Neuburg
Von Glasdächern und dem Abriss des Bücherturms

Partei "Die Linke" bringt Maßnahmenkatalog zur Sanierung der Neuburger Innenstadt heraus

01.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:33 Uhr
Visionen, wie Neuburg einmal aussehen könnte: In der Broschüre der Linken haben die Geschäftsstraßen in der Innenstadt ein Glasdach, die Fassaden werden im Gründerstil gestaltet. Die Vorbilder kommen aus vielen Teilen der Bundesrepublik, unter anderem aus Flensburg, Hanau oder Straubing. Die Foto-Manipulationen stammen von Stadtrat Michael Wittmair. −Foto: Wittmair

Neuburg - Um den Erhalt beziehungsweise die Modernisierung der Neuburger Innenstadt und vor allem deren Geschäftswelt kreisen seit jeher die Gedanken zahlloser Protagonisten. Mit einem neuen Maßnahmen-Katalog kommt nun die Partei "Die Linke" heraus. Der Kreisverband um seinen Stadtrat Michael Wittmair hat eine Broschüre herausgegeben, in der viele Vorschläge zur "Rettung des Einzelhandels" und zur Belebung des Quartiers aufgelistet sind - manche davon sind gar nicht so neu, andere wiederum sehr progressiv.

Das zwölfseitige Prospekt macht gleich mit dem Deckblatt neugierig, zeigt es doch - dank Computermanipulation - ein Bild des Neuburger Schrannenplatzes, das es so gar nicht gibt. Mit Blick auf das ehemalige VR-Gebäude sieht der Betrachter plötzlich den Eckbau im "Gründerstil" - ähnlich der Rennbahn an der Luitpoldstraße - ganz anders erstrahlen als sonst. Auffällig: Die Fassaden sind höher als die tatsächlichen Gebäude. Wenn das Äußere entsprechend gestaltet sei, mache die Höhe gar nicht mehr viel in der Wahrnehmung aus, findet Wittmair.

Weiter geht es im Innenteil des Hefts, das auch in digitaler Form erhältlich ist, wo Färber-, Schmid- und Weinstraße autofrei und zudem noch überdacht sind. Statt Fahrzeugen gibt es Zehrstände und Ruhebänke vor den Geschäften, die Läden haben mehr Platz vor ihren Schaufenstern. Die wegfallenden Parkplätze sollen weitere Parkhäuser kompensieren - in welche die Fahrzeuge automatisch hineintransportiert werden könnten.

Ideen, die so neu gar nicht sind, wie auch einer der Macher des Konzepts sagt. "Von vielen guten Ideen wird seit Jahren nichts umgesetzt", sagt Michael Wittmair. Der Linken-Stadtrat beklagt, dass viele Vorschläge bereits seit Jahrzehnten da seien, es mit der Neuburger Innenstadt aber trotzdem stetig bergab gehe, weil niemand etwas macht. "Wenn ich Kinder hätte, wären wir frustriert in der dritten Generation", sagt der Inhaber eines Fotogeschäfts, das er vor einigen Jahren von der Rosenstraße an den Langenmühlweg verlegt hat.

Für Wittmair stellt der Umbau der Innenstadtstraßenzüge den großen Wurf für den Einzelhandel dar. "Der Quadratmeter vor der Ladentür ist der wertvollste", sagt er. Er wäre jederzeit bereit gewesen, pro Quadratmeter Verkaufsfläche auf dem Gehsteig 20 Euro zu zahlen. "Ich sehe das als Investition, weil das Laufkundschaft anzieht, die sonst nicht in den Laden kommt." Nach seinem Dafürhalten könnten überdachte Einkaufsstraßen diesen Effekt noch verstärken. Es würde seiner Meinung nach die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone deutlich steigern. Durch Verpachtung der öffentlichen Flächen vor den Läden käme auch wieder Geld herein. Für 150 Meter auf der Rosenstraße mit je zwei Meter breiten Korridoren auf beiden Seiten und 20 Euro je Quadratmeter rechnet Wittmair 1,4 Millionen Euro Einnahmen über 20 Jahre vor. Mit diesem Geld könne man eine Überdachung dieser "Mall" gegenfinanzieren. Er ist sich zudem sicher, dass man die Geschäftsleute in der Innenstadt allesamt mit ins Boot holen könnte. "Wer verkaufen will, der zahlt gerne dafür", sagt Wittmair.

Weiter legt das vorgeschlagene Maßnahmenpaket einen Fokus auf die Parkplatzsituation. Die bestehenden Parkhäuser sollen miteinander verbunden und neue errichtet werden. Neben einer Kavernengarage im Neuburger Stadtberg, wie sie Stadtheimatpfleger Jörg Hauk erst vor zwei Jahren erneut ins Gespräch gebracht hatte, ist im Katalog der Linken auch die Rede vom Abriss des Bücherturms, an dessen Stelle ein Parkhaus entstehen könnte. "Die Idee ist nicht von mir", sagt Wittmair lachend und bekennt, dass der Vorschlag eine Streitfrage sein könne. Dennoch befürwortet er einen Ansatz, der an eben jene Idee anknüpft, nämlich, den Bücherturm und das dort enthaltene Bürgerbüro in die Schrannenhalle zu verlegen, damit diese "endlich sinnvoll" genutzt wird.

Mit dem Maßnahmenkatalog möchten Wittmair und seine Mitstreiter alle Einzelhändler in der Innenstadt abklappern, um die Initiative voranzubringen. Exemplare des Magazins liegen in seinem Fotogeschäft aus.

DK

Sebastian Hofmann