Geisenfeld
Von Kassenbons und Fliegern am Boden

Rosenmontagszug lockt mehrere tausend Besucher ins Stadtzentrum - Ärger über unerträglichen Musiklärm

24.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:52 Uhr
Die ungemein fantasievollen Fußgruppen schossen beim Geisenfelder Gaudiwurm heuer den Vogel ab - etwa die mit Kassenbons beklebten Kolpingjünger. −Foto: Kohlhuber

Geisenfeld - Irgendwie wollte er gar kein Ende nehmen, der Geisenfelder Gaudiwurm: Mit rund 40 Wagen und einem Dutzend Fußgruppen war der Rosenmontagszug wohl der längste in seiner Geschichte. Und er lockte wieder mehrere tausend Besucher ins Stadtzentrum, die zwar viele fantasievolle Mottos zu sehen bekamen, die aber auch einem schier unerträglichen Lärm ausgesetzt waren.

 

Ja wo bleiben sie denn? Das werden sich wohl viele in der Menschenmenge gefragt haben, die zum Startschuss um 13.30 Uhr die Augsburger und die Maximilianstraße säumte. Bis nach 14 Uhr dauerte es, ehe von der Stadtplatzkreuzung aus die schicken Cabrios mit den beiden Geisenfelder Prinzenpaaren zu erspähen waren, die den Faschingszug auch heuer anführten. Bei deutlichen Plus-Graden und nur mäßigem Wind war das Warten aber nicht schwer zu ertragen.

 

Moderiert wurde der Zug heuer von Maximilian Amann und Leonie Aichele, deren Ansagen freilich nur zum Teil bis zum Publikum durchdrangen - weil sie von dem höllischen Musiklärm, der von den Wagen herunterdröhnte, übertönt wurden. "Was die mit ihren Monster-Lautsprecheranlagen veranstalten, grenzt an Körperverletzung", schimpfte ein Mutter, die ihrer kleinen Tochter in ihrer Not Papiertaschentuch-Knäuel in die Ohren stopfte. Tatsächlich scherte sich kaum einer der Wagen-Verantwortlichen um die Auflage, die Lautsprecher nach innen zu drehen. Hier müsse viel konsequenter durchgegriffen werden, forderten etliche Zuschauer.

Die aber zumindest mit einigen netten Mottowagen entschädigt wurden - wobei freilich ein Thema überraschender weise fast komplett fehlte: die anstehenden Kommunalwahlen. Einzig die "Schäffler-Partei Geisenfeld" warb um Stimmen, ansonsten reichte das Spektrum der politischen Mottos vom Brexit über Trump bis zu "Angie-Baba und die Räuber", die die "Schatzkammer plündern". Auf einem Wagen wurde auch die PFC-Belastung thematisiert: "Wir Bürger haben den Dreck, die Verursacher ducken sich weg." Nett auch der angestellte Vergleich zwischen Pippi Langstrumpf und Greta Thunberg, die beiden "Plastik-Sammel-Wagen" oder der Reim "Kommt im Frühjahr die Sommerzeit, ist's länger hell für Schwarzarbeit".

Den Vogel schossen aber auch dieses Mal wieder die ungemein fantasievollen Fußgruppen ab. Etwa die der Fußball-Damen des FC Geisenfeld die als "digitale Sprachassistentinnen" dabei waren und gleich mehrere Wünschen hatten - etwa: "Alexa, bring uns in die Bundesliga".

Viele Augen zog aber auch "der erste mobile Windpark" auf sich , und Gleiches galt für die KDFB-Damen als "laufende Flugzeuge", die nicht vom Berliner Flughafen abheben können. Ein Augenschmaus auch die Fußgruppe der Kolpingsfamilie, die sich hunderte von Kassenbons auf ihre orangen Overalls gepappt hatten, um so die neue Bon-Pflicht auf die Schippe zu nehmen.

Der Umzug war so lang, dass die ersten Wagen schon wieder unten am Sportzentrum waren, als oben die letzten noch in die Maximilianstraße abbogen. Mit deutlicher Verzögerung begann deshalb auch die Narrenbühne, in die der Umzug mündete und bei der neben der GFG und der TV-Kindergarde auch noch Gast-Garden aus Attenkirchen und Denkendorf ihr Können zeigten. Viele der Umzugsteilnehmer zog es anschließend dann in den Klosterstadel, wo bis Mitternacht die GFG-Disco über die Bühne ging.

GZ

Gerhard Kohlhuber