefüllt mit Brandschutt, Reste von Uferbebauung und Brückenpfosten und anderes. All diese Funde - dokumentiert, aufbewahrt in Archiven, festgehalten in Grabungsberichten - harren der wissenschaftlichen Auswertung in Master- oder Doktorarbeiten.

Ursula Beyer