Roth
"Von Höchstleistung kann keine Rede sein"

Geschlossene Hallen: Triathleten sorgen sich um Schwimmtraining - Elias Knoll verstärkt die TSG Roth

23.11.2020 | Stand 19.01.2021, 3:33 Uhr

Roth/Thalmässing - Es ist November und die Triathlon-Liga-Mannschaften der TSG Roth beginnen in dieser Jahreszeit normalerweise mit der Vorbereitung auf die kommende Saison.

Heuer ist wegen Corona alles ganz anders - die Triathleten machen sich darum Sorgen, wie Athlet Alexander Richter schildert. Aber es gibt auch gute Nachrichten zu verkünden: Neu im Team ist Elias Knoll aus Thalmässing.

Mit zwei Mannschaften hat sich die Triathlon Abteilung der TSG Roth für die 2021er-Saison rückgemeldet. Dabei mutet man sich in Roth einiges zu. Die erste Herrenmannschaft wird unter dem Namen "TSG 08 Roth Hubert-Schwarz ProWin Team" auf nationaler Ebene in der zweiten Bundesliga-Süd zu finden sein. Die zweite Herrenmannschaft startet in der höchsten Triathlon-Liga Bayerns, der Regionalliga, als "TSG 08 Roth Team 2-Rad Müller".

"Als wir den Doppelaufstieg am Ende der Saison 2019 realisiert haben, wollten wir es so. Die Mannschaft besteht aus hoch motivierten und ehrgeizigen Athleten auf der einen sowie erfahrenen und belastbaren Startern auf der anderen Seite", so der Abteilungsleiter der Triathlonsparte, Thomas Herrmann. Die Stimmung sei trotz der schlechten Umstände immer noch sehr gut.

Verbände sind optimistischCorona macht aber keinen Winterschlaf und hat so gut wie jeden Lebensbereich fest im Griff. Das wirkt sich natürlich auch auf die Planungen für die anstehende Liga-Saison aus. Von Verbandsseite lässt die deutsche Triathlon Union in einer Stellungnahme dennoch optimistisch verlauten: "Wir blicken positiv auf 2021 und sind schon komplett in die Planung für die nächste Saison eingestiegen. Wir arbeiten aktuell noch an den Saison-Terminen der zweiten Triathlon Bundesliga. "

Auch der bayerische Triathlon-Verband zeigt sich ähnlich optimistisch: "Wir wollen im Jahr 2021 eine Triathlon-Liga-Saison durchführen. Wenn Veranstalter, Verband und Athletinnen und Athleten an einem Strang ziehen, dann werden wir es gemeinsam schaffen, eine Saison 2021 zu realisieren. Davon sind wir fest überzeugt. "

Probleme im TrainingUnd doch befinden sich die Corona-Fallzahlen mitten im Beginn der üblichen Vorbereitungsphase auf hohem Niveau. Die Folge: Hallenbäder sind auf unbestimmte Dauer geschlossen und Gruppentraining verboten. Wie lange die aktuelle Situation die Athleten noch beeinträchtigt, ist ungewiss. "Fakt ist jedoch, dass mehrere Monate ohne Schwimmen einfach nicht gut sind, um im nächsten Jahr nicht große Rückschritte wieder aufholen zu müssen", schildert Alexander Richter die Sorgen der Athleten. Viele aus dem Team hätten im Sommer anstatt der Rennen viel Zeit ins Schwimmtraining investiert - "frei nach dem Motto ,man hat ja sonst nichts zu tun' - und dann werden einem im Winter wieder die Trainingsmöglichkeiten vor der Nase zugesperrt. " Das sei sehr ärgerlich. Richter rechnet nicht damit, vor März wieder in ein Schwimmbecken zu springen. Dann sei man die drei Monate bis zum ersten Liga-Rennen im Juni damit beschäftigt, die Schwimmform wieder auf ein akzeptables Ausgangsniveau zu bringen. "Von sportlicher Höchstleistung kann dann 2021 nicht die Rede sein", fährt er fort. "Wenn du aber genau das vorhattest, fühlst du dich erst einmal wie plattgefahren. " Natürlich könne man jetzt sagen, dass es anderen auch so gehe, aber das stimme nicht. Die sozialen Medien seien voll mit Fotos von Leuten, die aufgrund von irgendeiner Sonderstellung oder Sondervereinbarung in Hallenbäder dürften, um ihr Schwimmtraining durchzuziehen, schildert Richter die Situation aus Athletensicht.

