Schrobenhausen
Von Grün zu Blau

Schrobenhausener Polizisten streifen ihre alten Uniformen ab und wechseln in ein neues Gewand

08.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Sie haben sie schon - die neue blaue Uniform: Wilhelm Zwergel (v.l.) und Rainer Fottner zeigen, wie die neue Dienstbekleidung mit blauem und weißem Hemd aussieht. Frank Sonnenleitner gehört noch zu den Beamten in Schrobenhausen, die in den kommenden zwei Wochen die grüne Uniform auch austauschen werden. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Jeden Tag klingelt der Postbote an der Tür der Schrobenhausener Polizeiinspektion: Im Gepäck hat er große Pakete. Ihr Inhalt: blaue Uniformen. In den kommenden zwei Wochen soll der lange Abschied vom grünen Polizeigewand abgeschlossen sein.

Ein bisschen ist es wie bei den aus dem Internet bekannten Schuh- und Bekleidungsausstattern. Die Beamten der Schrobenhausener Polizei haben sich am Computer ihre neuen Bekleidungsstücke ausgesucht und online via Internet bestellt. Doch bei der Lieferung - anders als die Werbung es suggeriert - schreit niemand vor Glück. Vielmehr wird erwartungsvoll anprobiert, was der Dienstherr bezahlt. Und, es wird auch prompt wieder zurückgeschickt.

Diese Erfahrung hat auch Schrobenhausens Polizeichef Klaus Rewitzer gemacht: "Es ist ein stetes hin- und herschicken von Paketen." Nicht wegen Nichtgefallens. In seinem ganz persönlichen Fall haben vor allem die Hosen der neuen blauen Uniform nicht gepasst. Jedes Beinkleid sei trotz einer einheitlichen Größenangabe anders ausgefallen.

Noch etwas schlimmer hat es Rainer Fottner erwischt. Er gehört ja schon zu den Beamten - damals war er noch bei der Pfaffenhofener Polizeiinspektion im Dienst -, die die neuen blauen Uniformen ab Sommer 2014 für ein Jahr im Dienstalltag testen durften. Er gab bei der Bestellung seiner neuen Ausstattung seine übliche Konfektionsgröße an, die sich bei der Privatkleidung bewährt hatte. Das Packerl kam und nichts hat gepasst. Ein Anruf beim Logistikzentrum Niedersachsen, das die bayerischen Polizisten mit der neuen Dienstkleidung versorgt, brachte Aufklärung: Die privaten Konfektionsgrößen seien nicht eins zu eins auf die Größen der Uniformen zu übertragen. In Fottners Fall wurde aus Konfektionsgröße 48/50 dann nach der amtlichen Maßtabelle die Uniformgröße 26. Fottner war wie vom Donner gerührt: "Das ist doch für kleine und dicke Männer . . ." Im niedersächsischen Logistikzentrum wurde herzhaft über Fottners Reaktion gelacht, wie er sich noch ganz genau erinnert. Und nicht nur da.

Inzwischen passen bei Rewitzer und Fottner die blauen Uniformen perfekt. Fast 40 Jahre, seit Beginn seiner Dienstzeit, hat Rewitzer die alte grüne Uniform getragen. "Ein bisschen Abwechslung tut gut", meint er ganz trocken zum Tausch der Dienstkleidung. Natürlich weiß er ganz genau, dass viele der Meinung waren, die alten Uniformen hätten aufgrund ihrer Farbgebung ein Alleinstellungsmerkmal. Doch das grüne Outfit sei eben etwas aus der Mode gekommen und die Mehrheit der bayerischen Polizisten hatte sich in einer Abstimmung für die blaue Version entschieden. Aber auch als Polizeibeamter hegt er die Befürchtung, dass die blaue Uniform vor allem bei Dunkelheit anfangs zu Verwechslungen mit Angehörigen privater Sicherheitsdienste führen könnte.

Das Echo der Menschen, auf die Fottner seit dem Test mit der blauen Uniform trifft, teilt er nach Frauen und Männern auf. "Den Männern war es wurscht." Die Frauen dagegen hätten die neuen Uniformen schon fesch gefunden. Zugeben muss Fottner schon, dass er sich in den vergangenen Jahren unter den grün uniformierten Kollegen mit seiner blauen Kleidung gelegentlich etwas deplatziert gefühlt habe. Diese Zeit ist nun vorbei.

Die Schrobenhausener Polizei gehört nach Worten Rewitzers zur letzten Hälfte der Dienststellen, die mit den neuen Uniformen versorgt werden: "Wir sind aber nicht die Letzten." Den Dienststellenleitern sei es freigestellt worden, wann sie ihren Beamten erlauben würden, die neuen Uniformen im Dienst zu tragen. Für Rewitzer gab es da keine Frage: "Ich habe gesagt, sobald die neue Uniform da ist, kann sie angezogen werden." Gesagt, getan.

In den kommenden zwei Wochen, so hofft Rewitzer, sollen alle Beamten der Schrobenhausener Wache voraussichtlich mit den neuen Uniformen ausgestattet sein. Bis dahin kann es passieren, dass aus einem Streifenwagen ein Polizist in grün und einer in blau aussteigen. Doch mit jedem Tag, an dem der Postbote wieder an der Tür der Polizeiinspektion klingelt, wird die Chance auf uniformfarblich gemischte Streifenwagenbesatzungen etwas geringer.

KEIN KRAWATTENZWANG

Die neuen bayerischen Polizeiuniformen haben ein Vorbild - die Uniformen der österreichischen Polizei. Allerdings wurden die Uniformen für die bayerischen Beamten etwas umgewandelt, wie Rainer Fottner von der Schrobenhausener Polizei sagt. So wurden nach den Worten des Testbeamten für die neuen Uniformen die Hosen im Schnitt etwas verändert. Bei den Testversionen kamen die Beamten nicht mehr mit den Händen in die Hosentaschen, wenn sie ihre Koppel umgeschnallt hatten. Und aus den zwei breiten silbernen Streifen an der Hosennaht des Vorbildes wurden nun drei Streifen in hellblau: zwei schmale, die einen breiten einrahmen. Auch die ursprünglich zum Test ausgegebenen 100-prozentigen Baumwollhemden bestehen nun aus Mischgewebe. Die Baumwollhemden bekamen nach kurzer Zeit im täglichen Einsatz einen unschönen Knitterlook, wie es Fottner formuliert.

In der Erstausstattung, die alle Beamten derzeit erhalten, befinden sich eine blaue Sommer-, eine blaue Übergangs- und eine blaue Winterhose. Dazu gibt es eine blaue Repräsentationshose, die zu besonderen Anlässen getragen wird, genauso wie die Repräsentationsjacke. Übrigens wird die zusammen mit weißen Hemden getragen. Davon bekommt jeder Beamter zwei kurzärmelige und ein langärmeliges. Eine passende blaue Krawatte gibt es auch. Die passt ebenfalls zu den blauen Einsatzhemden. Aber die, so Wilhelm Zwergel von der Schrobenhausener Polizei, müsse im Einsatz nicht getragen werden: "Es gibt keinen Krawattenzwang." Für den täglichen Einsatz gibt es drei blaue Hemden mit kurzen und vier mit langen Ärmeln. Außerdem eine blaue Strickjacke, einen Parka für den Winter und eine dünnere Version für den Sommer. | jsp