Ingolstadt
Von Geländern bis zu Brücken

01.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:44 Uhr

Die ersten Schritte am neuen Arbeitsplatz: Lehrling Benjamin Bretz fixiert das Werkstück, sein Kollege Alexander Jarosch macht sich schon mal an die Schweißarbeiten. Auch das wird Benjamin während seiner Ausbildung lernen. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Gestern war der erste Arbeitstag für die neuen Auszubildenden – auch in der Schlosserei Uhlmann. Benjamin Bretz lernt in den nächsten dreieinhalb Jahren alle Fertigkeiten, die er als Schlosser braucht. Von Messen über Anreißen und Körnen bis hin zu Schutzgasschweißen.

Viel los ist in der Werkstatt der Schlosserei Uhlmann in der Siemensstraße zum Ausbildungsstart nicht. In der großen Halle hängen Unmengen von Werkzeugen an den Wänden, Maschinen stehen im Weg, halb fertige Werkstücke sind eingespannt. In einer Ecke hilft der neue Lehrling Benjamin Bretz seinem Kollegen Alexander Jarosch. "Die zwei machen eine Lamellenkonstruktion für eine Hausfassade", erklärt Chef Dieter Uhlmann. "In Zukunft wird der neue Lehrling dann wie die meisten seiner Kollegen tagsüber auf Montage fahren."

Ans Schweißgerät darf Benjamin an seinem ersten Tag noch nicht. Mit der Druckluftpistole befreit er die über zwei Meter lange Metallkonstruktion von Staub und Sägespänen. "Bis jetzt bin ich den Kollegen halt zur Hand gegangen, hab’ Materialien rumgetragen und befestigt", erzählt Benjamin. Und auch auf eine andere Tätigkeit wurde er von seinen Mitarbeitern vorbereitet. "Um 8.45 Uhr haben mir die Kollegen gezeigt, wo sie immer die Brotzeit holen. Damit ich weiß, wo ich in Zukunft hin muss", sagt er lachend.

Wie ein richtiger Schlosser sieht Benjamin schon aus. Er trägt schwere Sicherheitsschuhe, eine blaue Hose und Jacke aus festem Stoff, sogar ein Namensschild prangt bereits an seiner Brust. "Ich wollte schon immer was Handwerkliches machen", sagt der Lehrling. Die Schlosserei Uhlmann sei sein erster Ansprechpartner gewesen, da er in den Ferien schon ein Praktikum im Betrieb absolviert hatte. Das er hier anfangen konnte, war aber nicht selbstverständlich. "Ich bekomme für jedes Ausbildungsjahr um die 20 Bewerbungen", erzählt Uhlmann. Die Auswahl sei da nicht immer leicht. Etwa fünf fielen meist gleich in der Vorauswahl heraus. "Der Rest wird dann zum Einstellungstest eingeladen. Da müssen die Kandidaten zeigen, dass sie Flächen- und Volumeninhalte ausrechnen können, und dass sie ein räumliches Vorstellungsvermögen haben." Benjamin hat den Meister offenbar überzeugt. "Vor allem durch seine Offenheit und sein Testergebnis", bestätigt Uhlmann.

Jetzt kann Benjamin seinen Traumberuf erlernen. Arbeitsbeginn ist immer um 7 Uhr. Der frühe Start in den Tag ist das einzige, was Benjamin nicht so schmeckt. "Eigentlich bin ich ja ein Langschläfer, aber so lange ich am Wochenende ausschlafen kann, passt das schon", sagt er schmunzelnd. Die Entscheidung für einen kleineren Handwerksbetrieb sei bewusst gefallen. "Hier komm’ ich auch mal raus auf eine Baustelle. Wenn ich zum Beispiel bei Audi lernen würde, wäre ich den ganzen Tag nur drinnen am Band, das wollte ich nicht", erzählt Benjamin. Und gute Zukunftsperspektiven bietet die Schlosserei Uhlmann auch. Einer seiner Vorgänger ist inzwischen schon Meister. Michael Schöffend hat seine Lehre 2003 angefangen und vor kurzem seine Meisterprüfung bestanden. "Das ist natürlich der Optimalfall", berichtet Ausbilder Wlodzimierz Maciejewski. "Aber wenn ein Lehrling gut ist und seine Sache macht, will ich auch, dass er da bleibt, wenn er fertig ist."

Probleme, gute junge Leute für seine Schlosserei zu finden, hat Dieter Uhlmann momentan nicht: "Natürlich greift ein Großunternehmen wie Audi zunächst einige Bewerber mit den besten Noten ab. Es liegt aber an den Handwerksbetrieben selbst, sich guten Nachwuchs heranzuziehen. In den vergangenen Jahren hatten wir da eigentlich nie Probleme." Michael Schöffend ist ein gutes Beispiel – auch für den neuen Lehrling Benjamin Bretz.