Ein Problem sei auch das Wesen der Sportart selbst. Leistungszuwachs im Ausdauersport komme nicht von heute auf morgen, es müsse mehrere Monate konstant und regelmäßig trainiert werden, um die Leistung sichtbar zu steigern. Schalte man jetzt im Training ein paar Gänge zurück und warte den Verlauf der Dinge ab, sei es zu spät, kurz vor dem ersten Saisonrennen ins Training einzusteigen, meint Richter. Trainierten die Athleten jetzt ehrgeizig unter den sehr schweren Umständen weiter, nehmen sie bereits jetzt hohe mentale Belastungen auf sich, um dann im Zweifel durch erneute Rennabsagen im Frühjahr 2021 komplett den Knock-Out zu bekommen, schildert er die Sorgen.

Was die Situation zusätzlich noch schwerer macht: "Viele Triathleten setzen sich sportliche Ziele, die teilweise Monate oder Jahre in der Zukunft liegen. Wir waren im März dieses Jahr ebenfalls an dem Punkt, wo absolute Ungewissheit und Unsicherheit bezüglich stattfindender Wettkämpfe herrschte", sagt Richter. Das belaste die Psyche. Jetzt wieder an einem Punkt zu stehen, wo es eher wieder schlechter werde und die Zeichen der Politik auf Notbremse stünden, sei kaum auszuhalten, so der Athlet.

Neuzugang aus ThalmässingDennoch lassen sich die Rother nicht unterkriegen und nehmen wie die Verbände konkrete Planungen für 2021 auf. Beide Mannschaften werden rückgemeldet. Sie werden in den Startlisten der zweiten Triathlon-Bundesliga und der Regionalliga Bayern erscheinen.

Auch verkündete die TSG eine neue Personalie: Elias Knoll aus Thalmässing wird die Rother insbesondere in der zweiten Bundesliga verstärken. "Mit seinen 18 Jahren hat Elias definitiv bereits jetzt das Zeug dazu, ein Leistungsträger in unserer Mannschaft zu sein", ist Richter überzeugt. Knoll sei ein ausgeglichener Athlet, was die einzelnen Disziplinen angehe, "was ihn im Rennen nicht wirklich angreifbar macht", beschreibt Richter den Neuzugang.

Auch Knoll selbst freut sich auf die Herausforderung in der zweiten Bundesliga: "Durch die Leistungsvergleiche im Training bin ich zuversichtlich, dass ich das Niveau der zweiten Bundesliga mitgehen kann", sagt er. Er versuche das Bestmögliche aus seinem Training herauszuholen, um dadurch in den hoffentlich stattfindenden Rennen konkurrenzfähig zu sein. "Ich konzentriere mich jetzt aufs hier und jetzt, was 2021 letztendlich passiert kann niemand vorhersagen. "

Es bleibt ungewiss was in den kommenden Wintermonaten geschehen wird. Fakt sei jedoch: Aus hoher mentaler Belastung durch ungewisse Aussichten und die fehlenden Möglichkeiten, eine komplette Teildisziplin nicht trainieren zu können, folge Demotivation, aus Demotivation irgendwann Zweifel an der Sache und sobald man Zweifel habe, leide der Spaß. Das gehe nicht nur jemandem so, der sich auf eine Bundesliga-Saison vorbereiten möchte, sondern auch allen anderen Hobby- und Amateursportlern. Richter hofft, dass es bald wieder aufwärts geht.

ari